Nach einer langen und aufregenden Wahlnacht steht es fest: Island bekommt zum zweiten Mal in der Geschichte eine Frau als Präsidentin. Die Unternehmerin Halla Tómasdóttir erreichte 34,3 Prozent der Stimmen und setzte sich damit gegen alle elf weiteren Konkurrenten durch - so viele wie noch nie zuvor, wie der isländische Sender RUV berichtete.
„Mir ist warm ums Herz“, sagte Tómasdóttir nach ihrem Wahlsieg. Es sei eine Überraschung für sie gewesen. „Man erwartet nichts, wenn man so eine Reise macht, aber man hofft natürlich auf das Beste.“ Sie sei der Nation für das ihr entgegengebrachte Vertrauen sehr dankbar.
Auch ihre Top-Konkurrentin Katrín Jakobsdóttir ließ sie mit 25,2 Prozent hinter sich. Das Rennen um die Präsidentschaft zwischen den beiden Favoritinnen blieb bis zuletzt spannend. Jakobsdóttir räumte schließlich ihre Niederlage ein und beglückwünschte Tómasdóttir zum Wahlsieg. „Ich gratuliere ihr dazu und weiß, dass sie eine gute Präsidentin sein wird“, sagte Jakobsdóttir. Sie selbst wolle nicht noch einmal bei einer weiteren Präsidentschaftswahl antreten. Jakobsdóttir hatte überraschend im April ihren Posten als Ministerpräsidentin aufgegeben, um sich für die Präsidentschaftswahl zu bewerben.
Auch Tómasdóttirs Familie war angespannt dabei: „Wir sind unendlich stolz auf sie“, sagte ihre Tochter gegenüber dem Sender RUV noch in der Wahlnacht. „Es macht so viel Spaß, sich an dieser Art von Kampf zu beteiligen und die jungen Leute zum Wählen zu bringen.“ Die Wahlbeteiligung betrug insgesamt knapp 79 Prozent, die höchste bei einer Präsidentschaftswahl seit 1996. Wahlberechtigt waren fast 270.000 Isländer.
Es war ihr zweiter Anlauf: Tómasdóttir war 2016 schon einmal angetreten und hatte das Rennen um die Präsidentschaft gegen Gudni Jóhannesson verloren, der daraufhin acht Jahre lang das Amt innehatte. Am 1. August tritt die 55-Jährige dessen Nachfolge an. Der ebenfalls 55-jährige Jóhannesson hatte bei seiner Neujahrsansprache verkündet, sich nicht mehr um eine dritte Amtszeit zu bewerben.
Die Rolle der Präsidentin oder des Präsidenten in Island ist größtenteils repräsentativ. Das Land gehört nicht zur Europäischen Union, dafür aber ebenso wie Norwegen und Liechtenstein zum Europäischen Wirtschaftsraum. Auf der Insel mit ihren etwa 380.000 Einwohnern werden alle vier Jahre Präsidentenwahlen abgehalten, sofern es mehr als einen Kandidaten gibt.
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