Einzelzeitfahren: Vingegaards gelbes Glück in Rocamadour | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 23.07.2022 17:59

Einzelzeitfahren: Vingegaards gelbes Glück in Rocamadour

Dem Dänen Jonas Vingegaard genügte im Einzelzeitfahren Platz zwei, um das Gelbe Trikot zu verteidigen. (Foto: Thibault Camus/AP/dpa)
Dem Dänen Jonas Vingegaard genügte im Einzelzeitfahren Platz zwei, um das Gelbe Trikot zu verteidigen. (Foto: Thibault Camus/AP/dpa)
Dem Dänen Jonas Vingegaard genügte im Einzelzeitfahren Platz zwei, um das Gelbe Trikot zu verteidigen. (Foto: Thibault Camus/AP/dpa)

Jonas Vingegaard küsste in der Felsenstadt Rocamadour Freundin Trine und drückte Tochter Frida eine dänische Fahne in die Hand. Den 25-Jährigen trennt nur noch die Tour d'Honneur auf den Pariser Champs-Élysées vom ersten Tour-Triumph seiner Karriere.

Im Einzelzeitfahren am Samstag genügte dem Dänen Platz zwei, um das Gelbe Trikot des Spitzenreiters bei der Frankreich-Rundfahrt erfolgreich zu verteidigen. Vingegaard liegt nach 20 Etappen 3:34 Minuten vor Titelverteidiger Tadej Pogacar, der im Kampf gegen die Uhr Platz drei belegte.

Den Tagessieg auf dem hügeligen 40,7 Kilometer langen Kurs von Lacapelle-Marival nach Rocamadour sicherte sich Wout van Aert. Der Belgier benötigte 47:49 Minuten, was einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 50,9 Stundenkilometern entspricht.

„Heute war ein Traumszenario. Ich bin super-platt nach drei Wochen und habe noch einmal alles gegeben“, sagte der in Tränen aufgelöste van Aert. Am Fuße des Podiums fiel er seinem Teamkollegen und designierten Tour-Sieger Vingegaard in die Arme. „Ich wollte die Etappe und für Jonas das Gelbe Trikot.“

Bester Deutscher wurde Maximilian Schachmann nach einer starken Leistung auf Platz neun. „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung“, sagte Schachmann. „Am Morgen hatte ich gar kein gutes Gefühl, dann habe ich im Bus nochmal eine Stunde geschlafen. Die Leistung gibt mir Zuversicht für die kommenden Wochen.“

Unter den acht verbliebenen deutschen Startern war kein reiner Zeitfahrspezialist. Doch selbst nach der insgesamt sehr schnellen und schweren Tour schonten sich die Profis im Kampf gegen die Uhr nicht. „Es war extrem hart. Es war jeden Tag Vollgas, selbst das Zeitfahren. Da konnte man sich nicht einfach mal die Landschaft angucken“, sagte der deutsche Meister Nils Politt.

Simon Geschke trug einmal mehr das Trikot des besten Bergfahrers - stellvertretend für den Wertungsführenden Vingegaard. Auch nach Paris wird der Berlin in dem weißen Trikot mit den roten Punkten fahren und dort von Familie und Freunden empfangen werden. Mit neun Tagen als bester der Bergwertung sorgte Geschke unbestritten für das Tour-Highlight aus deutscher Sicht. „Der Frust saß tief, mittlerweile bin ich froh über das Erreichte. Ich habe eine gute Show abgeliefert“, sagte Geschke.

Dennoch ist es kein Vergleich zu dem, was in den kommenden Tagen in Dänemark passieren wird. Für Vingegaard dürfte es ähnlich wie 1996 für Bjarne Riis einen großen Empfang in Kopenhagen geben. Schon beim Auftakt der Tour in der dänischen Hauptstadt rührten 10 000 frenetische Fans bei der Team-Präsentation Vingegaard zu Tränen. Nun kehrt er als Triumphator heim, wenn er am Sonntag nicht noch so schwer stürzt, dass er die Tour nicht fortsetzen kann.

Am Sonntagmorgen startet das Peloton bereits in Paris zur Tour d'Honneur, jener Schlussetappe, auf der traditionell das Gelbe Trikot nicht mehr angegriffen wird. Von der La Défense Arena geht es zunächst aus der Stadt raus in Richtung Westen, ehe man über die Cote du Pavé des Gardes ins Zentrum fährt und auf den Champs-Élysées die obligatorischen Schlussrunden dreht. Favorit auf den Sieg nach 115,6 Kilometern ist van Aert, der bereits im Vorjahr dort gewann.

© dpa-infocom, dpa:220723-99-131571/7

north