Zwei Wochen der Angst in Rotterdam und die Jagd nach einem wahllos tötenden Unbekannten sind zu Ende. Nach drei tödlichen Schussattacken hat die Polizei in der niederländischen Hafenstadt einen 24-Jährigen gefasst, den sie für alle Taten verantwortlich hält. „Es war ein Alptraum für alle Einwohner von Rotterdam, weil jemand herumlief, der wahllos Opfer suchte“, sagte Staatsanwalt Hugo Hillenaar nach der nächtlichen Festnahme des mutmaßlichen Täters.
Nach dem Aufatmen bleibt für die Fahnder aber die Suche nach dem noch unbekannten Motiv. „Wir haben noch keinen Zusammenhang gefunden zwischen den Opfern“, sagte der Staatsanwalt. Noch gibt es von dem Festgenommenen keine Aussage zu seinen Beweggründen. Tag und Nacht hatte die Polizei mit Hochdruck nach dem Unbekannten gefahndet, der zuletzt am Donnerstagmorgen einen 81-Jährigen auf dem Rückweg zu seiner Wohnung niederschoss, ein Nachbar fand den Rentner in einem Blumenbeet liegend.
In den beiden Wochen zuvor wurden ein 58 und ein 63 Jahre alter Rotterdamer auf der Straße von dem Unbekannten niedergeschossen und tödlich verletzt, beide an einem abgelegenen Ort und wie der 81-Jährige im Stadtteil IJsselmonde. „Schnell war deutlich, dass es wahrscheinlich um denselben Schützen geht“, sagte der Rotterdamer Polizeichef Fred Westerbeke.
Mit einem Großaufgebot an Beamten patrouillierte die Polizei in dem Viertel, ein Hubschrauber hing in der Luft. Polizisten sprachen zahlreiche junge Männer an, die dem von der Videoüberwachung mehrfach erfassten mutmaßlichen Täter ähnelten - darunter am Donnerstagabend in einem Supermarkt auch den späteren Festgenommenen, der sich zu dem Moment vollkommen ruhig verhielt. „Wahrscheinlich war er dort einfach zum Einkaufen“, sagte Westerbeke.
Wenige Stunden später verdichten sich dann aus dem Fahnder-Team die Hinweise darauf, dass es sich bei dem Mann im Supermarkt um den mutmaßlichen Schützen handelt. Ein Einsatzkommando nimmt den Gesuchten auf dem Balkon einer Wohnung in Rotterdam fest. Dabei beschlagnahmt die Polizei auch eine Schusswaffe, die sie für die Tatwaffe hält - zweimal tötete der Schütze per Kopfschuss.
Mit der Festnahme endet für die Menschen in der Großstadt eine Zeit der Unsicherheit und Angst - zuletzt hatte die Polizei die Menschen in dem Stadtteil am Donnerstagnachmittag sogar dazu aufgerufen, lieber nicht das Haus zu verlassen. „Es gab Angst in dem Viertel und Trauer um den Tod von Nachbarn“, sagte die Rotterdamer Bürgermeisterin Carola Schouten. Sie sprach von „fürchterlichen Ereignissen“.
Für Rätselraten sorgt vorerst weiter die Rolle eines 20 Jahre alten Mannes aus Amsterdam, den die Fahnder am Montag unter Tatverdacht festnahmen. Der Mann befinde sich weiter in Polizeigewahrsam wegen des Verdachts, mit den Taten etwas zu tun zu haben, sagte Staatsanwalt Hillenaar. Bei dem Mann handele es sich aber nicht um den Schützen.
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