Fake Freckles: Was steckt hinter dem Make-up Trend? | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 06.08.2024 00:07

Fake Freckles: Was steckt hinter dem Make-up Trend?

Die hier sind echt und sehen fantastisch aus. Wer von Natur aus keine Sommersprossen hat, kann aber mit ein paar Tricks nachhelfen. (Foto: Jose Luis Carrascosa/Westend61/dpa-tmn)
Die hier sind echt und sehen fantastisch aus. Wer von Natur aus keine Sommersprossen hat, kann aber mit ein paar Tricks nachhelfen. (Foto: Jose Luis Carrascosa/Westend61/dpa-tmn)
Die hier sind echt und sehen fantastisch aus. Wer von Natur aus keine Sommersprossen hat, kann aber mit ein paar Tricks nachhelfen. (Foto: Jose Luis Carrascosa/Westend61/dpa-tmn)

Pippi Langstrumpf ist ohne sie undenkbar, heute sind sie ein Beauty-Trend: Viele Menschen sind derzeit verschossen in Sommersprossen. Und zwar nicht nur in die echten, die uns quasi in die Wiege gelegt werden.

Auf Social Media diskutieren Influencerinnen und Beauty-Begeisterte, mit welchen Hilfsmittelchen man die Sprossen am besten ins Gesicht bekommt, wenn man eigentlich gar keine hat. Die „Vogue“ widmete dem Thema Fake Freckles (falsche Sommersprossen) im März einen Online-Artikel rund um „Einfache Methoden, mit denen Sie die perfekten Sommersprossen schminken“. Und die „Elle“ beschäftigte sich im Juli mit der Frage, wie Model Hailey Bieber ihre natürlichen Sommersprossen zum Blickfang macht - und wie man den Look mit einem Freckles Pen, also einem speziellen Sommersprossenstift, nachahmen kann.

Ein kurzlebiger Sommertrend? Nein, sagt der Make-up-Artist Patrick Maldinger. Im Gegenteil. „Das ist wirklich ein Look, den man völlig zeitlos jedes Jahr verwenden kann und der immer gut aussehen wird.“ 

Warum haben manche Menschen eigentlich Sommersprossen, andere nicht?

Sommersprossen sind letztlich nichts anderes als Ansammlungen von Zellen, die Melanin enthalten, also dunkle Pigmente. Ob es zu einer Überproduktion von Melanin kommt, also Sommersprossen auf natürlichem Weg entstehen, hängt aber von der jeweiligen Veranlagung ab. Denn dahinter steckt eine – harmlose – Genmutation, die vor allem bei sehr hellen Hauttypen vorkommt, erklärt die Kölner Dermatologin Uta Schlossberger. 

Und das heißt umgekehrt auch: Nachhelfen, indem man seine Nase in die Sonne hält, kann man nur, wenn man auch die entsprechende Veranlagung für Sommersprossen hat. „Wenn man diese Mutation im Gen-Lokus MC1R nicht hat, dann kann man Sommersprossen auch nicht hervorrufen“, sagt Ärztin Schlossberger.

Wie kommt man also zu Sommersprossen, wenn man eigentlich keine hat?

Mithilfe von Make-up lassen sich die Sprossen auch täuschend echt aufmalen. Mittlerweile gibt es in Drogerien und Co. spezielle Sommersprossen-Stifte, etwa solche, die an flüssige Eyeliner erinnern. Doch man kann auch ein paar andere Schönheitshelfer zweckentfremden.

Wer einfach mal ausprobieren möchte, ob Fake-Freckles etwas für einen sind, der kann etwa zu Lidschatten greifen. Für den Look braucht es Patrick Maldinger zufolge nicht mehr als einen spitzen Pinsel und einen möglichst matten, hellbraunen bis mittelbraunen Lidschatten. 

Nun mit dem Pinsel kleine Lidschattenpunkte auf der Nase setzen – und von dort aus nach außen in Richtung Wangenknochen wandern. Maldinger empfiehlt für einen möglichst natürlichen Look ruhig etwas „unordentlich“ zu arbeiten und Freckles in verschiedenen Größen zu platzieren. Anschließend kann man die Punkte mit dem Finger leicht verblenden.

Der Vorteil dieser Methode: „Man hat eine gute Kontrolle mit dem kleinen Pinsel, kann die Sommersprossen wirklich punktuell setzen“, sagt Maldinger. „Der Nachteil ist, dass es nicht so lange hält.“ Auch dann nicht, wenn man mit Fixierspray nacharbeitet - und sich nicht dauernd ins Gesicht fasst. 

Und: Der eigentliche Vorteil der Methode, die Präzision, mit der man arbeiten kann, ist auch ein Nachteil. Die Sommersprossen wirken dann zu akkurat gesetzt – anders als echte Sommersprossen, die selten gleichmäßig aussehen.

Welche Methoden halten länger?

Patrick Maldinger rät für ein noch besseres Ergebnis, die falschen Sommersprossen mithilfe einer Zahnbürste aufzuspritzen. Dafür braucht man sogenanntes Wasser-Make-up, wie es etwa im Fasching oder von Maskenbildnern verwendet wird, und einen Pinsel. Mit letzterem mischt man das hellbraune Make-up mit Wasser an und gibt anschließend etwas Farbe auf die Borstenspitzen. „Dann mit dem Daumen über die Borsten reiben, sodass sie langsam wegspringen und die Farbe ins Gesicht spritzt.“

Die Bürsten-Methode geht schnell, erfordert aber ein wenig Übung und Geschick, schließlich müssen die braunen Spritzer auch tatsächlich auf Nase und Wangen landen. Am besten gibt man deshalb zunächst nur ein wenig stark verwässerte Farbe auf die Borsten, rät Maldinger. „Der Vorteil ist, dass es ultra-natürlich wirkt.“ Außerdem halten die Fake-Freckles aus Wasser-Make-up deutlich länger als die Lidschatten-Variante, nämlich gut und gerne bis zum nächsten Abschminken.

