Die US-Wirtschaft ist im Sommer überraschend stärker gewachsen als erwartet. Im dritten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um annualisiert 4,3 Prozent, wie das Handelsministerium in einer ersten Schätzung in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Wachstum von 3,3 Prozent gerechnet.
Die Zahlen wurden mit Verzögerung veröffentlicht. Grund war der wochenlange „Shutdown“, die vorübergehende Schließung der Bundesbehörden. Im zweiten Quartal hatte das BIP um 3,8 Prozent zugelegt.
Die US-Wirtschaft demonstriere ihre Widerstandskraft, sagte Stephan Bales, US-Experte bei KfW Research. „Nach dem Zickzackkurs der ersten Jahreshälfte deutet vieles auf eine klare Stabilisierung der US-Konjunktur hin.“
Grund für den Anstieg der Wirtschaftsleistung im Sommer seien höhere Verbraucherausgaben, Exporte und Staatsausgaben, hieß es von Regierungsseite. Teilweise ausgeglichen wurde der Effekt allerdings durch einen Rückgang der Investitionen. Die von US-Präsident Donald Trump erhöhten Zölle sorgten zudem dafür, dass die Importe sanken. Die Einfuhren werden bei der Berechnung des BIP abgezogen und stützten damit das Wachstum.
Trump lobte, seine Zollpolitik sei der Grund für das deutliche Plus. Die Zölle seien verantwortlich für die „großartigen ökonomischen Daten“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social. In Großbuchstaben ergänzte er: „UND ES WIRD NOCH BESSER WERDEN!“. „Betet für den U.S. Supreme Court!!!“, schrieb Trump mit Blick auf das oberste Gericht, wo eine Entscheidung über die Rechtmäßigkeit von Trumps Zollpolitik noch aussteht.
KfW-Experte Bales erwartet auch im kommenden Jahr ein solides US-Wirtschaftswachstum. Viele Haushalte spürten zwar noch die Belastung durch die Preissteigerungen der vergangenen Monate, doch ein nachlassender Inflationsdruck gebe Hoffnung auf Entlastungen. Zudem dürften die Unternehmensinvestitionen durch Investitionszusagen aus Zoll-Deals wieder leicht an Fahrt gewinnen. Die US-Wirtschaft bleibe „auf Kurs trotz globaler Unsicherheiten“.
In den USA werden die Daten zum Wirtschaftswachstum annualisiert veröffentlicht. In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen.
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