Pfeift der Wind ums Haus, dürfte es dem ein oder anderen Bewohner schon mal mulmig werden: Habe ich wirklich die Blumentöpfe reingeholt, steht die Schaukel im Garten sicher - und was ist eigentlich mit den Dachziegeln?
Und tatsächlich: Stürme können Gebäuden ganz schön zusetzen. Besonders gefährlich bei Stürmen sind nach Angaben des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Windböen: „Böen können viermal so starke Windkräfte auf ein Gebäude erzeugen wie der eigentliche Sturm selbst“, so ein BBK-Sprecher. Bei Dächern und Fassaden können Sogkräfte demnach schwerwiegende Schäden verursachen, vor allem an der windabgewandten Seite. „Besonders gefährdet sind zum Beispiel einzelne Elemente wie Vordächer und Vorbauten“, heißt es vom BBK. Bei Flachdächern seien die Sogkräfte im Eck- und Randbereich am größten. Fassaden sind demnach besonders im Bereich der Gebäudekanten gefährdet.
Und die Gefahr steigt, wenn das Gebäude an einem exponierten Platz steht, also frei oder erhöht - und wenn die Dachform besondere Angriffspunkte bietet oder leichte Deckmaterialien ungenügend befestigt sind. „Weitere Gefahrenquellen sind Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft des Gebäudes sowie umherfliegende Trümmerteile und Gegenstände.“
Was kann man also tun, sobald ein Sturm angekündigt ist? Zunächst ist es wichtig, alle Türen und Fenster zu schließen. Lose Gegenstände wie Gartenmöbel oder nicht eingefahrene Markisen und andere Dinge, die auf Menschen fallen können, müssen gesichert oder ins Haus gebracht werden. „Die können bei hohen Geschwindigkeiten zu Geschossen werden“, sagt Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „Dann haben wir zusätzlich zu herumfliegenden Gegenständen noch Glassplitter, wenn Fenster getroffen werden oder plötzlich zuknallen.“
Auch das Auto sollte vor den Gefahren eines Sturms geschützt werden. „Parken Sie Ihr Fahrzeug nicht in der Nähe von Häusern oder hohen Bäumen, stellen Sie es in der Garage ab, wenn möglich“, empfiehlt das BBK.
Stürmt es erst mal, sollte man sich selbst vor allem in Sicherheit bringen - und Orte meiden, an denen man von Gegenständen getroffen werden könnte, die der Sturm mitreißt. „Falls Sie sich im Freien aufhalten, suchen Sie ein Gebäude auf“, rät das BBK. Von Fenstern sollte man sich fernhalten, ebenso von Gebäudeteilen, die von Bäumen getroffen werden könnten. Auf einen möglichen Strom- oder Telefonausfall können Sie sich vorbereiten, indem Sie Kerzen, Streichhölzer, Taschenlampe und Ersatzbatterien zu Hause haben - und Ihr Handy und eine Powerbank vorher aufladen.
All das sind kurzfristige Maßnahmen, die einen das Schlimmste möglichst unbeschadet überstehen lassen. Für die eigenen vier Wände ist Vorsorge aber am besten. Dazu gehört etwa, das Dach und die Fassade regelmäßig von Fachleuten auf Schäden und ausreichende Befestigungen untersuchen zu lassen. „Bäume, die nah am Haus stehen, sollte man regelmäßig überprüfen und schneiden“, sagt Norbert Gebbeken.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, auf eine stabile Dachkonstruktion und ihre feste Verankerung im Mauerwerk mithilfe von Mauerankern, Schrauben und Metallbändern zu achten. Um zu verhindern, dass Dachziegel abgedeckt werden, lassen sich spezielle Sogklammern am Dach installieren, so Bauingenieur Gebbeken. „Die sind sehr wirksam und lassen sich auch nachrüsten.“ Lassen Sie sich hierzu am besten von einem Fachbetrieb beraten.
Doch nicht nur Stürme können dem Haus gefährlich werden. „Gerade mit dem Klimawandel kommt es öfter zu Starkregen und Hochwasserereignissen“, sagt Gebbeken. Dazu gebe es verschiedene vorsorgliche Baumaßnahmen, die schützen können: Dammbalken, also besondere Bretter, die sich in Schienen vor den Türrahmen einsetzen lassen, schützen vor überflutenden Kellern, ebenso wie aufgemauerte Lichtschächte bei Kellerfenstern.
Auch druckdichte Fenster im Keller können Gebbeken zufolge vor einlaufendem Wasser schützen. „Das sind einfache, aber effektive Maßnahmen, die auch nicht zu teuer sind“, erklärt der Experte für Bausicherheit. Wichtig sei es zudem, sich über Hochwassergefahrenkarten zu informieren, ob das eigene Haus in einer gefährdeten Gegend steht.
Der Sturm ist vorüber? Dann sollten Sie das Gebäude zunächst einmal gründlich auf Schäden überprüfen. „Sollten Sie Sturmschäden feststellen, informieren Sie Ihre Versicherung und beachten Sie deren Hinweise, machen Sie Fotos von den Schäden“, so der Rat des BBK. Doch Vorsicht: Unter beschädigten Gebäudeteilen sollen Sie sich dafür nicht aufhalten.
Für Schäden am Haus selbst kann etwa die Gebäudeversicherung aufkommen, für beschädigte Einrichtungsgegenstände die Hausratversicherung. „Auf jeden Fall sollte ein Versicherungsschutz gegen Elementarschäden bestehen“, so ein BBK-Sprecher. Hier komme es darauf an, welche Elementarschäden im Einzelnen genau versichert sind.
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