„Den kennen wir“, heißt es im Thüringer Kreis Sonneberg, wenn nach Robert Sesselmann gefragt wird. Der am Sonntag gewählte erste AfD-Landrat in Deutschland stammt aus der Kreisstadt Sonneberg, die sich der Traditionen ihrer Spielzeugindustrie rühmt.
Er wurde in der kleinen Stadt mit derzeit knapp 23.000 Einwohnern geboren und war in jungen Jahren ein ambitionierter Skilangläufer. In Sonneberg hat der Jurist heute eine Rechtsanwaltskanzlei.
Obwohl Sesselmann seit 2019 Landtagsabgeordneter ist und der AfD-Fraktion mit ihrem bundesweit als Rechtsaußen bekannten Chef Björn Höcke angehört, blieb der 50-Jährige in der Region an der Grenze zu Bayern verwurzelt - und präsent.
Sesselmann ist das Fränkische, nach dem es auch in Südthüringen klingt, beim Sprechen anzuhören. Sein Landtagsmandat in Erfurt will er nun niederzulegen. „Ich habe nur eine begrenzte Arbeitszeit“, sagte er nach seiner Wahl als Chef der Kreisverwaltung.
In seiner Vita als Landtagsabgeordneter nennt Sesselmann nicht einmal sein Geburtsdatum, sondern nur das Jahr. Zum Familienstand heißt es: „ledig, drei Kinder“. Infos zu seinem Wahlkreisbüro: Fehlanzeige. Im Wahlkampf redete er nur mit ausgewählten Medien, „Systemmedien“ hätten ihm einen ideologischen Wahlkampf eingebrockt, sagte er.
Seit etwa vier Jahren gehört er den Kommunalparlamenten der Stadt und des Kreises Sonneberg an - ob das so bleibt, wird sich zeigen. Bereits 2018 war er zum ersten Mal als Landratskandidat in Sonneberg angetreten und hatte aus dem Stand 29,8 Prozent geholt.
In der Thüringer AfD, die vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft und beobachtet wird, mischt Sesselmann mit, auch im Landesvorstand - aber eher in der zweiten Reihe und deutlich hinter Höcke. Nachdem er die Landratswahl gewonnen hatte, lobte Sesselmann seinen Chef: „Wir sind auf Bundesebene auf 20 Prozent. Björn Höcke hat es geschafft, den Landesverband hier auf über 30 Prozent zu bringen. Wir können nächstes Jahr, 2024, Geschichte schreiben, in Brandenburg, in Sachsen, aber auch in Thüringen.“
In AfD-Kreisen rechnet derzeit niemand damit, dass Sesselmann, der von der AfD als eine Art Aushängeschild für mögliche weitere Wahlerfolge gefeiert wird, Höcke seine Führungsrolle in der AfD streitig machen könnte.
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