Einmal ist sogar Augsburg-Boss Michael Ströll das kleine Malheur passiert. Statt bei seinem neuen Sportdirektor rief er bei jenem von Hertha BSC an - beide Manager heißen Benjamin Weber. Er habe den Augsburger Weber dann in seinem Handy anders abgespeichert, erzählte Ströll grinsend bei der Vorstellung des neuen FCA-Sportchefs. Der wiederum erzählte, dass just diese Verwechslung bereits mehr als einmal vorkam.
In Augsburg gibt es künftig aber nur einen Benni Weber. Trotz einer respektablen Saison in der Fußball-Bundesliga und der drittbesten Punkteausbeute der Vereinshistorie hatte sich der FCA ja von Trainer Jess Thorup und Sportdirektor Marinko Jurendic getrennt. Der bisherige Paderborner Weber soll die Schwaben auf ein neues Level heben. „Er passt perfekt zu unserer Ausrichtung“, sagte Ströll und wirkte sehr zufrieden.
Am Freitag ging es offiziell los für den neuen Manager. Gleich bei seiner Vorstellung machte der 42-Jährige klar, dass er es menscheln lassen will. „Man kann hier authentisch sein, man kann sein, wie man ist. Das ist mir ganz wichtig: Ich möchte mich nicht verstellen. Ich möchte mutig sein in meinen Entscheidungen. Ich möchte mir selbst treu bleiben.“
Eine konkrete Zielvorgabe für die Tabelle äußerte er - wie zuletzt schon der neue Coach Sandro Wagner - vor seiner Bundesliga-Premiere nicht. „Es macht keinen Sinn, einen Tabellenplatz zu nennen“, sagte er. Einstellig solle es werden, das hatte sich Ströll zuletzt für sein Team gewünscht.
Klar, zunächst müsse der Klassenerhalt so schnell wie möglich fix gemacht werden - an der Herangehensweise hat sich in Augsburg auch nach eineinhalb Jahrzehnten in der Bundesliga nichts geändert. Aber dann soll nach oben geschielt werden - einmal waren die Fuggerstadt schon im Europacup.
Keine graue Maus mehr sein, das will der FC Augsburg. Und Weber hat Lust auf die Aufgabe, wie er betonte. „Ich glaube, dass noch einiges entstehen kann. Man kann hier Geschichten schreiben, hier ist noch nicht alles geschrieben worden“, sagte er. „Ich will ein Teil neuer Geschichten sein, ein Teil von Dingen, die noch nicht passiert sind.“
Die Weiterentwicklung von jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchszentrum stehe besonders im Fokus. „Wenn wir die beste Quelle der Spieler bei uns haben, haben wir ganz viel richtig gemacht“, sagte Weber. Anders als seine Vorgänger Stefan Reuter und Jurendic werde er übrigens nicht bei Spielen auf der Trainerbank sitzen, kündigte Weber an.
Zudem soll der gebürtige Hesse mit seiner Erfahrung unter anderem als Assistent von Thomas Tuchel bei Paris Saint-Germain und dem FC Chelsea auf dem Transfermarkt punkten. „Das internationale Netzwerk ist natürlich Gold wert. Auch heute noch, wenn wir über Spieler sprechen, die aus dem französischen oder englischen Raum kommen“, sagte Weber.
Zugleich aber meinte er, dass es aktuell keinen akuten Handlungsbedarf gebe im Team. „Ich sehe keine Not, weil wir einen sehr guten Kader haben.“ Auf dem Sommertransfermarkt bleibe der FCA daher „nicht unbedingt proaktiv, aber immer aufmerksam“. Bislang haben die Schwaben die Flügelstürmer Elias Saad (St. Pauli) und Kyliane Dong (Troyes) sowie die Mittelfeldspieler Robin Fellhauer (Elversberg) und Han-Noah Massengo (Burnley) verpflichtet.
An diesem Samstag geht es ins Trainingslager nach Österreich. Dort will Weber die Spieler und Trainer dann richtig kennenlernen. Er stellt sich auf jeden Fall schon mal darauf ein, eine Runde Drinks im Hotel auszugeben.
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