Harry Kane konnte nach seinem Hattrick schon wieder einen Spielball im Rucksack als Trophäe mit nach Hause nehmen. Und oben auf der Tribüne der Allianz Arena kam es bei den Bayern-Bossen im Jubelrausch des meisterlichen 6:0 (3:0)-Statements gegen RB Leipzig zu einem Handschlag mit Symbolkraft.
Vereinspatron Uli Hoeneß reichte nach Tor Nummer drei Max Eberl „die Hand rüber, und ich habe sie gerne genommen“, wie der Sportvorstand erzählte. Es war eine Botschaft des Eröffnungsspiels der 63. Bundesligasaison: Unten auf dem Platz und oben bei der Vereinsführung herrscht Zusammenhalt.
Auch wenn Hoeneß als Mitglied des mächtigen Aufsichtsrates dem Sportchef Eberl in dieser Woche mit seiner Leihen-statt-Kaufen-Ansage die Aufgabe, noch einen Offensivspieler zu holen, im Transferendspurt erschwert hatte.
Doch auch Eberl war am Freitagabend im Siegesglück gut drauf. Er fügt sich notgedrungen in die Vorgabe, noch einen oder zwei Leihspieler zu holen. „Wir haben noch zehn Tage Zeit, Dinge zu realisieren, die wir im Kopf haben“, sagte der 51-Jährige: „Das ist nicht so einfach. Jetzt ist noch die Phase, wo viele, die abgeben wollen, eher auf einen Transfer schielen, um Geld zu verdienen.“
Der Handlungsdruck im Offensivbereich besteht weiter, auch wenn die Torgala gegen Sparringspartner Leipzig einen anderen Eindruck vermitteln konnte. Dreimal Kane, zweimal Michael Olise, einmal Millionen-Zugang Luis Díaz - die Bayern setzten gleich „ein Statement“, wie Torjäger Kane frohlockte.
Trainer Vincent Kompany lobte „Energie“ und „Spielfreude“, Eberl sprach von „einer Duftmarke“, die gesetzt wurde. „Wenn die Mannschaft einmal rollt, dann rollt sie“, befand Nationalspieler Leon Goretzka.
Und besonders ins Rollen kam die Abteilung Attacke, in der neben den drei Torschützen Kane, Olise und Luis Díaz auch noch Nationalspieler Serge Gnabry auf der Zehner-Position des verletzten Jamal Musiala grandios aufspielte. „Er ist ein sehr unterschätzter Spieler“, bemerkte Kompany, der den 30-jährigen Gnabry sehr wertschätzt und auch „die Möglichkeiten mit ihm im Zentrum“.
„Unsere Offensive hat geliefert“, frohlockte Eberl. Und doch wissen alle Entscheider beim Rekordmeister sowie die Topspieler, dass bei aller Qualität die Zahl der Offensiv-Asse für drei Wettbewerbe und allerhöchste Ziele nicht ausreichen wird. „Wir können alle zählen. Wir wissen alle, wie viele Spieler gegangen sind, wie viele Spieler gekommen sind“, sagte Joshua Kimmich.
Zumal im Saisonverlauf deutlich stärkere Gegner auf die Bayern zukommen werden als die orientierungslosen Leipziger mit Ole Werner, der nach seinem ersten Liga-Spiel als RB-Coach von einer „desaströsen Leistung“ sprach. Der neue Kapitän David Raum befand: „Wir haben direkt aufs Maul bekommen.“
Und das von einem Bayern-Ensemble, „das als Gruppe eine Lust ausstrahlt“, wie Eberl freudig feststellte. Auch Kane hob hervor, wie man miteinander und füreinander auf dem Platz arbeite. Trainer und Team treten zum Start ins zweite Kompany-Jahr als verschworene Einheit auf. Wichtiger als das hohe Ergebnis war darum auch für Führungsspieler Kimmich die Erkenntnis, dass das Team nicht am Anfang steht, sondern auf einem festen Fundament aufbauen kann.
„Man hat nicht das Gefühl, dass wir in dieser Saison von null starten. Es war in den letzten Jahren oft so, dass es den einen oder anderen Trainerwechsel gab. Das ist jetzt anders“, dozierte Kimmich zum Start in seine persönlich elfte Bayern-Spielzeit. „Man hat das Gefühl, dass wir uns eine gewisse Basis erarbeitet haben in der letzten Saison. Jeder weiß, was der Trainer erwartet.“ Und die Stars liefern auf dem Platz ab - zumindest mal zum Saisonstart.
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