Bei Temperaturen um die 20 Grad haben viele schon Flipflops und kurze Hosen ausgepackt. Doch bis zum 1. Mai geht auch auf einigen Pisten in Deutschland noch etwas. An der Zugspitze bei Garmisch-Partenkirchen und am Nebelhorn bei Oberstdorf sollen die Bergbahnen bis zum Tag der Arbeit fahren.
Während niedriger gelegene Skigebiete teils früher schließen mussten als erhofft, berichten die Liftbetreiber im Zugspitz-Gebiet, im Gebiet Nebelhorn-Kleinwalsertal und auch im Bayerischen Wald am Großen Arber von einer guten bis sehr guten Saison.
Am Ostermontag endete der Skibetrieb im Gebiet Garmisch-Classic, das bis auf etwa 2000 Meter hinaufreicht. An der 2962 Meter hohen Zugspitze gab es zur selben Zeit noch einmal etwa 20 Zentimeter Neuschnee. „Die Schneelage ist wirklich gut“, berichtete die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Verena Tanzer, am Dienstag. Davon dürften auch die kränkelnden Gletscher an Deutschlands höchstem Berg profitieren, der Nördliche Schneeferner und der Höllentalferner. Denn die weiße Schicht schützt das schmelzende Eis.
Anstatt Regen wie im Tal fallen auf fast 3000 Metern Höhe auch jetzt oft noch Flocken. „Gerade auf der Zugspitze merken wir im Frühjahr, wenn andere Skigebiete schließen, dass wir Zulauf haben“, sagt Tanzer. Auch die Oberstdorf-Kleinwalsertal Bergbahnen haben nach den Worten ihres Leiters Marketing, Jörn Homburg, in diesem Jahr angesichts oft warmer Temperaturen von ihrer höheren Lage profitiert. Die Saison habe mit einem zeitigen Wintereinbruch „sehr früh sehr gut“ begonnen.
Am rund 1450 Metern hohen Großen Arber im Bayerischen Wald - gerade mal halb so hoch wie die Zugspitze - fuhr am Dienstag noch ein Skilift. Die Piste am Osthang ist sogar eine reine Naturschneepiste ohne Beschneiung. Die Saison sei mit 122 Skitagen überdurchschnittlich gewesen; sonst seien es im Schnitt um die 100 Skitage, sagte Andreas Stadler, Sprecher der Arber-Bergbahn. „Für den Bayerischen Wald haben wir die Flagge für den Wintersport hochgehalten. Die Saison 2023/2024 war wirklich sehr gut für den Großen Arber.“ Der Schlusstag sei eigentlich schon Ende März geplant gewesen. Am Dienstag war hier nun tatsächlich der letzte Tag. Viele Skifahrer kamen allerdings nicht mehr. „Unten blüht schon alles - wer denkt da noch an Skifahrern“, sagte Stadler.
Das Geschäft lasse spätestens nach Ostern nach, heißt es auch bei der Zugspitzbahn. „Grundsätzlich könnten wir auf der Zugspitze noch länger Skibetrieb machen - bis 1. Juni. Aber das rentiert sich nicht“, sagte Tanzer. Auch Jörn Homburg berichtet von schwindendem Interesse bei Frühlingswetter. „Wir spüren auch, dass aufgrund der Wärme die Nachfrage nachlässt.“
Die letzte Gondel ins Tal durften Skifahrer allerdings schon zuletzt nicht verpassen. Die Talabfahrten waren vielerorts geschlossen. „Das wird in Zukunft öfter der Fall sein, dass in der zweiten Saisonhälfte die Talabfahrten nicht mehr offen sein werden“, sagte Tanzer.
Laut Meteorologen war dieser Winter in Bayern, aber auch in anderen Alpenregionen so warm wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Insgesamt geht eine ungewöhnliche Saison zu Ende. Dank starken Schneefalls und kalter Temperaturen konnte der Skibetrieb vielerorts so früh starten wie seit vielen Jahren nicht mehr, wie der Verband Deutscher Seilbahnen mitteilte.
Dann aber zeigte sich das Bild zweigeteilt: In tieferen Lagen gab es vielfach grüne Landschaften, sogar zum Beschneien war es dort oft zu warm. In den betroffenen Urlaubsorten sucht man längst nach Lösungen, wie der Wintertourismus und auch alpiner Wintersport trotz des Klimawandels erhalten werden könnte. Jenseits der Klimafrage gab es schon in den 1980er Jahren Versuche, sich auf Skiern Geröllhalden hinunterzustürzen. Es blieb allerdings ein Gag für Könner - mit schrottreifen Skiern.
© dpa-infocom, dpa:240402-99-538244/4