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Veröffentlicht am 22.09.2024 05:16

Selenskyj besteht weiter auf Freigabe weitreichender Waffen

Regelmäßig greift das ukrainische Militär mit Drohnen und Raketen russische Munitionsdepots an und will zukünftig auch westliche Waffen gegen Arsenale in Russland einsetzen. (Archivbild) (Foto: Viktor Korotayev/Kommersant Publishing House/AP/dpa)
Regelmäßig greift das ukrainische Militär mit Drohnen und Raketen russische Munitionsdepots an und will zukünftig auch westliche Waffen gegen Arsenale in Russland einsetzen. (Archivbild) (Foto: Viktor Korotayev/Kommersant Publishing House/AP/dpa)
Regelmäßig greift das ukrainische Militär mit Drohnen und Raketen russische Munitionsdepots an und will zukünftig auch westliche Waffen gegen Arsenale in Russland einsetzen. (Archivbild) (Foto: Viktor Korotayev/Kommersant Publishing House/AP/dpa)

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beharrt auf einer Freigabe weitreichender westlicher Waffen für den Einsatz gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet. „Wir sind dabei, unsere Partner zu überzeugen und werden das auch in der nächsten Woche fortsetzen, dass die Ukraine eine vollwertige Reichweitenfähigkeit benötigt“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Das sei nicht mit den eigenen Drohnen oder den eigenen Raketen möglich, die bisher keine ausreichende Reichweite haben. Kommende Woche reist Selenskyj zu Gesprächen in die USA und wird dort unter anderem US-Präsident Joe Biden treffen.

Der Staatschef dankte dem Militär für ein erfolgreich angegriffenes Munitionslager in Russland. „Das nächste Arsenal in Russland wurde geschädigt und das war ein bedeutendes Arsenal für den Besatzer“, unterstrich der Präsident. Zudem hob er hervor, dass dem Geheimdienst SBU ein Schlag gegen ein russisches Arsenal mit taktischen Raketen und Gleitbomben geglückt sei. 

„Alles das, was Russland für seinen Terror gegen unsere Städte einsetzt“, betonte Selenskyj. Für die Angriffe seien ausschließlich Waffen aus ukrainischer Produktion eingesetzt worden. „Ohne die Mittel, die unsere Partner bereitstellen und die das Ende dieses Krieges durch die Zerstörung des russischen Offensivpotenzials bedeutend beschleunigen könnten“, sagte Selenskyj im Hinblick auf die von ihm bemängelte unzureichende Unterstützung durch die westlichen Partner.

Zuvor waren Munitionsdepots im zentralrussischen Gebiet Twer und im südrussischen Gebiet Krasnodar mehrere Hundert Kilometer entfernt vom ukrainisch kontrollierten Gebiet von Drohnen angegriffen worden. Die russische Armee hatte zwar die Drohnenangriffe eingeräumt, aber die Schäden heruntergespielt und von Bränden ausgelöst durch abgestürzte Drohnentrümmer gesprochen. 

Verletzte bei Luftangriff auf Charkiw

Durch russischen Beschuss eines Wohnblocks in der grenznahen Großstadt Charkiw wurden nach ukrainischen Angaben mehr als 20 Menschen verletzt. Unter ihnen seien auch ein achtjähriges Kind und zwei Jugendliche, teilte der zuständige Gouverneur Oleh Synjehubow in der Nacht bei Telegram mit. Auch der Bürgermeister der Stadt berichtete auf Telegram von dem Luftangriff. Mehrere Autos stünden in Flammen, Dutzende Menschen seien evakuiert worden, schrieb Ihor Terechow.

Moskau lehnt Teilnahme an Selenskyjs Friedensgipfel weiter ab

Im Außenministerium in Moskau reagierte man ablehnend auf Selenskyjs Absicht, Vertreter Russlands zu einem zweiten sogenannten Friedensgipfel einzuladen. Vertreter Russlands würden nicht teilnehmen, unterstrich Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Es sei dabei keine reale Regelung des Konflikts um die Ukraine beabsichtigt. Doch Russland verweigere sich nicht einer politischen und diplomatischen Beilegung der Krise und sei bereit zur Diskussion tatsächlich ernsthafter Vorschläge, betonte Sacharowa. Dabei seien jedoch die Situation „am Boden“ und die Interessen Russlands zu berücksichtigen. Sie warf dabei Kiew und dem Westen vor, an einer Fortsetzung des Krieges interessiert zu sein.

Im Juni hatten Dutzende Staaten ohne Russland und China an einem ersten Treffen in der Schweiz teilgenommen. Auf den Kriegsverlauf hatte das Gipfeltreffen keinen Einfluss. Selenskyj plant ein zweites Treffen bereits im November, zu dem auch Vertreter Russlands eingeladen werden sollen.

Ukrainische Vorwürfe zu russischen Angriffsplänen auf Atomanlagen

Die Ukraine warf Russland Planungen von Raketenangriffen vor dem Winter auf Atomenergieanlagen vor. „Das betrifft insbesondere offene Verteileranlagen in Atomkraftwerken und Umspannwerken, die für den sicheren Betrieb der Kernenergie entscheidend sind“, schrieb Außenminister Andrij Sybiha auf der Plattform X. Ein Zwischenfall bei den Atomkraftwerken könnte globale Auswirkungen haben. Die Informationen der ukrainischen Geheimdienste seien bereits der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) übermittelt worden.

Russische Raketen- und Drohnenangriffe zielten wiederholt auf Energieanlagen ab. Ukrainischen Angaben nach wurden dabei seit März Kraftwerksanlagen mit einer Erzeugungskapazität von mehr als neun Gigawatt beschädigt oder zerstört. Deshalb kommt es immer wieder zu stundenlangen Stromausfällen im Land. Die drei in Betrieb befindlichen ukrainischen Atomkraftwerke in den westukrainischen Gebieten Riwne und Chmelnyzkyj und in der südukrainischen Region Mykolajiw haben zusammen eine Leistung von etwa 7,8 Gigawatt. Damit wird gut die Hälfte des ukrainischen Stroms erzeugt.

Nach dem Einmarsch in die Ukraine hatte Russland bereits das größte Atomkraftwerk Europas nahe dem südukrainischen Saporischschja besetzt. Die sechs Reaktoren mit einer Gesamtleistung von sechs Gigawatt wurden aus Sicherheitsgründen komplett heruntergefahren. In der Umgebung des Kraftwerks werden immer wieder Artillerie- und Drohnenangriffe verzeichnet. Mehrere ukrainische Rückeroberungsversuche scheiterten.

Die russischen Besatzungsbehörden hatten erst am Freitag von einem neuerlichen angeblichen Drohnenangriff auf Transformatoren eines Umspannwerks am Kraftwerk berichtet. Den vor Ort befindlichen IAEA-Inspektoren wurden die Folgen gezeigt. Das ukrainische Energieministerium rief parallel dazu die IAEA auf, auch die Umspannwerke an den drei in Betrieb befindlichen ukrainischen Atomkraftwerken durch IAEA-Mitarbeiter überwachen zu lassen.

Die Ukraine wehrt mit westlicher Unterstützung seit Februar 2022 eine russische Invasion ab.

 

 

 

© dpa-infocom, dpa:240922-930-239483/1


Von dpa
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