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Veröffentlicht am 18.09.2025 03:32, aktualisiert am 18.09.2025 10:54

Senior soll Frau erwürgt haben - angeblich keine Erinnerung

Unklar ist bisher, ob der Angeklagte bei der Tat psychisch beeinträchtigt war.  (Foto: Pia Bayer/dpa)
Unklar ist bisher, ob der Angeklagte bei der Tat psychisch beeinträchtigt war. (Foto: Pia Bayer/dpa)
Unklar ist bisher, ob der Angeklagte bei der Tat psychisch beeinträchtigt war. (Foto: Pia Bayer/dpa)

Mehr als zehn Monate nach dem gewaltsamen Tod einer 76-Jährigen in Unterfranken kann sich ein wegen Mordes angeklagter Mann nach Worten seines Verteidigers nicht an die Tat erinnern. „Er hat keine verlässliche Erinnerung, er hat keinen Erklärungsansatz“, sagte Rechtsanwalt Hans-Jochen Schrepfer zu Prozessauftakt vor dem Landgericht Schweinfurt. „Er kann sich an die Tat und den Tatmorgen konkret nicht erinnern.“ 

Auch wenn er der Täter gewesen sein mag, könne er sich nicht erklären, aus welchem Grund er seine Partnerin getötet haben soll. Sein Mandant wisse auch nicht mehr, dass er sich selbst mit einem Messer verletzt hat. Dennoch möchte er die Verantwortung für „das schreckliche Ereignis“ übernehmen, sagte Schrepfer.

Angeklagter zunehmend dement 

Oberstaatsanwältin Isabell Simon wirft dem Senior Mord aus Heimtücke vor. Spätestens am Tatmorgen, dem 15. November 2024, habe der 82-Jährige „infolge seiner seelischen Belastung und der beginnenden vaskulären Demenz den Entschluss“ gefasst, seine Partnerin und sich selbst zu töten. Der Mann soll im Schlafzimmer seine fest schlafende Lebensgefährtin erwürgt haben. 

Dabei könnte er nicht unerheblich in seiner Steuerungsfähigkeit eingeschränkt gewesen sein. Dennoch sei der Angeklagte intellektuell in der Lage gewesen, „den arg – und wehrlosen Zustand seiner Lebensgefährtin beim Angriff auf ihr Leben zu erkennen“, sagte Simon.

Geständnis gegenüber der Polizei

Nach Aussage eines Polizisten, der am Tatort in Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen) war, hat der angeklagte Deutsche ihm dort die Attacke gestanden. Er wies zudem schwere Stichverletzungen im Oberkörper auf, die er sich laut den Ermittlern selbst zugefügt haben soll. 

Eine der ersten Worte des damals blutüberströmten Verdächtigen seien gewesen: „Ich kann nicht mehr.“ Der 82-Jährige sei sichtlich aufgeregt gewesen. Dennoch habe er gewusst, „wo er ist und was gerade passiert ist. (...) Er konnte sich klar artikulieren und hat klare Aussagen getroffen.“

Beziehung der Senioren angeblich harmonisch

Die Kinder des Opfers, die nicht mit dem Angeklagten verwandt sind, schilderten die Beziehung des Paares als harmonisch. „Ein Herz und eine Seele die Zwei“, sagte der 55 Jahre alte Sohn der Getöteten. „Mir ist nichts bekannt von einem Streit, von irgendwelchen Zwistigkeiten.“ Seine Mutter und der Angeklagte seien 16 oder 17 Jahre lang zusammen gewesen. „Die haben aufeinander aufgepasst.“ 

Die 58 Jahre alte Tochter, die im selben Haus wie ihre Mutter wohnte, sagte unter Tränen: „Die waren immer so lieb zueinander. Ich kann nichts Schlechtes sagen.“

Für den Prozess sind insgesamt vier Verhandlungstage angesetzt.

© dpa-infocom, dpa:250918-930-51981/3


Von dpa
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