Im Frühjahr nehmen viele Hauseigentümer ihr Gebäude genauer unter die Lupe. Ein guter Zeitpunkt, denn manche Schäden am Haus entstehen durch Frost und wechselnde Temperaturen.
„So ein Frühjahrs-Check ist durchaus sinnvoll“, sagt Heinrich Bökamp von der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen. „Allerdings entstehen die meisten Schäden nicht in den paar Wintermonaten, sondern über längere Zeit“.
Ursachen für Mängel seien häufig das Alter des Hauses, aber auch Fehler bei der Bauausführung, so Bökamp. Umso wichtiger sei es, solche Schäden zu bewerten und zu entscheiden, welche schnell beseitigt werden müssen - auch um kostspielige Folgeschäden zu vermeiden.
Beim Frühlings-Check sollte man am besten Schritt für Schritt vorgehen. Wichtige Fragen dazu sind:
Nicht immer besteht die Notwendigkeit, sofort zu handeln. Befindet sich eine grün-graue Algenschicht auf der Fassade? Dann ist dies zwar unschön, aber kein Grund zur Sorge. „Im Gegenteil, sie ist sogar ein Zeichen dafür, dass die Fassade gut gedämmt ist“, erklärt Corinna Kodim vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland.
Algen weisen also in der Regel nicht auf Schäden hin. Sie setzen sich oft auf den Wetterseiten von Gebäuden ab. „Es genügt, sie mit einem Reinigungsmittel zu beseitigen“, so Kodim.
Auch kleine Risse an der Hausfassade seien oft harmlos, so Bökamp. „Wenn sie lediglich an der Oberfläche sind und nicht größer werden, muss man nicht unbedingt schnell etwas tun“, so der Prüfingenieur für Baustatik.
Am besten beobachtet man solche Risse über einige Wochen. Werden diese größer und tiefer, muss man jedoch die Gründe dafür finden. Zumal sich die Schäden am gesamten Gebäude sonst schnell verschlimmern können.
Durch größere Risse oder andere Schäden an der Fassade kann Feuchtigkeit leicht ins Gebäude eindringen. Wasserflecken oder Schimmel im Inneren des Hauses können ein Hinweis darauf sein.
Dann sollte man umgehend handeln, rät Kodim. Doch: „Einfaches Zuspachteln der Risse bringt auf Dauer nichts.“ Vielmehr müsse man die genaue Ursache finden und beseitigen. Zumal die Ursachen für vermeintlich leichte Schäden am Gebäude manchmal tiefer liegen können.
Wichtig zu wissen: Der Auslöser für einen Wasserschaden muss nicht unbedingt in dessen unmittelbarer Umgebung liegen. Denn das Wasser nimmt in der Regel eigene Wege durchs Gebäude. Häufig können Wasserschäden auch eine Folge von Beschädigungen etwa an der Fassade, am Sockel oder am Dach sein.
Schäden am Dach sollte man generell nicht unterschätzen, „weil selbst durch kleine Undichtigkeiten Wasser ins Gebäude eintreten kann“, so Gerhard Heying vom Bauherren-Schutzbund. Was dann? Bei Häusern mit einem Flachdach könne man in begrenztem Umfang selbst visuell prüfen, ob etwa Klebenähte und Abdichtungsbahnen noch intakt sind. „Auf Steildächern sollte man dies in jedem Fall besser einem Fachmann überlassen“, rät Heying.
„Besonders ernst zu nehmen sind Schäden, die sich verändern“, so Bökamp. Also etwa Risse, die immer größer werden, oder Wasserflecken, die sich ausbreiten.
„Auch Schäden, die wiederkommen, nachdem sie vermeintlich beseitigt wurden, weisen auf tieferliegende Ursachen hin. Hier sollten Hauseigentümer aktiv werden, um teure Folgeschäden zu verhindern“, rät Bökamp.
Ein Beispiel: Ist die Fassade etwa vorgeschädigt, kann Wasser bis in die Dämmschicht gelangen. „Dringt so viel Wasser ein, dass die Fassade dicke Blasen bildet, ist sie kaum noch zu retten“, sagt Kodim. Zumal die meisten Dämmstoffe ihre Dämmfähigkeit verlieren, wenn sie nass werden. „Dann muss das Dämmmaterial ersetzt werden.“
Einige Materialien wie Glaswolle oder Polyisocyanurat (PIR) sind zwar formstabiler als etwa Holzfaser oder Zellulose. Dennoch sollten formstabile, wasserabweisende Dämmschichten gründlich abtrocknen, bevor sie neu verputzt werden.
Schnell handeln sollten Hauseigentümer auch, wenn sie feststellen, dass sich Blasen im Sockelbereich des Gebäudes bilden. Denn dies kann ebenfalls auf größere Schäden hindeuten. „Das ist ein häufiges Problem. Es rührt meist daher, dass der Sockel des Hauses nicht ausreichend abgedichtet wurde und Feuchtigkeit vom Erdreich aus in den Unterputz eindringt“, erklärt Heying.
Die Feuchtigkeit wandert dann nach oben in den Sockel. „Das kann auch bei Neubauten auftreten, wo die unteren Bereiche des Sockels zum Ende der Bauphase unzureichend gegen Feuchte geschützt wurden“, so Heying.
Wichtig ist dann, solche Schäden umgehend zu beseitigen. Sonst kann sich die Feuchtigkeit weiter im Sockel ausbreiten. Entscheidend bei einem Feuchteschutzanstrich - er sollte an der untersten Kante des Sockelputzes beginnen und mindestens fünf Zentimeter über das aufgeschüttete Erdreich hinausragen.
Feuchtigkeitsschäden durch Risse sind ein Aspekt. Schimmel im Gebäude kann aber auch noch eine andere Ursache haben: „In den Wintermonaten gelangt oft kalte Luft ins Gebäude“, sagt Bökamp. Wird diese nicht ausreichend wieder heraus gelüftet, könne dies zum Problem werden - gerade in gut gedämmten Häusern.
„Kann die Feuchtigkeit nicht entweichen, setzt sie an den Innenseiten der Wände ab und es bildet sich Schimmel“, so Bökamp. Dann reiche es nicht, den Schimmel einfach wegzuwischen.
Auch hier ist ein gründlicher Check sinnvoll. „Es kann nämlich auch sein, dass Schimmel durch schlechte Dämmung, Wärmebrücken oder andere Mängel am Bau entsteht. Dann kommt er immer wieder“, erklärt Bökamp.
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