Seine Leidenschaft gehört der Musik: Seit über 40 Jahren spielt Bernd Lörler aus Wasserzell beim Posaunenchor im Ansbacher Stadtteil Eyb mit, seit rund 30 Jahren ist er der Chorleiter. Für sein Engagement hat die Jury dem 54-Jährigen den FLZ-Ehrenamtspreis des Monats Mai verliehen.
Bernd Lörler war zwölf Jahre alt, als er 1983 zum Posaunenchor kam. Die Frage war damals, ob er Akkordeon-Unterricht in der Musikschule oder Trompete beim Posaunenchor lernen sollte. Seine Eltern seien aber nicht wohlhabend gewesen und mussten drei Kindern gerecht werden. „Der Posaunenchor in Eyb hat das kostenlos angeboten, auch mit Instrumentenverleih. Das war das Zünglein an der Waage.“ Also lernte er Trompetespielen.
„Eine Bläserfreizeit war für mich das einschneidende Erlebnis.“
„Anfangs hab ich mehr geübt, dann kam natürlich die Pubertät, da ging es ein bisschen abwärts.“ Der Judo-Sport war ihm erst einmal wichtiger. Zurück zur Musik fand er dann als 16-Jähriger. „Eine Bläserfreizeit war für mich das einschneidende Erlebnis.“ Diese veranstaltete damals der bayerische Posaunenchorverband. Es ging zwei Wochen in die Schweiz, in den Kanton Tessin. „Da waren sehr gute Bläser dabei und ich habe zum ersten Mal gemerkt, was man überhaupt spielen kann und dass das auch auf einem höheren Niveau geht. Ab dem Zeitpunkt hab ich intensiver geübt.“
Der Jugendliche entdeckte aber nicht nur die Liebe zur Bläsermusik ganz neu – er lernte dort auch seine spätere Frau Nadine kennen, ebenfalls eine begeisterte Bläserin. Auch die drei Kinder sind mittlerweile in die Fußstapfen der Eltern getreten.
1990 übernahm Lörler die Leitung des Posaunenchores Eyb. Dieser hat aktuell 30 Mitglieder. „Darüber bin ich froh. Das ist ja auch ein Zeichen, dass es den Leuten Spaß macht“, bemerkt er. Vollzählig sei man aber selten. „Im Schnitt sind wir 15 bis 20.“ Als Chorleiter übernimmt Lörler häufig das Dirigieren, obwohl er eigentlich am liebsten selbst auf der Trompete spielt, manchmal auch auf dem Flügelhorn. „Ich mache die Chorleitung gerne, aber ich bin natürlich auch gerne Musiker. Wenn ich mitspiele, dann meistens, weil ich mir selbst die Freude machen will.“
Die Chorleitung würde Bernd Lörler nach rund 35 Jahren eigentlich gerne abgeben und sich wieder verstärkt aufs Spielen konzentrieren, doch bislang hat sich kein Nachfolger gefunden.
Was gefällt ihm an der Trompete so gut? „Dass sie unterschiedlich einsetzbar ist, dass man den Klang gut formen kann. Man kann leise und weich spielen, aber auch sehr laut und fanfarenhaft“, schwärmt Bernd Lörler. „Man wächst in so ein Instrument ja auch rein. Ich glaube nicht, dass das Gefallen von Anfang an so da war, das ist über die Jahre gekommen.“
Im Posaunenchor Eyb spielen 15-Jährige gemeinsam mit 70-Jährigen. „Der große Vorteil ist, dass die Jungen etwas von den Alten lernen, und die Alten aber auch jung bleiben. Da gewinnen beide Seiten was“, freut sich der Chorleiter. Besonders gerne erinnert er sich an eine Begebenheit. Bis vor wenigen Jahren blies noch ein 80-Jähriger mit. „In einem der letzten Konzerte, wo der langjährige Bläser dabei war, hat ihm einer von den jungen Bläsern die Noten aufgeschlagen. Vorher war es so, dass der erfahrene Bläser immer die jungen unterstützt hat. Das war für mich ein Punkt, wo ich gesehen habe: Jetzt helfen die Jungen den Älteren, jetzt kommt das ein bisschen zurück. “
Geprobt wird einmal pro Woche. Inklusive der Auftritte sind es rund 90 Termine im Jahr. Einsätze hat der Posaunenchor Eyb beispielsweise in Gottesdiensten der Kirchengemeinde St. Lambertus. Außerdem begleiten die Bläser am Volkstrauertag die Gedenkfeier der Stadt Ansbach. Auch im Krankenhaus und im Seniorenheim finden jährlich ein bis zwei Auftritte statt. Höhepunkte sind für Bernd Lörler die Konzerte in der Ansbacher Gumbertuskirche alle zwei Jahre. „Früher haben wir auch auf dem Weihnachtsmarkt gespielt, aber das ist durch die neue Regelung der GEMA leider nicht mehr so einfach möglich.“ Auch für Posaunenchöre fallen bei öffentlichen Auftritten mittlerweile Gebühren an, wenn sie Stücke spielen, die nicht lizenzfrei sind. „Das finde ich sehr schade. So viel Laienmusik wird dadurch kaputt gemacht.“
Der musikalische Schwerpunkt der Posaunenchöre hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, längst hat auch hier die Popmusik Einzug ins Repertoire gehalten. Früher „hat man überwiegend Choräle gespielt. Die sind auch sehr schön, aber es ist halt schwierig, Jugendliche für die Musik zu begeistern“, stellt Lörler fest. „Mittlerweile sind die Posaunenchöre breit aufgestellt“ – von den Beatles bis zur Filmmusik. „Das macht es abwechslungsreicher.“
Wenn der Chor einen Vereinsausflug macht, wird das Programm möglichst mit einem Auftritt kombiniert. Vor Kurzem „waren wir übers Wochenende in Lenggries, haben dort auch im Gottesdienst gespielt und nach der Kirche draußen“, erzählt Bernd Lörler. Etwas Besonderes war auch ein Ausflug 2006 nach Berlin – inklusive Auftritt im Berliner Dom.
