Ihre vorweihnachtliche Tor-Bescherung im Topspiel mit besten Grüßen an die Titelkonkurrenz um Meister Leverkusen genossen die Bayern am Ende still und leise. Die Münchner Bosse hatten schon während des 5:1 (3:1) des Tabellenführers gegen RB Leipzig entschieden, auf die nach dem Schlusspfiff vorgesehene Weihnachtszeremonie mit Lichtershow, Tannenbäumen und Tölzer Knabenchor wegen der fürchterlichen Ereignisse in Magdeburg zu verzichten, wie Vorstandschef Jan-Christian Dreesen erklärte.
„Diese Zeremonie sollte eine fröhliche sein - und das passt nicht in diesem Moment“, sagte Dreesen. Im Gedenken an die Opfer des Anschlags mit mehreren Toten auf einem Weihnachtsmarkt in Sachsen-Anhalt wurde in der Allianz Arena nur „Stille Nacht, Heilige Nacht“ gesungen.
Die sportliche Bedeutung und die Auswirkungen des Bayern-Kantersieges rückten nach dem letzten Spiel 2024 weit in den Hintergrund. Vincent Kompany sprach bemerkenswerte Worte in der Pressekonferenz: „Wir haben gewonnen heute, aber ich wünsche mir Siege für Frieden nächstes Jahr. Das ist jetzt in meinen Gedanken“, sagte der 38 Jahre alte Belgier.
Sein größter Wunsch für 2025 drehte sich ausnahmsweise nicht um Fußball, Taktik, Verletzte, Transfers, Vertragsverlängerungen und Titel: „Priorität ist einfach, irgendwann mal überall Frieden zu haben, nicht nur in Deutschland.“
RB-Coach Marco Rose äußerte sich ähnlich: „Ja, wir haben Fußball gespielt! Ja, wir haben deutlich und verdient verloren!“ Aber die fürchterlichen Nachrichten aus Magdeburg, nur eine gute Autostunde von Leipzig entfernt, ließen „alle Dinge in einem anderen Licht erscheinen“, befand Rose an diesem Abend.
Die sportlichen Dinge waren eine eindrucksvolle Botschaft einer Münchner Mannschaft, die beim Comeback von Torjäger Harry Kane ihre Offensiv-Power wiederfand, ihr Selbstverständnis, ihre Klarheit im Spiel, was in einer starken Reaktion auf die erste Liga-Niederlage in Mainz (1:2) mündete.
„Das ist die Benchmark für alle Spiele“, sagte Anführer Kane. Der Engländer legte die Messlatte beim Weihnachtsmeister für 2025 damit sehr hoch: „Es war eine großartige Art, das Jahr zu beenden. Das müssen wir mitnehmen.“
Vorn bleiben, Meister werden - das ist der Mindestanspruch für die Monate nach dem kurzen Urlaub. Am 2. Januar wird wieder trainiert. „Es war ein gutes Finish der ersten Hälfte der Saison“, resümierte Joshua Kimmich.
Der Ersatz-Kapitän sendete zum Jahresausklang mit einem wunderschönen Distanzschuss ebenso wie die Nationalelf-Kollegen Jamal Musiala und Leroy Sané sowie Alphonso Davies nochmal ein Torsignal an die Bayern-Bosse in den laufenden Vertragsverhandlungen. Für Treffer Nummer fünf sorgte Konrad Laimer. „So kann man in die Winterpause gehen und die Tage genießen“, sagte der Österreicher, der tags zuvor erstmals Vater geworden war.
Kane traf bei seiner Rückkehr drei Wochen nach einem Muskelfaserriss nicht. Aber Kimmich hob den Wert des Mittelstürmers „für unser Offensivspiel“ darum umso mehr hervor. Obwohl Kane eine Nummer neun sei und damit scharf auf Tore, gehe es dem Engländer als Angreifer immer auch darum, „seine Mitspieler in Szene zu setzen“. Das Offensivspiel der Bayern hatte wieder mehr Struktur.
Kane freute sich, dass man gegen erstaunlich wehrlose Leipziger, die nur durch Benjamin Sesko in den turbulenten ersten 103 Sekunden des Spiels zum 1:1 zurückschlagen konnten, „Druck auf die Konkurrenz gemacht“ habe. Dazu war er froh, zurück auf dem Platz zu sein. „Es ist hart, von außen zuzuschauen“.
Ab in den Urlaub hieß es direkt nach dem letzten Sieg 2024 für die Profis. Kane zieht es mit Frau und Kindern „in die Sonne. Es war ein anstrengendes Jahr mit vielen Spielen“, sagte er: „Es geht jetzt darum, sich so gut wie möglich zu erholen, um wieder bereit zu sein für alle Wettbewerbe im neuen Jahr.“
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