Was für eine spannende Vorstellung: Man stirbt und kann sich nach dem Tod für eine wunderbare Ewigkeit entscheiden. Für immer am Meer leben, in den Bergen entspannen oder endlos auf einer Jacht cruisen? Es könnte für Joan („Marvel“-Star Elizabeth Olsen), die im hohen Alter an Krebs gestorben ist, noch so erholsam sein.
Doch in der Verteilstation im Jenseits trifft sie nicht nur ihren ebenfalls kürzlich verstorbenen Ehemann Larry (Miles Teller, „Whiplash“, „The Gorge“), mit dem sie 65 Jahre glücklich verheiratet war. Es taucht auch noch ihre erste große Liebe Luke (Callum Turner, „Phantastische Tierwesen“) auf.
Ihr erster Ehemann Luke war 67 Jahre zuvor im Krieg gefallen und hat - wie romantisch - jahrzehntelang als Barkeeper in der Verteilstation auf die Ankunft seiner großen Liebe gewartet. Und damit steckt Joan in einem Dilemma. Mit wem soll sie ihre Ewigkeit verbringen?
Angeleitet und beeinflusst von den persönlichen Jenseits-Koordinatoren Anna und Ryan (sehr witzig: Da’Vine Joy Randolph und John Early) versuchen Luke und Larry für sich zu werben. Und Joan darf - ausnahmsweise - die Ewigkeit mal mit dem einen und mal mit dem anderen ausprobieren. Leichter wird die Entscheidung deshalb nicht.
„Eternity“ von David Freyne geht Gedanken nach, die wohl jeder schon hatte, der einer verflossenen Liebe nachgetrauert hat. Wie wäre wohl das Leben mit dem- oder derjenigen gewesen? Wenn man noch mal neu entscheiden dürfte, welchen Weg würde man dann gehen? Oder hat sich am Ende die Erinnerung an etwas Schönes nur zu einem riesigen Wunschtraum aufgeblasen, der den Realitycheck gar nicht überstehen würde?
In „Eternity“ landen die Seelen der Verstorbenen als die Version von sich selbst im Jenseits, in der sie am glücklichsten waren. Dementsprechend jung und gut aussehend ist das Trio. Witzig ist, wenn die eigentlich ja im hohen Alter gestorbenen Eheleute sich wie Kinder darüber freuen, dass auf einmal Kniebeuge und Hüftkreisen wieder schmerzfrei möglich sind.
Elizabeth Olsen spielt den emotional überwältigenden Konflikt durchaus eindringlich, wobei das nach einer längeren Zeit der Hysterie dann doch auch überzogen komisch wirkt. Miles Teller nimmt man den fürsorglichen, wenig aufregenden und doch wunderbaren Ehemann genauso gut ab wie Callum Turner den heißblütigen und romantischen Liebhaber. Die Chemie zwischen dem Trio passt.
Besonders unterhaltsam ist die riesige Auswahl an Zwischenwelten, die zudem auch von den Verkäufern wie auf einer großen Messe beworben werden. Da blättern Kinder im Prospekt der Cowboy-Welt, es gibt kostenlosen Wein in rauen Mengen am Stand der Jacht-Welten, die Weimar-Welt wirbt mit „100 Prozent weniger Nazis!“ und es gibt Menschen, die aus der Museums-Welt flüchten wollen, weil sie die vielen langweiligen Kunstwerke in Dauerschleife nicht mehr ertragen.
Am Ende bringt „Eternity“ noch überraschend viel Dramatik und Wendungen auf die große Leinwand. Der Film im farbenfrohen Stil der 50er Jahre ist sowohl witzig, romantisch und unterhaltsam als auch durchaus ernsthaft. Er stellt die Frage, wie perfekt ein Leben eigentlich sein kann und was glücklich macht. Er ist ein Plädoyer dafür, dass das große Glück wahrlich nicht immer perfekt sein muss.
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