Die ersten Delegationen schwirren längst durch Berlin, in den Hallen der Messe weht der Geist der Special Olympics World Games.
„Sport war schon immer der gesellschaftliche Motor. Ich hoffe, dass die Special Olympics Vorbild werden für eine inklusive Gesellschaft. Und der Spirit der Spiele auf die Gesellschaft überspringt“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf der Eröffnungs-Pressekonferenz.
An diesem Samstag geht es los. Es wird das größte Multisport-Ereignis in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972 in München. 7000 Aktive aus 190 Nationen, 26 Sportarten, 3000 Trainer und rund 15.000 Volunteers - bis zum 25. Juni steht die Hauptstadt im Zeichen der Inklusion bei den Weltspielen der geistig und mehrfachen Beeinträchtigten. „Wir wollen in der Öffentlichkeit genauso wahrgenommen werden wie jeder andere. Jeder soll uns so akzeptieren, wie wir sie akzeptieren“, sagte Athletensprecher Mark Solomeyer, 2007 Goldmedaillengewinner im Badminton.
400 Stunden sollen auch dank einer einzigartigen Medien-Allianz von den Spielen live gezeigt werden. Fast ein Dutzend TV-Sender hat sich dazu zusammengeschlossen von den öffentlich-rechtlichen Anbietern ARD und ZDF über die Privatsender RTL oder Sat.1 bis zu Bezahlsendern wie Sky oder Telekom.
Es soll eine Woche werden, die wirkt und nachwirkt. „Wir haben eine einfache Botschaft. Die Welt kann sich verändern. Dieses Land hat sich verändert. Wenn du dich für etwas Großes einsetzt, kannst du die Welt verändern“, sagte der Vorsitzende von Special Olympics International, Timothy Shriver. „Der Abschluss am Brandenburger Tor muss der Beginn sein, der uns in die nächste Etappe führt. Es ist eine Chance für unsere Landesverbände, sich nachhaltig zu entwickeln und Netzwerke aufzubauen“, sagte die Präsidentin von Special Olympics Deutschland, Christiane Krajewski.
Für viele der internationalen Athletinnen und Athleten sind die Weltspiele in Berlin Höhepunkt und Entschädigung zugleich. Vor einigen Tagen kamen sie schon nach Deutschland, in insgesamt 216 Kommunen im ganzen Land hatten sie Zeit, sich einzugewöhnen und weiter auf ihre Wettkämpfe und Wettbewerbe vorzubereiten.
Auch sie hatten unter Corona-Pandemie vorher zu leiden. Manche kehrten nach den Sportpausen nicht wieder zurückgekehrt. „Aufgrund der massiven Auswirkungen durch die Corona-Pandemie ist der Sport in den Organisationen der Behindertenhilfe noch nicht wieder auf dem Niveau wie vor Corona“, sagte der Geschäftsführer der Special Olympics World Games 2023, Sven Albrecht, der Deutschen Presse-Agentur.
In Deutschland ging es wieder voran, andernorts machten Teilnehmern der Special Olympics noch ganz andere Umstände große Probleme. So wie bei den Reiterinnen und Reitern aus Haiti. Ein Jahr lang konnten sie wegen sozialer Unruhen in ihrer Heimat nicht trainieren.
Oder die 20 Aktiven aus der Ukraine. Training inmitten von Luftalarmen und Raketenbeschuss ist für sie Alltag geworden durch den russischen Angriffskrieg. „Es wird ein echter Urlaub“, sagte Tischtennisspielerin Kateryna Hryshenko daher dem „Tagesspiegel“ vor den Festtagen in Berlin. Sie werde ihr Bestes geben, eine Medaille für „die unbezwingbare Ukraine“ zu gewinnen, kündigte sie an.
Auf russische Teilnehmer können die ukrainischen Sportler nicht treffen: Special Olympics International hatte im Januar zum einen der russischen Stadt Kasan die Austragung der kommenden Winterspiele entzogen und russische Aktive von den Wettbewerben ausgeschlossen.
© dpa-infocom, dpa:230616-99-78142/4