Vom Feuerwehrmann zum Brandstifter? „Bin kein Pyromane“ | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 31.03.2025 03:33, aktualisiert am 31.03.2025 12:53

Vom Feuerwehrmann zum Brandstifter? „Bin kein Pyromane“

Der Angeklagte hat mehrere Brandstiftungen gestanden. (Foto: Angelika Resenhoeft/dpa)
Der Angeklagte hat mehrere Brandstiftungen gestanden. (Foto: Angelika Resenhoeft/dpa)
Der Angeklagte hat mehrere Brandstiftungen gestanden. (Foto: Angelika Resenhoeft/dpa)

„Ich bin kein Pyromane, glauben Sie mir das!“ Schon in seiner Jugend sei er bei der Feuerwehr gewesen, 35 Jahre seien es mittlerweile, schildert ein 47-Jähriger vor dem Landgericht Aschaffenburg. Und erklärt zugleich, etwa ein Dutzend Brände am Untermain gelegt oder es zumindest versucht zu haben.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, einen notorisch zündelnden Mann vor sich zu haben. Der IT-Techniker soll im hessisch-bayerischen Grenzgebiet Holzstapel, Wälder, Wiesen und Hochsitze, aber auch das Wochenendhäuschen einer Familie und eine Waldhütte angezündet haben. 

Konkret geht es um zwei Fälle der schweren Brandstiftung, 20 Fälle der vollendeten Brandstiftung und drei Fälle der versuchten Brandstiftung zwischen 2018 und 2024.

Ausgeklügelte Technik zur Verschleierung der Taten

Nach Erkenntnis der Ermittler baute der Angeklagte eine sich selbst entzündende Vorrichtung, die er an den Tatorten platzierte und die erst 12 bis 24 Stunden nach der Ablage in Brand geriet. Bei der Spreng- und Brandvorrichtung handelt es sich laut Anklage um eine Konstruktion aus Batterien, einem Relais, eine Art Schalter, sowie Behältnissen, die mit brennbaren Flüssigkeiten wie Desinfektionsmitteln gefüllt waren. 

„Zur weiteren Verschleierung seiner Täterschaft überzog der Angeklagte die Konstruktion mit einem brennbaren Lack“, erläutert Staatsanwalt Simon Schultheiß. „Damit wollte der Angeklagte sicherstellen, dass Spuren auf der Oberfläche der Konstruktion wie Fingerabdrücke oder DNA vernichtet würden.“

Ziel des Feuerwehrmannes sei es gewesen, „aus den Brandstiftungen für sich ein Gefühl der Überlegenheit zu ziehen und die vermeintliche Hilflosigkeit und Verwirrung der Ermittlungsbehörden und der Bevölkerung zu genießen“. 

Feuer aus Frustration?

„Es ging nie um mich“, versichert das Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr im südhessischen Odenwaldkreis. Vielmehr habe er aus Frust und Verbitterung gehandelt, weil seine Feuerwehr nach der Corona-Pandemie aus seiner Sicht nicht genug gewürdigt worden sei. Er habe der Feuerwehr für ihre Arbeit Lob und Anerkennung der Bevölkerung verschaffen wollen und gute Presse. 

„Feuerwehr ist wie Familie“, erzählt der gelernte Elektroniker. „Man entwickelt Verantwortungsgefühl gegenseitig und man steht füreinander ein.“ Es tue ihm leid. „Ich habe viele Leute enttäuscht.“ 

Richter misstrauisch

Dass der 47-Jährige nur einen Teil der angeklagten Taten einräumt, kann der Vorsitzende Richter nicht nachvollziehen. „Es ist schwer zu glauben, dass noch einer rumläuft“, sagt Karsten Krebs mit Blick auf die Theorie, ein weiterer Brandstifter sei in der Region unterwegs und nutze Brandvorrichtungen wie die des Angeklagten. 

„Ich weiß nicht, ob es einen weiteren Täter gibt“, entgegnet der 47-Jährige. „Ich glaube eher nicht, das ist sehr unwahrscheinlich.“ Er gebe dennoch nur die Taten zu, die er begangen habe.

Wald in Flammen

Dass er im Hitzesommer 2023, als es lange nicht regnete, ein Feuer in einem Wald im Landkreis Miltenberg gelegt habe, könne er sich heute nicht mehr erklären. Die Waldbrandgefahr in der Region war nach Worten des Vorsitzenden Richters damals besonders groß. Um die 100 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen. „Einige waren vollkommen erschöpft aufgrund der Hitze. (...) Wie kann man das machen, wenn die Feuerwehr, so wie Sie es schildern, Ihr Ein und Alles war?“

Der Prozess soll am 8. April fortgesetzt werden.

© dpa-infocom, dpa:250331-930-419043/5


Von dpa
north