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Veröffentlicht am 02.07.2022 13:52

Trauriger Tag: Weltmeister-Pferd tot, Werth disqualifiziert

Vielseitigkeitsreiterin Rosalind Canter aus Großbritannien auf Allstar B beim Geländeritt. (Foto: Uwe Anspach/dpa)
Vielseitigkeitsreiterin Rosalind Canter aus Großbritannien auf Allstar B beim Geländeritt. (Foto: Uwe Anspach/dpa)
Vielseitigkeitsreiterin Rosalind Canter aus Großbritannien auf Allstar B beim Geländeritt. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Für Isabell Werth war es eine ganz neue Erfahrung. Mitten in ihrem Vortrag im Grand Prix Special beim CHIO in Aachen wurde die siebenmalige Dressur-Olympiasiegerin am Samstag von den Richtern abgeläutet.

Am Maul ihres zwölfjährigen Hengstes Quantaz war Blut zu sehen. Dem Regelwerk entsprechend musste Werth ihren Ritt abbrechen und wurde disqualifiziert. Die Ursache war harmlos, aber folgenreich: Quantaz habe sich auf die Zunge gebissen, sagte Werth. „Shit happens. Wenn man nicht alles erlebt hat, war man nicht lange genug dabei. Nun habe ich diese Erfahrung gemacht“, meinte die 52-Jährige aus Rheinberg. „Es war das erste Mal und hoffentlich das letzte Mal.“

Durch die Disqualifikation vergab die deutsche Equipe die Siegchance in der Nationenwertung. Diesen sicherte sich Dänemark mit Cathrine Dufour an der Spitze. Die 30-Jährige gewann mit Vamos Amigos vor Frederic Wandres aus Hagen am Teutoburger Wald auf Duke of Britain.

Wesentlich dramatischer ging es beim Geländeritt in der Vielseitigkeit zu. Das Weltmeister-Pferd Allstar B der Britin Rosalind Canter war mit seinem linken Vorderbein an ein Hindernis geschlagen, war aber nicht gestürzt. Canter stieg sofort von dem 17-jährigen Hengst ab. Allstar B wurde in eine Tierklinik gebracht. Dort konnte ihm nicht mehr geholfen werden. Canter und Mitbesitzerin Caroline Moore entschieden, das Pferd einschläfern zu lassen. Über die Art der Verletzung war nichts verlautbart worden. „So etwas ist schon lange nicht mehr in Aachen passiert“, sagte Turnierdirektor Frank Kempermann im WDR.

„Es gibt keine Worte für die Liebe und den Respekt, den ich für Alby empfinde“, sagte Canter in einer CHIO-Mitteilung. „Er hat eine große Rolle beim Aufbau meiner Karriere gespielt und wird von vielen vermisst werden.“ Sie war mit Allstar B unter anderem Doppel-Weltmeisterin 2018 in Tryon geworden.

Die Tatsache, dass der dreimalige Olympiasieger Michael Jung den Sieg mit seinem Toppferd Chipmunk nach Jury-Entscheid verlor, verblasste angesichts des Schicksals von Allstar B. Der 39-Jährige aus Horb hatte den Kurs auf seinem 14 Jahre alten Wallach souverän gemeistert. Schon nach der Dressur und dem Springen am Vortag hatten beide vorn gelegen. Im Ziel durften sich Jung als Sieger fühlen.

Doch nach Studium von Videobildern entdeckten die Wertungsrichter, dass er und Chipmunk ein Hindernis nicht korrekt überquert hatten. Dafür erhielt er 15 Strafpunkte und fiel auf Rang acht zurück.

Dass es dennoch einen deutschen Sieg zu feiern gab, lag an Ex-Weltmeisterin Sandra Auffarth. Die 35-Jährige aus Ganderkesee rückte durch das Urteil gegen ihren Teamkollegen vom zweiten auf den ersten Platz vor. „Wenn ich nach einer fairen Entscheidung Zweite hinter Michael bin, freue ich mich. Wenn ich nach einer fairen Entscheidung vor ihm bin, freue ich mich noch mehr“, sagte sie.

In der Nationenwertung belegte die deutsche Equipe Rang zwei hinter den Briten. Für den Mannschafts-Wettbewerb hatte Jung auf den erst neunjährigen Kilcandra gesetzt. Zum Quartett gehörten neben Jung und Auffarth noch Olympiasiegerin Julia Krajewski aus Warendorf mit ihrem Gold-Pferd Amande de B'Néville und Ingrid Klimke mit Siena.

Die 54-Jährige aus Münster war mit ihrer zehn Jahre alten Stute als 28. die am schlechtesten Platzierte aus dem Team. Dennoch sorgte Klimke für ein Novum in Aachen. Außer für das Vielseitigkeits-Team ritt sie am Samstag auch noch für die Dressur-Equipe.

Etwas weniger als anderthalb Stunden vor ihrem Start zum Geländeritt hatte Klimke mit Franziskus ihren Auftritt im Grand Prix Special im Dessurstadion beendet. Nach Patzern wurde sie 14.

Im wichtigsten Springen des Tages siegte Christian Ahlmann. Mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt in der Siegerrunde setzte sich der 47-Jährige aus Marl auf Solid Gold mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt in der Siegerrunde durch.

Auch in dieser mit 90.000 Euro dotierten Prüfung gab es eine Schrecksekunde: Der Brite Harry Charles und sein Wallach Borsato stürzten, nachdem sie den Absprung vor einem Hindernis verpasst hatten. Beide blieben unverletzt. Höhepunkt ist am Sonntag der mit 1,5 Millionen Euro dotierte Große Preis von Aachen. Dann soll es wieder bessere Bilder geben, hoffen die Veranstalter.

© dpa-infocom, dpa:220702-99-885033/7

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