Kirchweih Unterampfrach: Wir feiern trotzdem! | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 06.06.2025 06:06

Kirchweih Unterampfrach: Wir feiern trotzdem!

Unterampfrach feiert vom 7. bis 9. Juni 2025 Kirchweih. (Foto: Friedrich Strohmeier)
Unterampfrach feiert vom 7. bis 9. Juni 2025 Kirchweih. (Foto: Friedrich Strohmeier)
Unterampfrach feiert vom 7. bis 9. Juni 2025 Kirchweih. (Foto: Friedrich Strohmeier)

Wie jedes Jahr feiert Unterampfrach an Pfingsten wieder seine eigene Kirchweih.

Erst spät löste sich die Kirchgemeinde von Oberampfrach. Grundherr Georg Ludwig von Seinsheim setzte sich im späten 16. Jahrhundert gegen erhebliche Widerstände durch. Seither bildet Unterampfrach und Haundorf zusammen mit Hilpertsweiler, Stollenhof, Altersberg und Ransbach einen eigenen Pfarrsprengel mit eigenem Pfarrer. Anlässlich der Gründung wurde auch die alte Kapelle umgestaltet und erweitert. Dabei halfen die Bauern mit Hand- und Spanndiensten kräftig mit. Nur die vier Dinkelsbühler Untertanen in Haundorf weigerten sich, wie sich der Seinsheimer Vogt Geyer 1579 bei Seinsheim beklagte. Haundorf feiert auch noch heute seine eigene Kirchweih.

Bewegte Geschichte im Ampfrachgrund

Im Ampfrachgrund waren die Bauern bis ins 19. Jahrhundert wie überall vielen Herrschaften unterworfen. Ihr Aufstand im Jahr 1525 hatte keine nachhaltigen Folgen. Sehr rasch war es den Gerichtsherren, Grundherren, Leibherren und Zehntherren gelungen, mit Gewalt wieder die alte Ordnung herzustellen. Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges brachten viel Leid. So starben 1634 bis 1639 in der Pfarrei 217 Menschen und nur 39 wurden geboren. Die Unsicherheit führte zeitweise dazu, dass die Toten im Garten begraben wurden, weil die Friedhöfe in Haundorf und Oberampfrach nicht erreicht werden konnten. Die Bauernbefreiung im 19. Jahrhundert schuf zwar auch im Königreich Bayern Rechtssicherheit, aber viele Bauern beklagten die hohen Ablösezahlungen, die sie ihren früheren Herren zur Entschädigung leisten mussten. Auch die beiden Weltkriege forderten im Ampfrachgrund zahlreiche Opfer, wie sich auf den „Kriegerdenkmälern“ nachlesen lässt.

Die Kirchenchroniken berichten ausführlich über Unfälle und Naturereignisse, mit denen Einwohner Unterampfrachs zu kämpfen hatten. Sehr häufig wird von Hagelschlägen und Bränden berichtet. Außerordentlich niederschlagsarme Sommer oder späte Fröste zerstörten die Ernte und führten zu steigenden Preisen oder bei der armen Bevölkerung zu Hungersnot. Im frühen 19. Jahrhundert entschlossen sich immer wieder ganze Familien zur Auswanderung nach Amerika, um der Not zu entkommen.

Durch den Bau eines großen Stausees bei Stollenhof wollte man die jährlichen Überschwemmungen im Zentrum des Dorfes vermeiden. Der See erfüllt heute seine Aufgabe hervorragend und ist gleichzeitig ein naturnahes Schutzgebiet, wo sich zahlreiche Vogelarten außerordentlich wohlfühlen.

Ein Dorf im Wandel der Zeit

Heute hat Unterampfrach wie andere Dörfer mit dem Strukturwandel zu kämpfen. Mehrere Mühlen zeugen noch vom untergegangenen Gewerbe der Müller. Auch die Bäckerei gibt es schon lange nicht mehr. Die frühere Schmiede gegenüber der Kirche kennt man auch noch. Ein Kaufladen für den täglichen Bedarf ist seit Jahren geschlossen. Von drei Gastwirtschaften ist eine übrig geblieben.

Aber es gibt auch positive Veränderungen. Das Betriebsgelände eines Landmaschinenhändlers hat ein Eventmanager übernommen. Ein Schreiner fertigt wieder Einzelstücke von Möbeln an. In Hilpertsweiler zeugt eine große E-Ladestation vom Strukturwandel im Verkehrswesen. Auch bei der Erzeugung alternativer Energien ist Unterampfrach anderen Gemeinden weit voraus. Man ist zudem beweglicher geworden und hat seinen Arbeitsplatz in Crailsheim oder sogar in Nürnberg.

Auch vor der Kirche hat der Wandel nicht Halt gemacht. Unterampfrach gehört nun zusammen mit Haundorf und Wildenholz zur Kirchengemeinde Schnelldorf II. Die halbe Pfarrstelle ist vakant und wird von Dekan i.R. Ulrich Spahlinger kommissarisch betreut. Nach 450 Jahren endet nun die Geschichte der Pfarrei Unterampfrach.

Gemeinsam feiern

Zur Kirchweih kommen aber trotzdem alle wieder zusammen. Der Dorfplatz, wo bisher ein kleines Festzelt stand, scheidet heuer als Veranstaltungsort aus. Die Freiwillige Feuerwehr Unterampfrach hilft: Sie stellt ihre Halle und das Betriebsgelände für das Fest zur Verfügung. Die rührigen örtlichen Vereine schaffen es jedes Jahr, ein ordentliches Catering und zünftige Kapellen zu organisieren. Der kleine Gänsehirte am Dorfbrunnen freut sich, wenn es auch heuer in Ampfri wieder heißt: „Kärwa is!“

Die Kirchweih in Unterampfrach beginnt am Samstag mit einem echten Highlight: zum Auftakt gibt es 50 Liter Freibier.  (Foto: Friedrich Strohmeier)
Die Kirchweih in Unterampfrach beginnt am Samstag mit einem echten Highlight: zum Auftakt gibt es 50 Liter Freibier.  (Foto: Friedrich Strohmeier)

Kirchweih Unterampfrach: Auf ein tolles Fest!

Ein Festwochenende mit Freibier, Musik und kulinarischen Highlights wartet auf Sie bei der Unterampfracher Kirchweih.

Von Friedrich Strohmeier
north