Die Fans wurden leise, mit leerem Blick standen und lagen die abgekämpften Profis vom VfL Bochum auf dem Rasen. Dafür legte Trainer Dieter Hecking nach dem 1:1 (0:1) vor heimischer Kulisse gegen den 1. FC Union Berlin verbal nach. Auf die Frage, ob der nach an den Ligaverbleib glaube, konterte Hecking beim Streamingdienst DAZN: „Was soll ich auf die Frage jetzt antworten? Wenn ich jetzt sage, natürlich können wir in Heidenheim gewinnen, wir können auch Mainz zu Hause schlagen. Wir können auch in St. Paul gewinnen.“ Natürlich würden die Spiele weniger, räumte Hecking ein.
Im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga ist der Revierclub trotz seines Punktgewinns der große Verlierer des 31. Spieltags. „Es ist nicht meine Aufgabe, wenn auf der Tribüne alle zusammensacken, verstehe ich die Enttäuschung zu hundert Prozent“, sagte Hecking: „Aber unsere Aufgabe ist es, aus diesem Spiel auch wieder das Positive mitzunehmen.“ Sie hätten am Ende aber den Faden verloren, weil das Publikum ungeduldig geworden sei.
Nach dem Remis gegen die Köpenicker kann er mit den Bochumern bereits am Freitag vorzeitig als erster Absteiger feststehen. Hecking will den Kampf aber nicht aufgeben und verteidigte auch die Chancen auf den Ligaverbleib im Interview sehr emotional mit der verbalen Flucht nach vorn. „Wir wissen, wo unser Problem ist und trotzdem kannst du das Spiel hinten raus gewinnen.“ In der zehnminütigen Nachspielzeit scheiterten die Bochumer aber am glänzend reagierende Union-Keeper Frederik Rönnow.
Zuvor hatte Matus Bero (68. Minute) im Nachschuss nach einem Foulelfmeter den Ausgleich für Bochum erzielt. Benedict Hollerbach (17.) hatte die seit nunmehr sieben Spielen unbesiegten Berliner in Führung gebracht. Angesprochen auf das Bochumer Spiel nach dem Rückstand, wetterte er: „Was erwartet ihr? Erwartet ihr, dass wir hier ein Feuerwerk abbrennen, wenn du gleich so einen Nackenschlag abkriegst. Manchmal verstehe ich eure Fragen nicht.“
Einige bange Minuten hatte Union in der zweiten Halbzeit zu überstehen, nachdem Diogo Leite einen Schuss vor den Kehlkopf bekommen hatte und lange behandelt werden musste. Der Abwehrspieler wurde schließlich mit einer Trage vom Spielfeld gebracht.
Da die direkten Konkurrenten 1. FC Heidenheim und Holstein Kiel ihre Spiele an diesem Spieltag gewonnen hatten, fiel Bochum mit nur 21 Punkten aus 31 Spielen ans Tabellenende zurück. Sollte das Team von Trainer Dieter Hecking auch am Freitag den Showdown in Heidenheim verlieren, stünde der siebte Bundesliga-Abstieg fest. Drei Spieltage vor dem Saisonende beträgt der Rückstand Bochums auf Heidenheim auf dem Relegationsrang 16 nun vier Zähler.
Eigentlich war ein Sieg Pflicht gegen Union, das bereits gerettet ist. Der Druck war dem VfL anzumerken: Nervös und verkrampft spielten die Hausherren, bei denen Routinier Cristian Gamboa überraschend den Vorzug vor VfL-Top-Vorbereiter Felix Passlack erhielt und erstmals in dieser Saison von Beginn an auflief.
Dieser personelle Versuch schlug aber fehl und Hecking nahm den gelb-rot-gefährdeten Gamboa bereits zur Halbzeit wieder vom Feld. Mit dem eingewechselten Georgios Masouras versuchte der VfL noch einmal alles.
Tom Krauß traf per Direktabnahme nur den Pfosten (56.). Wenig später entschied Schiedsrichter Deniz Aytekin nach VAR-Intervention auf Strafstoß. Leopold Querfeld hatte den eingewechselten Dani de Wit im Strafraum gecheckt. Bero scheiterte zunächst an Frederik Rönnow im Union-Tor, erst im Nachschuss glich der Slowake aus.
Früh waren die Gäste bereits glücklich in Führung gegangen. Ein Volleyschuss Hollerbachs nach einer Ecke war abgefälscht worden und hinter dem verdutzten und nahezu regungslosen VfL-Keeper Timo Horn eingeschlagen.
Im Hinspiel am 14. Dezember hatte noch Patrick Drewes im Tor gestanden und war damals von einem Feuerzeug getroffen worden. Das Spiel war damals 25 Minuten lang unterbrochen worden. Die Partie endete 1:1, wurde später aber mit 2:0 für Bochum gewertet. Die Berliner zogen dagegen bis vor das Ständige Schiedsgericht, das erst in dieser Woche entscheiden will.
Die Partie am Sonntag galt wegen des ansgespannten Verhältnisses beider Clubs und Fangruppierungen als Risikospiel. Beide Clubs hatten aber Sticheleien oder Provokation vor dem Duell vermieden.
Für die Union-Fans galt dies nicht. Weit vor dem Spiel schon skandierten die mitgereisten Anhänger Schmähgesänge gegen den VfL und entrollten ein Plakat mit einem Feuerzeug, auf dem „Feuer und Flamme für Union“ stand. Ansonsten blieb es laut Polizei Bochum aber ruhig.
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