Wer in den vergangenen Jahren mal umgezogen ist, wird es gemerkt haben: Die so einfach selbst aufgebauten Möbel lassen sich manchmal auch nur genau einmal aufbauen. Bei einem Umzug, bei dem die Stücke ab- und wieder aufgebaut werden müssen, bleiben oft Schäden zurück. Das müssen Sie wissen, um die Möbel länger am Leben zu halten:
„Wer seine Möbel seinerzeit streng nach Montageanleitung aufgebaut und dabei nichts falsch gemacht hat, sollte sie auch leicht demontieren können“, sagt Thomas Gerke, Tischlermeister und Trainer an der DIY Academy in Köln. „Er muss ja einfach nur in der umgekehrten Reihenfolge der Anleitung vorgehen.“
Aber ganz so unkompliziert ist es dann doch nicht immer, denn nicht jeder bewahrt die Anleitungen auf. „Manchmal sind sie noch im Internet zu finden. Man kann auch beim Hersteller oder Händler nachfragen“, rät Christine Scharrenbroch vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. Gerkes Tipp: Bei künftigen Einkäufen die Montagehinweise einscannen oder abfotografieren und digital aufzubewahren.
Noch eine Lösung: Während der Demontage die jeweiligen Arbeitsschritte dokumentieren. Auch hierfür eignen sich Fotos gut. Möbelexpertin Scharrenbroch rät auch, die Bestandteile der Möbelstücke wie Türen, Regalböden oder Rückwände beim Abbau zu nummerieren.
Dabei werden die Möbel in der Regel wieder in ihre Einzelteile zerlegt. „So sind sie im Idealfall so kompakt wie beim Kauf und nehmen wenig Platz beim Transport ein“, sagt Christine Scharrenbroch. Damit keine Schäden entstehen, sollten empfindliche Teile wie Glas, Spiegel oder Lackoberflächen mit Decken oder Folien geschützt und auf weichen Unterlagen transportiert werden.
„Wichtig ist, Kleinteile wie Schlüssel und anderes Zubehör zu entfernen“, so Scharrenbroch. Alle Teile für ein Stück kommen in einen extra Behälter, sodass sie sich beim späteren Aufbau mehrerer Möbel gut wieder zuordnen lassen. Schubladen sollten vor dem Transport entfernt oder mit Kreppband fixiert werden. Wichtig: Vorsicht mit Klebeband bei empfindlichen Oberflächen.
Eigentlich ist es ganz einfach: Es sollte das Werkzeug bereit liegen, zu dem in den Montageanleitungen geraten wird. „Wird ein Inbusschlüssel verlangt, sollte man es nicht mit einem Schraubenzieher versuchen. Und wo ein Schraubenzieher richtig ist, kann ein Akkuschrauber zu viel sein“, sagt Christine Scharrenbroch.
Auch auf die richtige Größe kommt es an. Verwendet man zum Beispiel beim Ein- und Ausdrehen die falsche Schraubenziehergröße, können die Schlitze ausfransen und die Schraube ist nicht mehr zu gebrauchen. Oder man rutscht ab und beschädigt das Holz.
Und eine Wasserwaage sollte beim Aufbau von Möbeln immer zur Hand sein. „Wenn die Möbel wirklich gerade stehen und nichts wackelt, tut ihnen das gut. So halten sie länger“, so Thomas Gerke.
Das hängt wesentlich von deren Qualität ab. „Schwere Möbel aus massiven Hölzern, die ein Leben lang halten, stellt sich kaum noch jemand in die Wohnung. Die meisten Möbel heute sind aus Plattenwerkstoffen, die nicht so stabil, dicht und fest sind wie Massivmöbel“, sagt Tischlermeister Thomas Gerke.
Sein Tipp: „Wer langlebigere Stücke haben möchte, sollte beim Kauf darauf achten, dass das Möbel einen möglichst hohen Vollholzanteil hat.“ Mit etwas Sorgfalt machen aber auch preiswertere Möbel ein oder zwei Umzüge mit.
Die Rückwände größerer Schränke. „Sie bestehen oft nur aus dünnen Hartfaserplatten, die aber als tragende Elemente größere Lasten aushalten müssen“, so Thomas Gerke. Hier ist es besonders wichtig, die Rückwand beim Neuaufbau gerade einzusetzen und größere Schränke mit zwei Winkeln an der Wand zu befestigen.
Beschläge, die in Spanplatten eingebaut sind, leiern oder reißen aus. Die Stellen lassen sich laut DIY Academy aber etwa mit einem Zweikomponenten-Kleber ausspachteln und Scharniere, Griffe oder Schubladenführungen neu einsetzen.
Und haben die Möbel beim Ab- oder Wiederaufbau trotz aller Vorsicht kleine Blessuren erlitten, lässt sich das meist gut kaschieren. „Beschädigte Kanten oder Kratzer können einfach mit Stangenwachs ausgebessert werden, das es in allen möglichen Farben gibt“, sagt Thomas Gerke. „Einfach auftragen, trocknen lassen, polieren und fertig.“
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