Sehr am Herzen liegt Lörler die Nachwuchsarbeit. Über die Jahre hat er viele Jungbläser für seinen Posaunenchor ausgebildet. Immer wieder sprechen ihn Leute darauf an und erzählen, dass sie einmal Trompete oder Posaune bei ihm gelernt haben, berichtet er stolz. „Wenn man keine Nachwuchsarbeit macht, stirbt der Chor irgendwann aus.“
„Es muss nicht jeder Profimusiker sein oder möglichst perfekt spielen. Das Wichtigste ist, dass die Musik Spaß macht.“
Anfänger zu integrieren, funktioniert in der Regel gut. Ein großer Vorteil sei, „dass die einen die anderen mittragen“, erklärt er. „Es kann sein, dass jemand reinwächst und dann selbst zur Stütze wird, aber es gibt auch welche, die nie Stimmführer sind. Das ist aber auch in Ordnung. Es muss nicht jeder Profimusiker sein oder möglichst perfekt spielen. Das Wichtigste ist, dass die Musik Spaß macht.“
Leider sei es schwierig, Jugendliche für den Chor zu gewinnen, gibt er zu. „Die letzten Jungbläser waren alle Bläserkinder“, also Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Externe finden seltener den Weg zu den Proben, obwohl sich die Bläser alle Mühe geben. So veranstalteten sie zum Beispiel eine Aktion in der Eyber Grundschule. „Die Kinder waren eigentlich mit Begeisterung dabei. Gekommen ist aber danach kein einziges“, bedauert er.
Hauptberuflich arbeitet Bernd Lörler in der IT-Abteilung eines Küchenherstellers im Landkreis Ansbach. Seine Freizeit gehört aber dem Ehrenamt. Neben dem Posaunenchor Eyb engagiert er sich als Bezirkschorleiter im Dekanatsposaunenchor. Außerdem ist er Gründungsmitglied von Blechreiz, einem überregionalen fränkischen Blechbläser-Ensemble. Der überwiegende Teil der Mitglieder musiziert ebenfalls in Posaunenchören. Im bayerischen Posaunenchorverband, bei dem Lörler einst seinen Zivildienst absolviert hatte, arbeitete er danach über Jahre ehrenamtlich mit, acht Jahre war er im Landesposaunenrat. Neben seinem musikalischen Wirken sitzt Lörler auch noch im Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Ansbach-Neuses und ist Vertrauensmann für Wasserzell. Zudem spielt er Handball bei der HG Ansbach.
„Ich sehe einen großen Schatz in den ganzen Vereinen, in den Musikgruppen“, begründet der Wasserzeller seine Motivation. „Das ist Arbeit für die Gemeinschaft. Auch wenn es oft an Einzelnen hängen bleibt: In der Gruppe schafft man einfach mehr.“ Von seinem Engagement profitiert er auch selbst: „Ich habe durch die Bläserei bayernweit so viele Freundschaften geknüpft – da halten sich bis heute Verbindungen.“
Für sein Engagement wird Bernd Lörler bei der Aktion „Mein Ehrenamt” mit dem Preis für den Monat Mai ausgezeichnet. Sie kennen auch eine Person aus der Region, deren ehrenamtliches Engagement einen Preis verdient hätte? Dann schlagen Sie sie über unser Bewerbungsformular vor. Hier finden Sie alles zur Aktion.