„The Running Man“: Science-Fiction-Stoff für unsere Zeit | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 13.11.2025 07:03

„The Running Man“: Science-Fiction-Stoff für unsere Zeit

Glen Powell glänzt in seiner bisher größte Action-Rolle. (Handout)  (Foto: Ross Ferguson/Paramount Pictures/dpa)
Glen Powell glänzt in seiner bisher größte Action-Rolle. (Handout) (Foto: Ross Ferguson/Paramount Pictures/dpa)
Glen Powell glänzt in seiner bisher größte Action-Rolle. (Handout) (Foto: Ross Ferguson/Paramount Pictures/dpa)

Vor 50 Jahren dachte sich Horror-Meister Stephen King die Story aus. Unter seinem Synonym Richard Bachman brachte der US-Bestsellerautor den Roman „The Running Man“ schließlich 1982 heraus. Er spielt in einem dystopischen Amerika von 2025. Veralteter Stoff? Von wegen: Die neueste Verfilmung ist spektakuläre Action-Unterhaltung mit einer beklemmend zeitgemäßen Botschaft. 

Zu verdanken ist das der Handschrift des britischen Regisseurs Edgar Wright (51, „Shaun of the Dead“, „Baby Driver“) und der Star-Besetzung um Glen Powell, Josh Brolin, Colman Domingo, Lee Pace, Michael Cera und Emilia Jones. 

Glen Powell als neuer Action-Star

Für Powell (37) ist es nach Filmen wie „A Killer Romance“, „Top Gun: Maverick“ und „Twisters“ die bisher größte Action-Rolle, die ihn endgültig in Hollywood nach oben katapultiert. Er spielt den Arbeiter Ben Richards, der sich in einer tief gespaltenen Gesellschaft von Reichen und Armen verzweifelt darum bemüht, Geld für die Versorgung seiner kranken Tochter aufzutreiben. 

Seine letzte Hoffnung ist ein tödlicher Spielwettbewerb mit einer hohen Geldprämie. In der Hit-Show „The Running Man“ müssen Teilnehmer 30 Tage lang um ihr Leben rennen, während Profikiller ihnen nachstellen. Ihr Survival-Kampf wird vor einem aufgewiegelten Publikum live übertragen. Mit jedem Tag, den sie überleben, steigt das Preisgeld. 

Um höchste Einschaltquoten zu erreichen, wird die Show von dem aalglatten Produzenten Dan Killian (Brolin) manipuliert. Gewöhnlich endet das brutale Spiel mit dem Tod der verfolgten Runner, doch Richards kämpft mutig und clever gegen die Jäger an und zieht die gewöhnlich blutrünstigen Zuschauer mehr und mehr auf seine Seite. 

„Dies ist ein ganz gewöhnlicher Mann, der sein Bestes gibt, für seine Familie zu sorgen, aber von einem System manipuliert und unterdrückt wird“, sagt Powell im dpa-Interview über seine Rolle. „Damit können wir uns leicht identifizieren. Am Ende hat er den Mut, sich dagegen aufzulehnen und für alle zu kämpfen“. 

Action-Achterbahn 

„The Running Man“ ist ein wahrer Adrenalin-Kracher, Richards ist ständig auf dem Sprung. Die Stunts seien ziemlich hart gewesen, sagt Powell mit einem Augenzwinkern. Er habe einiges einstecken müssen. Ein Hingucker ist eine Szene, in der er sich nur mit einem Handtuch bekleidet an einer Hausfassade abseilen muss. Der Schauspieler flext ordentlich seine Muskeln, doch an den alten Ben Richards aus der ersten „Running Man“-Verfilmung im Jahr 1987 reicht er bei weitem nicht heran. Und das ist gut so. 

Schwarzenegger machte es vor

Diese Figur wurde damals von „Terminator“-Star Arnold Schwarzenegger mit massiven Muskelpaketen verkörpert. Er mimte einen Polizisten, der durch eine Intrige unschuldig zum Verbrecher abgestempelt wird und im Gegenzug für die Teilnahme an der mörderischen Spielshow auf Freiheit hofft. Die Verfilmung unter der Regie von Paul Michael Glaser wich von der Stephen-King-Vorlage stark ab. Der einzige Schauplatz war eine Kampfarena, wo Richards seine Verfolger in nur einer Runde spielend ausschaltet. 

An Buchvorlage orientiert

Der „Running Man“ von Edgar Wright hält sich dagegen eng an das Buch. Die Jagd in der dystopischen Welt zieht sich über 30 Tage hin. Die Runner hetzen durch eine gespaltene futuristische Nation mit Slums, verlassenen Wohnvierteln und High-Tech-Städten. Unterdessen bannt das mächtige TV-Network die Zuschauer mit brutalen Gameshows aller Art an den Bildschirm und wiegelt die Menschen mit Propaganda und Lügen gegen die Kandidaten auf. 

Alarmierende Vision

Als Teenager, um 1988 herum, habe er den Roman begeistert gelesen, erzählt Wright der Deutschen Presse-Agentur. „Die Dinge, die Stephen King schon vor 50 Jahren vorhersah, sind recht alarmierend“, meint der Regisseur. Er verweist auf Deepfakes, also Videos, die echt wirken, in Wahrheit jedoch manipuliert wurden. „Es ist ein unterhaltsamer Action-Stoff, der die Aufgabe erfüllt, die Realität mit einem Zerrspiegel vor Augen zu führen“. Dystopische Geschichten enthielten meistens eine Warnung, betont Wright. 

Witzige Einfälle

Der Regisseur versteht aber auch, das düstere Szenario mit witzigen Einfällen aufzulockern. Von Arnold Schwarzenegger holte er sich das Okay, ein Foto des früheren Action-Stars auf 100-Dollar-Scheine zu drucken. „Retro-futuristisch“ nennt er die Idee, Videokassetten als eine Hommage an die Buchveröffentlichung in den 1980er Jahren in die Story einzubauen. Die Runner müssen jeden Tag mit einer alten Videokamera eine Aufzeichnung machen und den Produzenten der Game-Show als Nachweis zuschicken. 

Josh Brolin (57, „Dune“, „Oldboy“) spielt den auf den ersten Blick charmanten, perfekt gestylten Show-Produzenten, hinter dem sich nach Brolins Worten eine habgierige, böse Figur - „die schlimmste Schattenseite von uns“ verbirgt. Er manipuliert und kontrolliert die Massen, wie in einem autoritären System. 

Regt zum Nachdenken an

Glen Powell schwärmt von Stephen Kings Weitsicht, als er „The Running Man“ vor mehr als 40 Jahren veröffentlichte. „Vieles, was er beschrieben hat, ist leider eingetroffen“, sagt der Schauspieler. Die Welt von Ben Richards sei auf unheimliche Weise der Heutigen ähnlich. Sein Rat für die Zuschauer: Habt Spaß mit dem Streifen und schaut euch um. „Dieser regt wirklich zum Nachdenken an, was ich glaube, dass viele Actionfilme heutzutage nicht mehr tun“. 

Die Macher haben von Stephen King prominente Unterstützung erhalten. Von der früheren Schwarzenegger-Version hatte sich der Autor damals distanziert, weil sie kaum noch der Vorlage entsprach. Der neue Film sei fantastisch, schrieb der 78-Jährige nun auf der Plattform X - und zog einen Vergleich mit dem Action-Hit „Stirb Langsam“. Der wurde 1988 zum Kassenschlager und machte Bruce Willis als eher untypischen, menschlichen Helden zum Star.

© dpa-infocom, dpa:251113-930-286060/1


Von dpa
north