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Veröffentlicht am 31.05.2025 04:03

Knobloch stellt sich gegen Kritik an Israel im Gazastreifen

Die auch in Deutschland wachsende Kritik am Vorgehen Israels im Gaza-Streifen hat aus der Sicht von Charlotte Knobloch eine einfache Ursache: Das Schicksal der Geiseln ist hierzulande zu sehr in den Hintergrund gerückt. (Archivbild) (Foto: Michael Kappeler/dpa)
Die auch in Deutschland wachsende Kritik am Vorgehen Israels im Gaza-Streifen hat aus der Sicht von Charlotte Knobloch eine einfache Ursache: Das Schicksal der Geiseln ist hierzulande zu sehr in den Hintergrund gerückt. (Archivbild) (Foto: Michael Kappeler/dpa)
Die auch in Deutschland wachsende Kritik am Vorgehen Israels im Gaza-Streifen hat aus der Sicht von Charlotte Knobloch eine einfache Ursache: Das Schicksal der Geiseln ist hierzulande zu sehr in den Hintergrund gerückt. (Archivbild) (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG), Charlotte Knobloch, teilt die lauter werdende Kritik am Vorgehen Israels zu fehlenden Hilfsleistungen im Gazastreifen nicht. „Sind die Geiseln frei, kann man über alles reden“, sagte die Holocaust-Überlebende der Deutschen Presse-Agentur in München zum Bedarf an Hilfskonvois für die Menschen im Gazastreifen. Ihr liege zunächst das Schicksal der israelischen Geiseln am Herzen. „Aber dieses Thema, das die aktuelle Situation hervorgerufen hat, steht hierzulande leider kaum noch auf der Tagesordnung.“

Merz hatte Zweifel an Israels Vorgehen geäußert

Knobloch erklärte auf Nachfrage, dass sie die jüngst auch von Kanzler Friedrich Merz (CDU) geäußerten Zweifel am israelischen Vorgehen nicht teile: „Es sind die Terroristen, die das unsägliche Leid ausgelöst haben und bis heute verlängern.“ Merz hatte unter anderem erklärt, dass es sich auch mit dem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas nicht begründen lasse, wie Israel die palästinensische Zivilbevölkerung „in den letzten Tagen immer mehr der Fall“ in Mitleidenschaft genommen habe.

Außenminister Johann Wadephul (CDU) kündigte gar bereits Konsequenzen an. Er wolle wegen des israelischen Vorgehens im Gazastreifen deutsche Waffenlieferungen überprüfen und möglicherweise einschränken, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.

„Der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 markierte mit 1.200 Ermordeten und Hunderten Verschleppten den schlimmsten Pogrom seit dem Ende des Holocaust“, betonte dagegen Knobloch. „Es war richtig und nötig, dass Israel auf diesen barbarischen Angriff mit aller Härte reagiert hat, allein schon, um seine entführten Staatsbürger zu befreien.“

Knobloch sieht Verantwortung für jegliches Leid klar bei der Hamas

Letztlich sei dieser Angriff auf Israel auch der Grund für die Lage der Menschen im Gazastreifen: „Man darf niemals vergessen: Ohne diesen Überfall würde es den aktuellen Krieg nicht geben. Niemandem in Gaza müsste es heute schlechter gehen als am 6. Oktober 2023“, sagte Knobloch. „Für die Hamas aber waren in diesem Krieg nicht nur israelische Menschenleben nichts wert, auch die eigene Bevölkerung in Gaza hat sie von Anfang an ganz bewusst in tödliche Gefahr gebracht und inszeniert zynisch deren Leid.“ 

Bis heute hielten zudem die Terroristen der Hamas Dutzende Israelis unter entsetzlichen Bedingungen in Gaza gefangen, so Knobloch. „Selbst noch die Rückgabe von sterblichen Überresten ermordeter Geiseln wurde mehrfach in würdelosen Spektakeln inszeniert, die in Abgründe der Unmenschlichkeit blicken lassen.“

Knobloch: Niemand kann von Israel erwarten, Schmerz zu vergessen

Rufe und Forderungen nach einem Ende der israelischen Interventionen lässt Knobloch nicht gelten: „Weder politisch noch moralisch kann von den Israelis verlangt werden, diesen Schmerz einfach zu vergessen. Gegenüber einer mörderischen Bedrohung wie der Hamas darf Israel nicht tatenlos bleiben.“ Diese „einfache Tatsache“ müsse bei allen Differenzen über Israels Vorgehen Grundlage internationaler Solidarität mit Israel bleiben – gerade auch in Deutschland. „So viel Klarheit darf man verlangen.“

Ob und wie dieser Krieg enden könne, „weiß ich nicht besser zu sagen als viele andere. Aber Politik ist hier nicht alles“, sagte Knobloch. Es dürfe „schlicht nicht gleichgültig bleiben, wenn im jüdischen Staat jüdische Menschen einfach, weil sie Juden sind, mit dem Tode bedroht werden“. Auch die Menschen in Israel wünschten sich nichts sehnlicher als Frieden. „Aber ohne Freiheit für alle verbliebenen Geiseln und ohne echte Sicherheit für die Bevölkerung in Israel wäre ein Frieden kein Frieden.“

© dpa-infocom, dpa:250531-930-612012/1


Von dpa
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