Polanski unter Druck – Gladbach vor historischen Tiefpunkten | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 03.10.2025 14:27

Polanski unter Druck – Gladbach vor historischen Tiefpunkten

Auch ohne neuen Sportchef geht es für Interimscoach Eugen Polanski am Sonntag um seine Zukunft bei den Profis (Foto: Federico Gambarini/dpa)
Auch ohne neuen Sportchef geht es für Interimscoach Eugen Polanski am Sonntag um seine Zukunft bei den Profis (Foto: Federico Gambarini/dpa)
Auch ohne neuen Sportchef geht es für Interimscoach Eugen Polanski am Sonntag um seine Zukunft bei den Profis (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Führungslos im sportlichen Bereich taumelt Borussia Mönchengladbach in Richtung des dritten Bundesliga-Abstiegs. Ohne Sportchef und mit einem Interimscoach mit ungewisser Zukunft präsentiert sich der fünfmalige deutsche Meister in seiner 59. Bundesliga-Saison aktuell in einem katastrophalen Zustand. Erstmals seit zehn Jahren geht die seit saisonübergreifend zwölf Spielen sieglose Borussia als Tabellenletzter in einen Bundesliga-Spieltag.

Der „bis-auf-weiteres-Coach“ Eugen Polanski gibt sich vor seinem dritten Auftritt als Borussen-Übungsleiter am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) gegen den SC Freiburg trotzdem entspannt. „Wir hatten einen sehr guten Fokus. Wir konnten schon vernünftig und gut arbeiten, trotz der Situation“, meinte der 39-Jährige.

Viele Verletzte, Unwucht im Kader - Negativrekorde drohen

Dabei ist unklar, ob der eigentliche Regionalligacoach des Clubs auch nach der Länderspielpause bei den Profis weitermachen darf. Der Druck ist nicht nur nach dem kümmerlichen Auftritt beim 4:6 nach 0:6-Rückstand am vergangenen Samstag gegen Eintracht Frankfurt groß. „Wir haben Sachen klar benannt, die wir so nie wieder sehen wollen“, sagte Polanski, dem allerdings wichtige Spieler weiterhin fehlen: In Tim Kleindienst, Robin Hack, Franck Honorat und Giovanni Reyna mehr als eine komplette Angriffsformation. 

Gelingt gegen Freiburg nicht endlich ein Sieg, könnten zwei Negativrekorde in der 125-jährigen Clubhistorie feststehen: 13 sieglose Erstligaspiele am Stück gab es noch nie. Setzt es die vierte Niederlage in Serie gegen Freiburg, stünde gar der schlechteste Gladbacher Bundesligastart überhaupt fest. 

Sechs Bundesligaspiele ohne einen Sieg zum Saisonstart - das gab es zuletzt vor 35 Jahren. All diese Horrorstatistiken belegen, wie prekär die Lage nur wenige Wochen nach der glanzvollen Party zum Jubiläum des ruhmreichen Clubs ist. Im August war Vereins-Ikone Rainer Bonhof noch stolz auf seine Borussia und begrüßte jede Menge Fußball-Prominenz zur zweitägigen Fete. 

Matthäus motzt über Ex-Club: „Nicht zweitligareif“

„Die Gesamtsituation der Borussia mit so vielen Jahren der Bundesliga-Zugehörigkeit ist sensationell“, hatte der Vereinspräsident der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Zwei Monate später mutet diese Aussage geradezu grotesk an. „Das war nicht bundesligareif, das war auch nicht zweitligareif. Das war, ich sage es nicht böse gemeint, für mich eine Arbeitsverweigerung“, schimpfte der einstige Borussen-Profi Lothar Matthäus nach dem Spiel gegen Frankfurt. Der 64-Jährige sprach gar von den „schlechtesten 60 Minuten in der Vereinsgeschichte von Borussia Mönchengladbach“. 

Schon nach drei Spieltagen war der vereinsinterne Druck auf den inzwischen ebenfalls geschassten Sportchef Roland Virkus groß geworden, Cheftrainer Gerardo Seoane zu beurlauben. Am Schweizer hatte Virkus im Sommer trotz des bereits desaströsen Endes der vergangenen Saison festgehalten. Nicht nur über diese Fehleinschätzung stolperte schließlich auch Virkus, der 35 Jahre lange vor allem im Jugendbereich viel für seine Borussia geleistet hat, als Sportchef aber an seine Grenzen stieß. Intern wurde ihm auch die Unwucht des aktuellen Kaders angelastet. 

Sportchef-Suche hat oberste Priorität

Als dem 58-Jährigen nach dem Debakel gegen Frankfurt samt „Virkus-raus“-Rufen der Rücktritt nahegelegt wurde, soll Virkus dem Vernehmen nach erleichtert gewirkt haben. Die verbliebenen - sportfremden - Geschäftsführer Stefan Stegemann und Markus Aretz sind beauftragt, so schnell wie möglich einen Nachfolger zu finden. „Wir suchen eine starke Persönlichkeit mit sportlicher Fachkompetenz“, sagte Stegemann dazu der „Rheinischen Post“. 

In der anstehenden Länderspielpause soll die wichtige Personalie geklärt sein. Der neue Mann muss dann direkt entscheiden, wie es auf der Trainerposition weitergeht. Aktuell besteht in den Vereinsgremien offenbar der Wunsch, weiter mit der internen Lösung Polanski zu arbeiten.

Dennoch geht es für den früheren Borussen-Profi bereits am Sonntag um seine Zukunft bei den Profis. Sollte am Sonntag ein ähnlicher Auftritt wie gegen Frankfurt folgen, würden die Gremien wohl in der kommenden Woche schon eingreifen - auch ohne neuen Sportchef.

© dpa-infocom, dpa:251003-930-119015/1


Von dpa
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