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Veröffentlicht am 11.09.2022 20:34

„Etwas Historisches“: Vuelta-Sieger Evenepoel erlöst Belgien

Remco Evenepoel feiert im Roten Trikot und im Beisein seiner Freundin (r) und Teamkollegen den Sieg bei der 77. Spanien-Rundfahrt. (Foto: David Pintens/BELGA/dpa)
Remco Evenepoel feiert im Roten Trikot und im Beisein seiner Freundin (r) und Teamkollegen den Sieg bei der 77. Spanien-Rundfahrt. (Foto: David Pintens/BELGA/dpa)
Remco Evenepoel feiert im Roten Trikot und im Beisein seiner Freundin (r) und Teamkollegen den Sieg bei der 77. Spanien-Rundfahrt. (Foto: David Pintens/BELGA/dpa)

Remco Evenepoel streckte seine Arme in den Abendhimmel Madrids und holte sich direkt nach der Zieldurchfahrt ein Küsschen von seiner Freundin ab.

Mit gerade einmal 22 Jahren sicherte sich der Belgier am Sonntag in Madrid den Gesamtsieg der 77. Spanien-Rundfahrt und beendete nach 44 Jahren eine lange Durststrecke der Radsportnation Belgien. Johan De Muynck war 1978 beim Giro d'Italia der letzte Belgier, der eine der drei großen Landesrundfahrten gewann - Freddy Maertens siegte ein Jahr zuvor bei der Vuelta.

„Jetzt ist es wirklich offiziell. Ich war heute schon etwas nervös, aber wir haben es perfekt hinbekommen. Es ist etwas Historisches für mein Team, für mein Land und für mich selbst. Wir können wirklich stolz darauf sein, was wir geleistet haben“, sagte Evenepoel im Anschluss.

Den Tagessieg sicherte sich nach 96,7 Kilometern im Sprint der Kolumbianer Juan Sebastián Molano vor dem dänischen Ex-Weltmeister Mads Pedersen. Der Pfälzer Pascal Ackermann, für den Tagessieger Molano den Sprint eigentlich anfahren sollte, wurde Dritter der Tageswertung und beendete die 77. Spanien-Rundfahrt ohne Etappensieg.

Mit 2:02 Minuten Vorsprung konnte sich Evenepoel letztlich gegen den Spanier Enric Mas durchsetzten. Dessen 19-jähriger Landsmann Juan Ayuso wurde mit 4:57 Minuten Rückstand Dritter. Evenepoels wohl größter Widersacher Primoz Roglic hatte das Rennen nach der 16. Etappe aufgeben müssen. Der Vuelta-Sieger der vergangenen drei Jahre hatte mit 1:26 Minuten Rückstand in der Gesamtwertung Rang zwei belegt. Ein Sturz auf der Zielgeraden machten die Hoffnungen von Roglic auf einen vierten Sieg in Serie jedoch zunichte.

Evenepoel nährt indes nun die Hoffnung, auch der erste belgische Tour-Sieger seit 1976 (Lucien Van Impe) zu werden. Je fünfmal hatte zuvor „der Kannibale“ Merckx unter anderem die Tour und den Giro gewonnen - dreimal wurde er Straßenrad-Weltmeister. „Er wird vielleicht noch besser als ich. Remco hat alle Qualität, um es zu schaffen“, sagte die Radsport-Legende Merckx im August 2019, nachdem Evenepoel mit 19 Jahren beim anspruchsvollen Eintagesrennen Clásica San Sebastián in Spanien seinen ersten großen Sieg gefeiert hatte.

Nur fünf Tage danach wurde er Zeitfahr-Europameister. Wenige Wochen später ließ er mit Platz zwei bei der WM in Harrogate im Kampf gegen die Uhr erneut aufhorchen. Superlative wie Jahrhunderttalent, Wunderkind oder „kleiner Kannibale“ hafteten schnell an Evenepoel. „Ich bin nicht der neue Eddy Merckx, ich bin Remco Evenepoel“, erwiderte der Hochgelobte damals.

Viel hätte nicht gefehlt und Evenepoel hätte eine Fußballer-Laufbahn eingeschlagen. Neun Junioren-Länderspiele (U16 und U15) bestritt er. Für PSV Eindhoven, RSC Anderlecht und KV Mechelen spielte er als linker Verteidiger - ehe er sich im Jahr 2017 der besseren Perspektive wegen dem Radsport widmete.

Einen ersten Bruch in Evenepoels junger Karriere gab es am 15. August 2020, als er bei der Lombardei-Rundfahrt auf einer Abfahrt mit einer Brückenmauer kollidierte und fast zehn Meter in eine Schlucht hinabstürzte. Einen Beckenbruch und eine Lungenquetschung zog sich Evenepoel damals zu - nur muss man im Nachhinein sagen. Rund acht Monate musste Evenepoel danach pausieren, kehrte dann mit seinem Grand-Tour-Debüt beim Giro d'Italia zurück, musste diesen aber drei Tage vor Ende nach einem Sturz beenden. Etwas mehr als zwei Jahre später tütete er nun seinen ersten Grand-Tour-Gesamtsieg ein.

© dpa-infocom, dpa:220911-99-720415/8

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