Niko Kovac schmunzelte. „Das werde ich ihm schon austreiben“, kommentierte der Trainer von Borussia Dortmund die Titel-Ansage seines Stürmers Maximilian Beier. „Wir wollen Meister werden“, hatte der Nationalspieler nach dem 2:0 (2:0) beim 1. FC Heidenheim angekündigt. Doch das mit dem M-Wort ist beim BVB so eine Sache. Seit Jahren schon. „Auf das Glatteis lasse ich mich nicht führen“, sagte Kovac. Zu groß wirkt die Gefahr, dass sein Team am Ende doch wieder eine Bauchlandung hinlegen könnte.
Sieben von neun möglichen Punkten hat der BVB in der noch jungen Saison der Fußball-Bundesliga bisher geholt. In der Tabelle ist der achtmalige deutsche Meister damit ganz oben dabei. Die Brust der Borussen vor dem klangvollen Champions-League-Auftakt bei Juventus Turin am Dienstag ist mächtig breit.
Nach drei Spieltagen sei aber nun mal noch keiner aufgestiegen, abgestiegen oder Meister geworden, meinte Kovac. Dortmunds Coach verwies auf die 25 Punkte Rückstand auf Rekordchampion FC Bayern München in der Vorsaison und forderte: „Wir müssen zusehen, dass wir so schnell wie möglich in die Champions League kommen.“ Um Duelle wie jenes mit Juve, einem Klassiker der 1990er-Jahre, auch über diese Spielzeit hinaus regelmäßig zu erleben.
Es entspräche ohnehin nicht dem Naturell des BVB-Trainers, zu diesem frühen Zeitpunkt einer Saison allzu forsche Ansagen zu machen. Kovac, der Malocher durch und durch, weiß aber auch um die jüngere Vergangenheit des Clubs. In der taten sich die Schwarz-Gelben mitunter schwer, den richtigen Weg zu finden: zwischen Ambitionen auf der einen und Demut auf der anderen Seite.
Auch in dieser Saison bietet der Dortmunder Kader viel Qualität und gewaltig Potenzial. Soll die kleine verbale Offensive von Nationalspieler Beier früher oder später mal in einen richtigen Angriff auf die Bayern und den Titel münden, muss die Borussia anders als in den Jahren zuvor aber auch mal konstanter werden.
Kampf dem Schlendrian, heißt das Motto. Auf der Ostalb wirkte es, als hätten die Dortmunder diesbezüglich einen Schritt nach vorn gemacht. Für ihre ungewohnten neuen Auswärtstrikots - hellgrau mit schwarzen und neongelben Elementen - gab's mitunter heftige Kritik aus der eigenen Fankurve. Mit ihrer Leistung wussten die Borussen den mitgereisten Anhang aber zu überzeugen.
Sicher: Die frühe Rote Karte gegen Heidenheims Budu Siwsiwadse (21.) wegen eines heftigen Fouls an Felix Nmecha half dem BVB enorm. Nach den beiden Toren von Serhou Guirassy (33.) und Beier (45.+6) spielten die Gäste die Partie in der zweiten Halbzeit aber auch sehr souverän herunter. Ein, zwei Tore mehr hätte er sich noch gewünscht, sagte Kovac. Insgesamt war er aber zufrieden.
Guirassy bleibt beim BVB ein Garant. Der treffe ja sowieso immer, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl lächelnd. Saisonübergreifend hat der Stürmer nun schon in acht Liga-Spielen nacheinander immer mindestens ein Tor erzielt. Die Abhängigkeit der Borussia vom Offensivstar ist kaum von der Hand zu weisen.
Umso mehr freuten sich die Dortmunder in Heidenheim auch über den Treffer von Beier. Der 22-Jährige hatte zuletzt schon beim Sieg gegen Union Berlin (3:0) und seinem Einsatz für die deutsche Nationalelf in der WM-Qualifikation gegen Nordirland (3:1) ansteigende Form gezeigt. Diese Nachnominierung für die DFB-Auswahl habe ihn durchaus noch mal „beflügelt“, meinte Beier.
„Ich glaube, dass er diese Saison einen großen Schritt nach vorn macht“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl über den früheren Hoffenheimer. Dem BVB würde das helfen. Um etwas weniger abhängig von Guirassy zu sein. Um in den nun anstehenden knackigen Wochen mit Liga- und Champions-League-Belastung weitere wichtige Punkte einzusammeln. Und die Titel-Ansage von Beier somit ganz im Sinne des mahnenden Trainers Kovac auch nachhaltig zu unterfüttern.
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