So groß, so teuer - und trotzdem ist das Klavier seit Jahren mit Abstand das beliebteste Instrument in vielen Musikschulen. Gerade auch in der Hochphase der Pandemie mit Lockdown und Beschränkungen für viele Freizeitaktivitäten probierten sich viele zu Hause daran aus und kauften Tasteninstrumente, berichtet die SOMM - Society Of Music Merchants.
Vor allem gefragt war bei den Facheinzelhändlern, die im Industrieverband der Hersteller und Händler von Musikinstrumenten und Musikequipment organisiert sind, der kleine Bruder des Pianos: das Keyboard. „Viele Händler berichten, dass sich das Keyboard gut verkauft hat - es hat im Vergleich zu den Vorjahren geboomt“, sagt SOMM-Geschäftsführer Daniel Knöll der Deutschen Presse-Agentur.
Das kleine Tasteninstrument ist im Vergleich zum Klavier günstig und kann gut transportiert werden. „Es eignet sich vor allem auch für den Einstieg, man kann es relativ leicht spielen“, so Knöll.
Allerdings: Dieser Pandemieeffekt hat sich im Verlauf von 2023 schon wieder verlangsamt. Alles ist teurer geworden - und es wird weniger investiert. Diese Auswirkungen bekomme auch seine Branche zu spüren, berichtet Knöll. „Und wenn investiert wird, dann wieder eher in Reisen. Die Menschen wollen nicht mehr zu Hause sitzen.“ Daher finden sich aktuell auch viele Instrumente, die während der Pandemie gekauft wurden, im Secondhand-Markt wieder.
Gleiches gilt übrigens für das Equipment fürs Home-Recording: Alles, was man brauchte, um seine eigene Musik aufzunehmen oder in Netzwerke zu streamen, wie etwa Mikrofone oder Software, boomte geradezu in den Hochzeiten der Pandemie, so Knöll. „Nur ein Produkt aus dem Bereich geht aktuell noch gut, aber es geht geradezu durch die Decke: Große Bluetooth-Soundboxen“, berichtet er. Sie werden mitgenommen - nach draußen, zu Festen, in Parks, um dort gemeinsam mit anderen Musik zu hören.
In Süddeutschland gibt es einen weiteren Corona-Nachholeffekt: Hier haben sich 2023 bei den Facheinzelhändlern, die Knöll befragt hat, Blechblasinstrumente gut verkauft - etwa Trompete oder Querflöte.
Denn während der Pandemie-Hochphase mit Restriktionen für Orchester investierten Musiker eher weniger in diese Instrumente. „Es gab hier auch eine Angst, wegen der Aerosole ins Horn zu blasen“, berichtet Knöll von den Erfahrungen der Musikhändler.
Dafür holen die Musiker das nun nach: Sie spielen wieder zusammen und investieren zugleich in neue Querflöten, Tuben, Trompeten und Posaunen. „Das ist das erste Mal, dass es merklich regionale Unterschiede gibt“, so Knöll.
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