Steve Martin ist für seinen trockenen Humor bekannt. Eine Kostprobe gab er im Juni bei einem Auftritt in der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel. Der Moderator fragte den Schauspieler, wie er damit umgehe, bald 80 zu werden. Man müsse ehrlich zu sich sein und sein Alter akzeptieren, sagte Martin. „Etwa weiß ich, dass meine Haare eines Tages grau werden.“ Und wenn das geschehe, dann würde er sich damit abfinden, setzte der Komiker mit stoischer Miene fort. Es ist hinlänglich bekannt, dass Martin seit Jahrzehnten ein Silberschopf ist. Die Haare ergrauten, als er gerade Anfang 30 war. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.
In der Talkshow stellte der Hollywood-Veteran auch seine vielseitige Geschäftigkeit unter Beweis. Mit Kimmel plauderte er über die Dreharbeiten für die nächste Staffel der Mystery-Comedy-Serie „Only Murders in the Building“, über sein neues Buch (mehr als ein Dutzend hat er veröffentlicht) und die neue Single „5 Days Out, 2 Days Back“. Martin hat sich längst als virtuoser Banjo-Spieler und Grammy-Preisträger einen Namen gemacht. Er hat mehrere Platten veröffentlicht, die es auf Platz eins der Bluegrass-Charts brachten, und es in die Banjo Hall of Fame, die Ruhmeshalle der Banjospieler, geschafft.
Die Musik nimmt Martin ernst, schon als Teenager brachte er sich das Spielen bei. Doch mit Witz kündigte er im März die neue Platte an - dabei steht er angezogen in der Dusche und spielt auf seinem Banjo. Sein Instrument nahm der Star auch 2009 zur Berlinale mit. Dort brachte er damals in der Rolle des Inspektor Clouseau in „Der Pink Panther 2“ das Festivalpublikum zum Lachen. Für den Film hatte er auch das Drehbuch verfasst. Schreiben sei ihm mindestens genauso wichtig wie das Filmedrehen. „Ich verdiene damit nicht mein Einkommen, ich muss also nicht jede Woche oder jeden Monat etwas schreiben. Ich tue es nur, wenn mir danach ist“, erzählte er damals im dpa-Gespräch. Als Autor war er bereits mit seinem ersten Roman „Shopgirl“ erfolgreich.
Schon als Schüler entdeckte Martin sein Talent als Unterhaltungskünstler. Bei einem Sommerjob im kalifornischen Disneyland lernte er Zaubertricks. Später studierte er Philosophie und Lyrik, aber auch Theater. Bald kam er als Schreiber zum Fernsehen, dann auch vor die Kamera.
In der Comedy-Show „Saturday Night Live“, die auch James Belushi, Bill Murray, Eddie Murphy und Ben Stiller bekannt machte, war er einer der „Festrunk Brothers“. Mit schrägem Akzent und hautengen karierten Hosen spielte er Ende der 1970er Jahre zusammen mit Dan Aykroyd tschechische Provinzplayboys in den USA.
Martin ging als Komiker auf Tour, trat in Talkshows und in Clubs auf. Seine erste Hauptrolle in Hollywood landete er 1979 in der Komödie „Reichtum ist keine Schande“ („The Jerk“) als Adoptivsohn einer afroamerikanischen Familie auf dem Land. Regie führte die Comedy-Legende Carl Reiner (1922 - 2020).
Weitere drei Male trat Martin für Reiner vor die Kamera, in „Tote tragen keine Karos“, „Der Mann mit zwei Gehirnen“ und „Solo für 2“. Von ihm habe er beruflich aber auch menschlich so viel gelernt, schrieb Martin 2020 in einem Beitrag in der „New York Times“ - vor allem Güte und Bescheidenheit wertzuschätzen.
Viele von Martins Werken wurden zu Kultfilmen, etwa die „Drei Amigos“, „Roxanne“ und der „Vater der Braut“. „Eine Wahnsinnsfamilie“ war ein großer Kassenerfolg, ebenso die erste Neuauflage von „Der Rosarote Panther“.
Martin brachte Hollywood zum Lachen, doch jenseits der Bühne hielt sich der Comedian bedeckt und damit sein Privatleben weitgehend unter Verschluss. Von 1986 bis 1994 war er mit seiner Kollegin Victoria Tennant verheiratet.
Als er im Dezember 2012 mit 67 Jahren erstmals Vater einer Tochter wurde, gab Martins Sprecher erst im folgenden Februar bekannt, dass der Komiker und seine zweite Frau, die Journalistin und Autorin Anne Stringfield, „kürzlich“ ein Kind bekommen hätten. Schon ihre Hochzeit im Sommer 2007 war für die prominenten Gäste, darunter Tom Hanks und Diane Keaton, eine Überraschung gewesen. Sie hätten laut Einladung lediglich eine normale Party erwartet, hieß es damals.
2013 klappte es dann auch endlich mit einem Oscar, allerdings war es „nur“ ein Ehren-Oscar für sein Lebenswerk und Verdienste um den Film. Sein Kollege und guter Freund Martin Short, mit dem er unter anderem „Drei Amigos“und „Vater der Braut“ gedreht hatte, würdigte ihn bei der Zeremonie als ein „atemberaubendes, brillantes Original, das uns Möchtegern-Steve-Martins immer wieder inspiriert“. Die Film-Akademie holte Martin gleich dreimal als Moderator der Preisgala auf die Bühne, zuletzt 2010, als er zusammen mit Alec Baldwin durch die Oscar-Show führte.
Mit Short (75) tourt Martin häufig durch Comedy-Clubs, von Ende August bis Dezember hat das witzige Duo zig Auftritte quer durch die USA geplant. Seit 2021 gehen die ergrauten Komiker-Legenden auch mit Popstar und Schauspielerin Selena Gomez (33) erfolgreich auf Mördersuche. Ihre Mystery-Comedy-Serie „Only Murders in the Building“ ist ein preisgekrönter Hit, die fünfte Staffel feiert im September Premiere.
Im Mittelpunkt stehen der ehemalige TV-Kommissar Charles (Martin), der erfolglose Broadway-Regisseur Oliver ( Short) und die junge Künstlerin Mabel (Gomez). Die drei Nachbarn, die im selben Luxusapartment-Gebäude in New York wohnen, starten einen True-Crime-Podcast, um Kriminalfälle aufzuklären. Die Streamingserie (in Deutschland bei Disney+) lockt Hollywood-Prominenz an, als Gaststars wirkten unter anderem Meryl Streep, Paul Rudd, Eva Longoria und Eugene Levy mit.
Wie lange möchte Martin noch vor der Kamera stehen? Im August 2022 erzählte er dem Branchenmagazin „Hollywood Reporter“, dass er über ein Karriereende nach Abschluss seiner aktuellen Projekte, darunter „Only Murders in the Building“, nachdenke. „Wenn diese Fernsehshow vorbei ist, werde ich mir keine anderen suchen. Ich werde mich nicht um andere Filme bemühen. Ich will keine Cameos machen. Das ist es, seltsamerweise.“
Stattdessen wolle er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. „Ich habe ein Familienleben, das wirklich Spaß macht“, sagte Martin. „Jetzt einen Film zu drehen, irgendwo anders zu leben, dazu bin ich nicht mehr bereit. Ich kann nicht für drei Monate verschwinden.“ Seine Frau sei dennoch skeptisch, ob er nicht doch noch ein neues Projekt finde.
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