Owetschkins Ratgeber: Gretzky drückt Daumen für NHL-Rekord | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 31.03.2025 11:32

Owetschkins Ratgeber: Gretzky drückt Daumen für NHL-Rekord

Owetschkin spielt seine 20. Saison in der NHL - und steht kurz davor, den ewigen Torrekord zu brechen. (Foto: Nick Wass/AP/dpa)
Owetschkin spielt seine 20. Saison in der NHL - und steht kurz davor, den ewigen Torrekord zu brechen. (Foto: Nick Wass/AP/dpa)
Owetschkin spielt seine 20. Saison in der NHL - und steht kurz davor, den ewigen Torrekord zu brechen. (Foto: Nick Wass/AP/dpa)

Einen prominenteren Unterstützer und Ratgeber kann sich Alexander Owetschkin bei seiner Jagd nach der ewigen Tor-Bestmarke in der NHL nicht wünschen. Kanadas Eishockey-Legende und Rekordhalter Wayne Gretzky höchstpersönlich drückt dem Russen die Daumen, dass seine lange als unerreichbar erscheinende Marke von 894 Treffern geknackt wird. 

„Oh ja, natürlich“, antworte Gretzky in der Anfangsphase dieser Saison auf die Frage, ob Owetschkin seinen Rekord übertreffen wird. „Es ist nur eine Frage der Zeit. Er ist ein großartiger Torjäger.“ Der inzwischen 64-Jährige sieht auch den historischen Wert von Owetschkins Rekordjagd: „Es ist großartig für das Spiel. Es ist positiv für den Sport.“

Owetschkin weiß diese Unterstützung des NHL-Idols zu würdigen. „Wenn eine solche Person mir die Daumen drückt, ist das ziemlich cool“, sagte der Russe. „Selbst wenn ich eine Flaute habe, schreibt er mir manchmal eine SMS und sagt: 'Mach dir keine Sorgen. Das kommt schon noch.' Er ist auf meiner Seite.“ Zum Rekord fehlen Owetschkin inzwischen nur noch fünf Treffer, um „The Great One“ zu übertreffen. 

Ob Owetschkin auch nach der 5:8-Pleite seiner Washington Capitals gegen die Buffalo Sabres Textnachrichten mit Gretzky ausgetauscht hat, ist nicht bekannt. Der Superstar erzielte zwar sein 37. Saisontor und Nummer 890 in der 20. NHL-Saison, doch der Treffer war dem 39-Jährigen ziemlich egal. „Jetzt gerade haben wir drei Spiele in Serie verloren“, sagte er. 

Die Washington Capitals haben sich bereits für die Playoffs qualifiziert, darum muss sich Owetschkin also nicht sorgen. Aber so sehr der anstehende Rekord die Welt um ihn herum beschäftigt - der Angreifer ist ehrgeizig und denkt ans große Ganze der Saison. „Es ist gut, dass das jetzt passiert und nicht in den Playoffs. Aber wir müssen das abschütteln und einen Weg finden, Spiele zu gewinnen.“ Noch einmal den großen Pokal nach oben reißen, das wäre seiner sportlichen Karriere würdig. 

Die ganze Saison über huldigen ihm Konkurrenten und Kollegen

Schon seit Wochen huldigen ihm US-Medien und Mitspieler. Die Gretzky-Marke ist zum Greifen nah und Anlass für viele Lobeshymnen auf den grauhaarigen Russen. Dass sich der zweimalige Familienvater Owetschkin nie von Russlands Präsident Wladimir Putin distanziert und den Angriffskrieg auf die Ukraine nie verurteilt hat, ist dabei meist der einzige - wenn auch große - Kritikpunkt an Owetschkin.

Ansonsten aber erzählt jeder, der die Gelegenheit dazu bekommt, wie nett und spendabel der Star ist. „Sehr, sehr großzügig mit seiner Zeit, mit seinem Geld - er macht auch unbequeme Sachen für Leute“, sagte Teamkollege Dylan Strome zuletzt. 

Owetschkin wird in Russland als Held verehrt 

Der gebürtige Moskauer ist einer der prominentesten Sportler in Russland. Im Eishockey stellen ihn die russischen Experten auf eine Stufe mit dem legendären Waleri Charlamow. „Jedes Match der Capitals ist Teil der Großen Aufholjagd Alexander Owetschkins auf Wayne Gretzky“, schrieb der russische Sport-Express. Die Heldenverehrung in den Medien hat nicht nur sportliche, sondern auch politische Gründe. Wegen seiner offen zur Schau getragenen Sympathie für Kremlchef Putin gilt Owetschkin in Moskau als „Unser Mann in Amerika“. 

2017 hatte er das „Putin Team“ gegründet, das die Wiederwahl des russischen Präsidenten ein Jahr später unterstützte. Der Bewegung schlossen sich nach Owetschkins Vorbild weitere prominente Sportler an. Zwar rief Owetschkin nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zaghaft zum Frieden auf. Kritik an Putin übte er aber nicht. Bis heute hängt ein gemeinsames Bild mit dem Kremlchef als Avatar auf dem Instagram-Account Owetschkins.

52 Tore in seiner ersten NHL-Saison

Owetschkin wurde 1985 als Sohn zweier Athleten geboren - der Vater spielte Fußball, die Mutter Basketball - und zeigte früh sein großes Talent auf dem Eis. Als Teenager brach er Rekorde, 2004 wählten ihn die Capitals dann an erster Stelle im Draft aus. Dass Gretzkys Rekord nicht bereits eingestellt ist, liegt auch am verzögerten Start der NHL-Karriere Owetschkins: Die Saison 2004/2005 fiel den Tarifverhandlungen zum Opfer, erst 2005 gab er sein Debüt als Profi der Capitals. In seiner ersten Saison verbuchte er 52 Tore und wurde als „Rookie of the Year“ zum besten Neuling der Liga gewählt. 

Owetschkin trifft von überall

Seither hat sich Owetschkins Spiel in jeder Facette weiterentwickelt. Viele seiner Tore erzielte er mit einem Volleyschuss vom linken Bullykreis, aber der Russe ist von praktisch überall gefährlich. Glaubt man den NHL-Tracking-Daten, hat Owetschkin aus 15 der 16 offensiven Zonen aufs Tor geschossen und aus 11 davon mindestens einen Treffer erzielt. Niemand hat mehr Tore in Überzahl, niemand hat mehr Treffer ins leere Tor erzielt als er. Owetschkin hat nach Angaben der Nachrichtenagentur AP gegen 181 Torhüter getroffen - auch das ein Rekord -, sechs neue sind in dieser Saison hinzugekommen. „Es gibt wirklich keine Methode, um ihn zu stoppen“, ist sich Capitals-Torwart Logan Thompson sicher.

© dpa-infocom, dpa:250331-930-419324/1


Von dpa
north