„Unglaublich unzufrieden“: Zverev hadert mit Abschlusspleite | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 15.11.2025 14:52

„Unglaublich unzufrieden“: Zverev hadert mit Abschlusspleite

Alexander Zverev kann nur schwer fassen, dass er bei den ATP Finals in der Vorrunde gescheitert ist. (Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa)
Alexander Zverev kann nur schwer fassen, dass er bei den ATP Finals in der Vorrunde gescheitert ist. (Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa)
Alexander Zverev kann nur schwer fassen, dass er bei den ATP Finals in der Vorrunde gescheitert ist. (Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa)

Alexander Zverev seufzte kurz und antwortete betont gelangweilt, als er auf eine wenig schmeichelhafte Analyse von Boris Becker angesprochen wurde. „Wenn das seine Meinung ist. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr auf seine Kommentare“, sagte der deutsche Tennisspieler in der Pressekonferenz nach seinem enttäuschendem Vorrunden-Aus bei den ATP Finals in Turin.

Tennis-Ikone Becker hatte zuvor als Experte des TV-Senders Sky vor Ort kein Blatt vor den Mund genommen. Eine „mentale Blockade“ hatte der sechsmalige Grand-Slam-Turniergewinner bei Zverev ausgemacht: „Ich bin kein Psychologe, ich kann nicht sehen, wie es in ihm drinnen aussieht.“ 

Die 4:6, 6:7 (4:7)-Niederlage im Gruppen-Endspiel gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime sei aber „weniger mit Tennis“ zu begründen, meinte Becker. Er sehe die Gründe vielmehr im mentalen Bereich. Zverev sei am Ende „fast total verkrampft“ gewesen, sagte der 57-Jährige. „Er kam mit dem Druck nicht klar, mit der Erwartungshaltung.“ 

Zverev zeigt sich selbstkritisch

Darauf eingehen wollte Zverev nicht. Doch der Olympiasieger von 2021 gab aber unumwunden zu: „Das war das schlechteste Match, das ich in den letzten Monaten gespielt habe.“ Das entscheidende Break im ersten Satz kassierte der Hamburger auch wegen eines verschlagenen Volleys der Kategorie Anfängerfehler. Im zweiten Satz schlichen sich noch mehr Unkonzentriertheiten in sein Spiel.

Und so verpasste der 28-Jährige das mögliche Halbfinal-Duell mit dem spanischen Weltranglistenersten Carlos Alcaraz. Das frühe Aus beim Prestigeturnier der besten Spieler des Jahres, das er bereits zweimal (2018 und 2021) gewinnen konnte, passte ins Bild einer für Zverev vermaledeiten Saison. Mit dem Jahr sei er sportlich „unglaublich unzufrieden“, äußerte der Weltranglistendritte. 

Das ist Zverevs Hauptziel für 2025 

Den erhofften ersten Grand-Slam-Turniersieg holte der Australian-Open-Finalist nicht, einzig beim Heim-Turnier im April in München konnte er triumphieren. Immer wieder setzte es körperliche Rückschläge für ihn, der Rücken war ein Dauerproblem. Gesund und fit zu bleiben habe deswegen „Priorität Nummer eins“ für das nächste Jahr. 

Wie er sich spielerisch nochmal verbessern will, um den aktuell fast aussichtslos erscheinenden Kampf mit den zwei Ausnahmekönnern Alcaraz und Jannik Sinner (Italien) aufzunehmen, ließ Zverev in der Stunde der Enttäuschung offen. Dass ihn Toni Nadal, der Onkel und Ex-Erfolgscoach von Spaniens Tennis-Held Rafael Nadal, wie von ihm vor Monaten gewünscht bei den Australian Open im Januar unterstützt, ist sehr fraglich. 

Becker spricht von abgekühlter Beziehung zu Zverev

Boris Becker kommt als möglicher neuer Coach wohl nicht mehr infrage. Zverev ist genervt darüber, dass der Ex-Star öffentlichkeitswirksam über ihn und seine Schwächen spricht. Im gemeinsamen Podcast mit Andrea Petkovic bezeichnete Becker die deutsche Nummer eins zuletzt als „Fackelträger der Generation, die hätte besser werden können“. 

„Im Moment ist es etwas kühler in der Beziehung“, erklärte Becker, der Zverev seit vielen Jahren kennt und nach eigener Aussage „im Herzen sein größter Fan“ ist. Er würde ihm raten, in den entscheidenden Momenten mutiger zu sein und in der kommenden Woche wie angekündigt bei der Davis-Cup-Endrunde anzutreten. Deutschland habe mit Zverev eine „Bombenmannschaft“, so Becker: „Das ist eine Riesenchance, die hässlichste Salatschüssel der Welt nach Deutschland zu holen.“ Der letzte deutsche Triumph liegt bereits 32 Jahre zurück. 

Versöhnlicher Abschluss beim Davis Cup?

Zverev versicherte unmittelbar nach dem Aus in Turin, dass er seinen Start in Bologna nicht absagen werde. Auch wenn er mit dem aktuellen Format des Mannschafts-Wettbewerbs alles andere als glücklich ist. „Es ist im Grunde ein Showturnier, das man Davis Cup nennt“, meinte Zverev: „Der wahre Davis Cup sind die Hin- und Rückspiele.“

Seine Teamkollegen um Jan Lennard-Struff (35), Kevin Krawietz (33) und Tim Pütz (37) hätten ihn aber um einen Start gebeten, weil diese Mannschaft von der Altersstruktur her „nicht mehr viel Zeit hat“ habe, wie Zverev sagte. Doch auf ihn und seine großen Ziele - ein Grand-Slam-Sieg und die Nummer eins der Weltrangliste - trifft das auch zu.

© dpa-infocom, dpa:251115-930-295859/2


Von dpa
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