Dass es mit der historischen Triathlon-Bestzeit nicht klappte, ärgerte Laura Philipp überhaupt nicht. Die Weltmeisterin hat erstmals in ihrer Karriere den Klassiker Challenge Roth gewonnen. Die Top-Favoritin ließ den Rivalinnen keine Chance - und das, obwohl sie in der vorigen Woche noch krank geworden war und ihr Start in Franken wackelte. „Ich bin unendlich erleichtert“, sagte die 38-Jährige im Bayerischen Rundfunk. „Es ist wunderbar, hier als Siegerin einzulaufen. Davon habe ich geträumt die letzten Wochen.“
Ihr Ziel, als erste Frau der Welt ein Langdistanzrennen unter acht Stunden zu beenden, verpasste die Heidelbergerin dabei deutlich. Nach 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen kam Philipp auf eine Zeit von 8:18:18 Stunden.
„Die acht Stunden werden schon noch irgendwann fallen“, kündigte sie an. „Dass dies heute nicht geschehen ist, heißt nicht, dass sie nicht knackbar sind.“ Sie verriet, dass sie ausgerechnet in der Woche vor dem Höhepunkt in Roth noch krank geworden sei und sogar Gefahr lief, für das Rennen absagen zu müssen. „Ich hatte vor dem Start schon große Zweifel“, räumte sie ein.
Dann aber klappte es doch noch - und wie! Den Rückstand von 5:44 Minuten nach dem Schwimmen holte Philipp auf dem Rad wieder auf und ging nach fast fünf Stunden an der in Führung liegenden Alanis Siffert aus der Schweiz - die später Dritte wurde - vorbei. Als Zweite kam die Australierin Grace Thek auf das Podest. Sie hatte einen Rückstand von fast 20 Minuten auf Philipp.
Damit blieb auch die Weltbestzeit von Anne Haug bestehen, die im Vorjahr in Roth 8:02:38 Stunden erreicht hatte. Diesmal verzichtete Haug angeschlagen auf einen Start und fokussiert sich auf die Ironman-WM im Herbst.
Auch bei den Männern stand ein Deutscher lange im Fokus, ehe er sich einem noch besseren Starter geschlagen geben musste: Jonas Schomburg durfte nach einem beherzten Auftritt bei seinem erst zweiten, beendeten Langdistanz-Rennen über Platz zwei freuen.
Der Sieg ging an Ex-Weltmeister Sam Laidlow aus Frankreich, der den in Führung liegenden Hannoveraner beim abschließenden Marathon überholt hatte. Dritter wurde Jan Stratmann aus Hennef.
„Mit dem zweiten Platz kann ich gut leben“, sagte Schomburg und kündigte bereits an: „Da kommt noch mehr.“ Der Olympia-Starter hatte erst am vorigen Wochenende beim Ironman in Frankfurt wegen eines Radschadens aufgeben müssen und war daraufhin spontan nach Roth gekommen. Er hatte von Beginn an ein hohes Tempo vorgelegt - Laidlow aber konnte im Finale kontern.
Beim größten Triathlon der Welt in Roth waren neben den Profis insgesamt mehr als 3.500 Einzelstarter sowie rund 700 Staffeln angetreten. Vor allem beim Rad-Anstieg hinauf zum Solarer Berg säumten wie immer viele Tausend Fans die Strecke und feuerten die Athletinnen und Athleten.
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