Die Hoffnungen auf eine Olympia-Medaille wollte Horst Hrubesch nach der höchsten Niederlage seiner beiden Amtszeiten bei den deutschen Fußballerinnen natürlich nicht gleich sausenlassen. „Ich habe da jetzt keine Bedenken, das war – glaube ich – der richtige Warnschuss“, sagte der 73-Jährige und beteuerte nach dem 0:3 (0:1) in Island: „Ich habe nach wie vor ein gutes Gefühl, das ist nicht das Problem.“
Knapp zwei Wochen vor der ersten Herausforderung gegen Australien bei den Sommerspielen ist bei den ambitionierten DFB-Frauen und dem Bundestrainer erst mal Ernüchterung eingekehrt. Die deutsche Auswahl ließ im vorletzten Härtetest beim EM-Qualifikationsspiel in Reykjavik fast alles vermissen und will es nun unbedingt am kommenden Dienstag (19.00 Uhr/ARD) in Hannover gegen Österreich besser machen. Dort werden an die 40 000 Fans erwartet, bevor sich die Auswahl gen Olympia verabschiedet.
„Man hat gesehen, dass vorher Urlaub war. Jetzt wieder den Anfang zu kriegen, war schwierig“, sagte Hrubesch. „Aber eines ist auch klar: Wir müssen von Anfang an diese Zweikämpfe annehmen, und das, was wir gespielt haben, war einfach schlecht.“ Die Niederlage sei auch in dieser Höhe verdient.
„Man hat auch gesehen, dass wir bei allen drei Toren selber mitgeholfen haben“, kritisierte der Europameister von 1980. „Nach vorn haben wir oft viele, viele falsche Entscheidungen getroffen.“ Es war die höchste Niederlage seiner beiden bisherigen Amtszeiten bei den DFB-Frauen. Zuletzt hatte das Nationalteam im März 2018 unter Steffi Jones so hoch verloren (0:3 gegen Frankreich) - es war ihr letztes Spiel als verantwortliche Trainerin.
Hrubesch hatte damals den Posten vorübergehend übernommen und sprang auch im vergangenen Jahr wieder bei den DFB-Frauen ein für die erkrankte Martina Voss-Tecklenburg. Nach dem WM-Debakel von Australien hatte das HSV-Idol die Auswahl wieder auf Kurs und zu Olympia gebracht. Bei zwölf Grad und gegen die robusten Isländerinnen erlitten die für die EM 2025 bereits zuvor qualifizierten deutschen Spielerinnen aber einen herben Rückschlag.
Außenverteidigerin Sarai Linder sprach von einem „Wachmacher, einem Wachruf“, Innenverteidigerin Kathrin Hendrich von einem „Wachrüttler“. Davon, dass Kapitänin Alexandra Popp (Fußreizung), Lena Oberdorf (Gelbsperre) und Sydney Lohmann (Muskelprobleme) fehlten und Abwehrchefin Marina Hegering geschont wurde, sprach am Ende niemand. Zu sehr waren die eingesetzten Spielerinnen von sich enttäuscht.
Bei Olympia treffen die DFB-Frauen, 2016 in Rio Goldmedaillen-Gewinnerinnen mit Trainerin Silvia Neid, in der Vorrunde auf Australien (25. Juli) und die USA (28. Juli) sowie Sambia (31. Juli). Sie waren aber nicht die Einzigen, die am Freitagabend patzten: Die Weltmeisterinnen aus Spanien unterlagen 1:2 in Tschechien, Nummer 30 der FIFA-Weltrangliste.
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