Trotz eines riesigen und fruchtbaren Staatsgebiets nimmt der Hunger in der Demokratischen Republik Kongo zu. Rund 25 Millionen Menschen – ein Fünftel der Bevölkerung – leiden unter einer Hungerkrise. Im Osten des Landes haben mehrere Gebiete erstmals Stufe vier von fünf erreicht – eine Notlage, in der das Überleben bedroht ist, wie die international anerkannte Initiative Integrated Food Security Phase Classification (IPC) berichtet.
Mehr als drei Millionen Menschen sind IPC zufolge von Hunger auf Stufe vier betroffen, zudem drei in Gebiete in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri. Vor einem Jahr gab es in dem Land, das einer Fläche von Westeuropa entspricht, noch kein Gebiet in der Stufe. Die Stufe fünf entspräche einer Hungersnot.
Die Lage drohe sich im von bewaffneten Milizen heimgesuchten rohstoffreichen Ostkongo trotz einer leichten Erholung seit dem Frühjahr wieder deutlich zu verschlimmern. Fast die ganze Provinz Nord-Kivu und weitere Gebiete im Ostkongo könnten bis zum Sommer ebenfalls in Stufe vier abrutschen.
Betroffen seien vor allem Binnenvertriebene, Rückkehrer und arme Stadtbewohner. Sie seien „anhaltender Gewalt, einer deutlichen Reduzierung humanitärer Hilfe sowie Schwierigkeiten beim Zugang zu Saatgut und anderen landwirtschaftlichen Betriebsmitteln ausgesetzt“, heißt es in dem Bericht. Zusätzlich verschärfen Cholera-, Masern- und Mpox-Ausbrüche die Lage. Besonders gefährdet sind Kinder.
Der Direktor der im ostkongolesischen Goma ansässigen Organisation Global Refugees Leaders’ Forum, Pecos Kilihoshi, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Obwohl die DR Kongo fruchtbares Land hat und die Menschen bereit sind, Lebensmittel anzubauen, machen es die bewaffneten Konflikte in der östlichen Region des Landes unmöglich.“ Viele seien geflohen und lebten in Flüchtlingslagern oder bei Verwandten in den wenigen Gebieten, die noch als sicher galten. Ein Landwirtschaftsbeamter in der Provinz Ituri sagte der dpa, der Anbau sei vielerorts zum Erliegen gekommen.
Einzelne Familien berichten von drastischen Auswirkungen. Felix Muhagi, Vater von sechs Kindern, floh nach eigenen Angaben aus seinem Dorf nahe Goma, wo er früher einen Garten bewirtschaftete. Nun lebt er in der Stadt. „Aber hier ist es nicht einfach, Essen zu bekommen“, sagte er der dpa.
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