Spielerversteher Wagner und der letzte (kleine) Final-Job | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 07.06.2025 12:39

Spielerversteher Wagner und der letzte (kleine) Final-Job

Julian Nagelsmann (l) und Sandro Wagner beim letzten gemeinsamen DFB-Training. (Foto: Federico Gambarini/dpa)
Julian Nagelsmann (l) und Sandro Wagner beim letzten gemeinsamen DFB-Training. (Foto: Federico Gambarini/dpa)
Julian Nagelsmann (l) und Sandro Wagner beim letzten gemeinsamen DFB-Training. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Noch einmal hallten die schneidigen Kommandos von Sandro Wagner über den Trainingsplatz in Herzogenaurach. Letztes Training, letzte Sitzungen, letztes Spiel - an diesem Wochenende endet die Zeit des Mannes, der ursprünglich zusammen mit Bundestrainer Julian Nagelsmann im Sommer 2026 in den USA Fußball-Weltmeister werden wollte. 

Am Sonntag (15.00 Uhr/RTL und DAZN) wird Ex-Nationalspieler Wagner ein letztes Mal als Assistent, als wichtigster Zuarbeiter und als enger Vertrauter an der Seite des ebenfalls 37 Jahre alten Nagelsmann sitzen. Es wird ihr 23. und letztes Länderspiel als Chef und Chefchen sein. Denn es drängt den ehrgeizigen Wagner früher als geplant aus der zweiten in die erste Reihe. Wagner wird neuer Chefcoach des FC Augsburg in der Fußball-Bundesliga. 

FC Augsburg statt WM-Mission

Das gemeinsame Werk, das auf einer USA-Tour der Nationalmannschaft im Oktober 2023 begann, bleibt damit unvollendet. Gekrönt werden sollte es eigentlich 2026 wieder in Nordamerika mit dem WM-Titel. Doch Wagner steigt vorzeitig aus dem Gemeinschaftsprojekt aus. 

Der ehemalige Bundesliga-Profi möchte „den nächsten Schritt gehen“, wie er sagte - und zwar jetzt, und nicht erst nach der WM. „Es ist kein Geheimnis, dass es mein großer Wunsch ist, selbst als Cheftrainer zu arbeiten“, sagte er. 

Wagners letztes DFB-Ziel nach der Chef-Entscheidung und dem Ja-Wort an den FCA war der Gewinn der Nations League. Der kleine Titel-Wunsch erfüllt sich nach dem ernüchternden 1:2 im Halbfinale gegen Portugal aber nicht. 

Wagners letzte DFB-Bühne ist nicht das große Finale in München mit einer emotionalen EM-Revanche gegen Spanien. Sondern das kleine Finale um Platz drei in Stuttgart. Immerhin auch gegen eine große Nation im Weltfußball. 

Undav: „Natürlich wird uns Sandro fehlen“

Die Nationalspieler wollen Wagner beim Abschiedsspiel ein Geschenk machen. Und so Danke sagen. „Natürlich wird uns Sandro fehlen. Natürlich werden wir Sandro vermissen“, sagte der Stuttgarter Angreifer Deniz Undav. „Und wir wollen natürlich am besten sein letztes Spiel mit einem Sieg beenden.“

Im schwarzen Trainingsanzug gab Wagner beim Abschlusstraining für das Prestigeduell mit den Franzosen, bei denen Champions-League-Sieger Ousmane Dembélé verletzt ausfällt, seine Anweisungen. Beim DFB-Team waren alle 24 Akteure um Kapitän Joshua Kimmich vor der Busfahrt aus Franken in den Spielort Stuttgart im Homeground von DFB-Partner Adidas dabei.

Wagner hat sich gerade auch im Spielerkreis in den nicht ganz zwei Jahren einen Namen gemacht. Auch als Spielerversteher - wegen seiner Fußball-Vita. „Er weiß, wie wir Spieler ticken. Er war selber Spieler auf hohem Niveau. Er hat immer eine sehr gute Bindung gehabt zu den Spielern“, schilderte Undav. Der achtmalige Nationalspieler (5 Tore) wird intern geschätzt. „Der Sandro hat sehr viel Ahnung vom Fußball. Er weiß, was er machen muss. Er hat sehr viel gelernt“, sagte Undav. Er traut ihm den Chef-Job in Augsburg absolut zu. 

Nagelsmann hatte gehofft, dass Wagner seinen DFB-Vertrag bis 2026 erfüllen würde. Aber als Trainer, der selbst ganz jung bei der TSG 1899 Hoffenheim Chef in der Bundesliga wurde, kann er ihm nicht böse sein. „Ich kann Sandros Wunsch, Cheftrainer zu werden, persönlich gut nachvollziehen und respektiere seine Entscheidung“, sagte Nagelsmann. Der eloquente Wagner, früher auch mal ein fachkundiger TV-Experte, arbeitete immer loyal im Hintergrund.

Völlers Idee wurde zur Dauerlösung

Für Wagner schließt sich gegen den WM-Zweiten Frankreich trotzdem ein Kreis. Im September 2023, nach der Trennung von Bundestrainer Hansi Flick, sprang Sportdirektor Rudi Völler für ein Spiel als Interims-Teamchef ein. Er holte von den deutschen U20-Junioren Hannes Wolf und dessen Co-Trainer Wagner als Helfer. 

Zusammen feierten sie in Dortmund einen 2:1-Sieg. Völler war beeindruckt von Wagner. Wenig später war dieser dann Co-Trainer von Völlers Wunschtrainer Nagelsmann. Und alle drei - Nagelsmann und Wagner am Spielfeldrand sowie Völler oben auf der Tribüne - würden im Stuttgarter Stadion gerne wieder einen Erfolg gegen Frankreich erleben. Es wäre ein versöhnliches (Saison-)Ende.

© dpa-infocom, dpa:250607-930-640967/2


Von dpa
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