Make-up-Artist Ricarda Zill vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) hat noch einen anderen Tipp: zu farbigen Augenbrauengelen greifen. Die gibt es etwa in dunkelblond, braun oder dunkelbraun - und sie haben einen kleinen Pinsel oder dünnen Applikator, mit denen man die falschen Sommersprossen gut im Gesicht platzieren kann. Für ganz kleine Sommersprossen könne man die Punkte auch mit einem Zahnstocher setzen, so Zill. Dafür einfach das Gel auf die Spitze geben und kleine Pünktchen kreieren.

Der Vorteil: Greift man zu Longlasting-Produkten, können die Fake Freckles auch heiße Sommertage und Schweiß überstehen. „Und wenn man keine Lust mehr auf seinen neuen Look hat, hilft ein Peeling, die Sommersprossen wieder schnell loszuwerden“, so Zill. „Auch ein Sommer-Make-up kann einfach über die Sommersprossen geschminkt werden, sodass die „Fake Freckles“ immer noch durchschimmern.“

Was für Möglichkeiten gibt es noch?

Denkbar ist auch, mit farbigem Ansatzhaarspray zu arbeiten. Eine schnelle Methode, die Patrick Maldinger zufolge lange Haltbarkeit verspricht, dafür aber in etwas größeren Sommersprossen enden kann. Leichter geht's unter Umständen, wenn man ein Sieb vor den Sprühkopf hält. In jedem Fall sollte man aber sehr kontrolliert sprühen und die zu groß geratenen Freckles direkt mit dem Finger wegwischen.

Wichtig in jedem Fall: Gehen Sie bei Produkten wie Haarsprays, die nicht explizit für die Verwendung auf der Gesichtshaut konzipiert sind, besonders vorsichtig vor. „Die Haut im Gesicht ist ja eine andere als auf dem Kopf“, sagt Dermatologin Uta Schlossberger. „Sie ist nicht ganz so abwehrfähig, viel dünner und die Barriere kann viel schneller geschädigt werden.“ 

Ihr Rat, um eine mögliche Kontaktallergie rechtzeitig zu erkennen: das Spray zunächst nur auf eine kleine Stelle sprühen – und dann 72 Stunden warten. „Wenn nichts passiert, dann kann man das machen.“

Kann man sich Sommersprossen auch tätowieren lassen?

Ja, das geht. Wer überlegt, sich Fake Freckles stechen zu lassen, sollte aber wissen, dass man die tätowierten Sommersprossen dann erst mal nicht mehr los wird.

Laut Urban Slamal, Vorstand des Bundesverbands Tattoo, würden die Fake Freckles zwar wie alle Tätowierungen mit der Zeit blasser. „Ich würde aber keine Garantie darauf geben, dass sie nach drei Jahren auf wundersame Weise verschwinden“, so der Experte. „Letzten Endes ist das Stechen dieser Fake Freckles nichts anderes als eine ganz normale Gesichtstätowierung, also mit allem, was dazugehört.“ Also auch mit Schmerzen, die Slamal zufolge vor allem im Gesicht nicht zu unterschätzen seien. 

„Vorab sollte man sich meines Erachtens tatsächlich, wie bei jeder Tätowierung, die Frage stellen: Will ich das länger als nur vorübergehend?“, rät Slamal. „Das heißt, ich würde auf jeden Fall mal vorher das Ganze mit nichtpermanenter Kosmetik vorarbeiten, mir das mal eine Zeit lang angucken und schauen, wie es mir gefällt.“

Er empfiehlt außerdem, den Tätowierer oder die Tätowiererin sorgsam auszuwählen. Denn wie natürlich die Fake Freckles ausfallen, hängt letztlich vor allem vom individuellen Können ab. „Und ich würde vielleicht davon Abstand nehmen, das im Sommer machen zu lassen, denn ich vernichte ja durch die Tätowierung zunächst mal den Teil der Hautschicht, der dafür zuständig ist, Sonnenschutz zu gewährleisten. Und das ist, selbst wenn ich mit noch so viel Sunblocker darüber gehe, ganz am Anfang keine gute Idee.“

Übrigens: Will man die tätowierten Fake Freckles mit Hilfe einer Laser-Behandlung wieder loswerden, sollte man das ebenfalls nicht im Sommer machen lassen. Denn die betroffene Haut sollte Dermatologin Uta Schlossberger zufolge nach einer Pigmentlaserung mindestens acht Wochen lang vor der Sonne geschützt bleiben.

Welches Make-up passt zu Fake Freckles?

Für Make-up-Artist Maldinger passt der sogenannter Clean-Look oder Beach-Look perfekt zu Sommersprossen - auch zu falschen. Das heißt: „Bei der Foundation ein wenig transparent arbeiten, damit man die Hautstruktur sieht, und wirklich nur minimalistisches Augen-Make-up verwenden, mit Fokus auf die Wimpern.“ Dazu könne man dezent Rouge auftragen oder Lipgloss. Fertig!

© dpa-infocom, dpa:240805-930-195097/1


Von dpa
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