Wie viele Bücher besitzen Sie? Und wie bewahren Sie ihre Schätze auf? Manche Leute haben ganze Regalwände in ihrer Wohnung stehen, andere stapeln die Bücher neben dem Bett. Und wieder andere Menschen stellen in ihr Bücherregal vor allem Deko oder teuren Whiskey.
„Überhaupt noch Bücher in Papierform zu besitzen, ist im digitalen Zeitalter ja schon ein Statement. Es zeigt Persönlichkeit und Haltung“, sagt Angelika Hinz. Die Einrichtungsberaterin und Raumgestalterin aus Waiblingen bei Stuttgart erklärt im Interview, wie es gelingt, dass das Bücherregal ordentlich aussieht - und trotzdem nicht die persönliche Note missen lässt.
Angelika Hinz: Ich empfehle, im Regal kleine, kuratierte Akzente zu setzen. Das können etwa Bilderrahmen mit Fotos oder Zitat-Postkarten, Erinnerungsstücke oder ein Kunstobjekt sein. Denn wer Persönliches zeigt, verleiht dem Möbelstück Charakter.
So ein Bücherregal spiegelt schließlich oft einen Teil der eigenen Persönlichkeit wider - es zeigt, welche Themen einen interessieren und welche Autoren man mag. Lieblingsbücher gehören ins Wohnzimmer, wo sie auch Gäste sehen.
Dort kann man sie auch bewusst in Szene setzen: Viele Cover sind so kunstvoll gestaltet oder haben einen spannenden Titel, dass sie selbst schon wie kleine Kunstwerke wirken. Solche Bücher kann man im Regal bewusst kuratieren. Ein schönes Cover kann zum Beispiel nach vorn zeigen. Auch ungewöhnliche Anordnungen sind spannend, etwa ein „Lieblingsbuch-Spot“, bei dem das aktuelle Herzensbuch immer offen präsentiert wird.
Und natürlich erzählt auch die Ordnung im Regal selbst etwas über den Besitzer: Manche sortieren chronologisch, andere thematisch - oder sogar nach ganz persönlichen Kriterien wie Lebensabschnitten. So wird das Regal zu einer Biografie mit Objekten, die viel über einen Menschen verraten und dem Raum eine individuelle Note geben.
Angelika Hinz: Aufgeräumt heißt - weniger reinquetschen, klar sortieren und ruhig mal ein bisschen freie Fläche stehen lassen. Dann wirkt das Regal leichter. Dazu passen etwa ein paar quer gestapelte Bücher oder kleine Gruppen von Objekten statt wild verteiltem Kleinkram. Also gruppieren statt verstreuen – sonst wirkt das Regal schnell unruhig.
Eine Zeit lang hat man sogar gesehen, dass Bücher umgedreht wurden, also mit der Schnittkante nach vorn. Die Idee dabei, jede Farbe eliminieren und so maximale Ruhe erzeugen. Das wirkt zwar reduziert, ist aber im Alltag ziemlich unpraktisch.
Stattdessen ist denkbar, Bücher nach Farben zu sortieren. Ich empfehle es tatsächlich immer wieder, weil es ein unglaublich einfaches Mittel ist, Ruhe und Klarheit ins Regal zu bringen – und das Auge freut sich darüber. Zudem erinnern wir uns erstaunlich oft an die Farbe des Buchrückens - es hilft also ein Buch, auch ohne thematische Ordnung, schnell wiederzufinden.
Damit das Regal nicht langweilig aussieht, empfehle ich: Mix statt Monotonie - also Bücher mit Pflanzen, Vasen oder Bildern kombinieren. Das lockert die Strenge auf. Auch ein Materialmix, etwa Glas, Holz, Keramik oder Metall, macht das Regal spannender. Zudem kann man mit unterschiedlichen Höhen spielen - etwa ein Teelicht neben ein Bild oder eine Schale neben einen hohen Krug stellen. Das sorgt für Spannung und Lebendigkeit.
Für die Anordnung der Gegenstände empfehle ich das Dreiecks-Prinzip: Also Farben oder Materialien über mehrere Regalfächer verteilt im Dreieck wiederholen. Das schafft Balance und Harmonie fürs Auge.
Angelika Hinz: Wer sehr viele Bücher hat, sollte ehrlich zu sich sein: Hat jedes Buch wirklich noch eine Berechtigung? Manches liest man nie wieder - diese Bücher dürfen dann weiterziehen, zum Beispiel zu Freunden oder in einen öffentlichen Bücherschrank.
Ich bin Fan davon, regelmäßig auszusortieren. Denn am ordentlichsten wirkt ein Regal immer dann, wenn nur das darin steht, was einem wirklich wichtig ist. Schön ist auch ein Rotationsprinzip, wie in einer Galerie - also alle paar Monate neue Bücher ins Regal holen, so bleibt der Eindruck frisch.
Und wer wirklich viele Bücher liebt, kann sie auch bewusst inszenieren - etwa einen niedrigen Bücherblock als Raumtrenner oder einen Bücherstapel mit Glasplatte als Beistelltisch verwenden.
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