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Veröffentlicht am 17.09.2022 07:59

Was man zum Staatsbegräbnis der Queen wissen muss

Der Sarg von Königin Elisabeth II. bei ihrer Aufbahrung in der Westminster Hall. (Foto: Sarah Meyssonnier/PA Wire/dpa)
Der Sarg von Königin Elisabeth II. bei ihrer Aufbahrung in der Westminster Hall. (Foto: Sarah Meyssonnier/PA Wire/dpa)
Der Sarg von Königin Elisabeth II. bei ihrer Aufbahrung in der Westminster Hall. (Foto: Sarah Meyssonnier/PA Wire/dpa)

Es ist der Höhepunkt der Trauer um die Queen: Am Montag wird die britische Königin Elizabeth II. beigesetzt. Die Zeremonie ist minuziös geplant. Was ist zu erwarten, wer darf dabei sein - und wie geht es für die königliche Familie weiter? Die Deutsche Presse-Agentur gibt einen Überblick.

Der Staatsakt beginnt: Um 11.44 Uhr (MESZ) wird der Sarg der Queen in einer Prozession auf einer von 98 Marinesoldaten gezogenen Lafette - einem für Kanonen bestimmen Wagen - von der Westminster Hall des Parlaments in die nahe Westminster Abbey gebracht. Hinter dem Sarg schreitet - wie bereits bei der Prozession am Mittwoch - der engste Kreis der Royal Family: Die vier Kinder der toten Königin, König Charles III., Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward. Dahinter kommen Enkel und Thronfolger Prinz William und sein Bruder Prinz Harry sowie weitere Royals und Mitglieder des königlichen Haushalts.

Die Trauerfeier beginnt um 12.00 Uhr. Zum Abschluss ertönt das Hornsignal „Last Post“, dem folgt ein zweiminütiges Schweigen in der Kirche und dem ganzen Land. Um 13.00 Uhr wird die Nationalhymne angestimmt.

Der Leichnam wird ein letztes Mal überführt. Zuerst in einer weiteren Prozession zum Wellington Arch und von dort mit einem Leichenwagen nach Windsor westlich von London. Hier wird der Sarg dann mit einem Trauerzug auf das Schloss gebracht, wo die Queen zuletzt residierte. In der St.-Georges-Kapelle erfolgt dann ein Aussegnungsgottesdienst.

Ihre letzte Ruhestätte findet die Queen am Abend bei einer privaten Beisetzung in der König-George-VI.-Seitenkapelle innerhalb der Kirche an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Mannes Prinz Philip. Darin sind auch ihre Eltern sowie ihre Schwester Margaret beigesetzt.

Zum Staatsbegräbnis sind etwa 2000 Menschen geladen. Darunter sind außer der britischen Regierungsspitze auch Hunderte Monarchen, Staats- und Regierungschefs. Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern und der australische Premierminister Anthony Albanese dürften zu den Gästen mit der weitesten Anreise gehören. Auch zahlreiche Vertreter des europäischen Hochadels wurden erwartet.

Viele der Staatschefs und anderen ausländischen Gäste nahmen bereits am Vorabend an einem Empfang im Buckingham-Palast teil, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, US-Präsident Joe Biden und der französische Präsident Emmanuel Macron. Ein Regierungsbeamter sagte der BBC, der Aufwand sei vergleichbar mit 100 Staatsbesuchen innerhalb weniger Tage.

Als besondere Ehre gilt die Teilnahme des japanischen Kaisers Naruhito und seiner Gemahlin Kaiserin Masako. Japanische Monarchen nehmen traditionell eigentlich nicht an Bestattungen teil, weder im eigenen Land noch im Ausland. Es ist zudem Naruhitos erste Auslandsreise als Kaiser.

Für Gesprächsstoff sorgte aber, dass der Kaiser wie die allermeisten Ehrengäste mit einem Bus zur Westminster Abbey reisen soll. Das soll helfen, ein Verkehrschaos zu vermeiden. Wie die BBC berichtete, soll es nur sehr wenige Ausnahmen geben, etwa für US-Präsident Biden oder den israelischen Staatschef Izchak Herzog.

An dem Staatsakt wird der engste Hofstaat der Queen teilnehmen. Hinzu kommen etwa 200 Menschen, die erst vor kurzem im Rahmen der „Queen’s Birthday Honours“ mit royalen Orden für ihre Verdienste geehrt wurden. Sie werden mit der Teilnahme „für ihre außergewöhnlichen Beiträge“ als Reaktion auf die Pandemie“ oder ihren Einsatz für Gemeinden und Stiftungen geehrt. Eingeladen sind zudem alle Träger des Victoria- und des George-Kreuzes, der höchsten militärischen beziehungsweise zivilen Auszeichnung des Königreichs.

Mehrere Staaten, mit denen Großbritannien schlechte oder gar keine Beziehungen hat, haben keine Einladung erhalten. Am auffälligsten ist das Fehlen von Russland - Moskau kritisierte dies als „zutiefst unsittlich“. Doch auch nicht alle geladenen Gäste werden persönlich kommen. So wird in London damit gerechnet, dass der chinesische Staatschef Xi Jinping von Vizepräsident Wang Qishan und der indische Premier Narendra Modi von Staatspräsidentin Draupadi Murmu vertreten werden. Papst Franziskus schickt Kurienerzbischof Paul Gallagher, so etwas wie den Außenminister des Vatikans.

Gala-Uniform oder Cutaway für die Herren, schwarze Kleider für die Damen - das dürften die beherrschenden Kleidungsstücke sein. Spannender könnte die Frage nach Hüten, Schmuck und Orden werden. Die Royals nutzen solche Accessoires als besondere Zeichen der Verbundenheit. So trug Prinzessin Kate, Ehefrau von Queen-Enkel Prinz William, beim Gedenken am Mittwoch eine Perlenbrosche, die der Königin gehört hatte, und Ohrringe von Williams Mutter Diana.

Während die wichtigsten Royals wie König Charles III. und Thronfolger William voraussichtlich wieder Uniform anlegen, werden Charles' Bruder Prinz Andrew und Prinz Harry in zivil erwartet. Dabei waren beide im Militäreinsatz - Andrew im Falklandkrieg und Harry in Afghanistan. Allerdings sind sie keine aktiven Mitglieder der Royal Family mehr: Andrew wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein, und Harry hatte seine royalen Pflichten freiwillig aufgegeben.

Für den gigantischen Staatsakt koordinieren Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten in Großbritannien eine der größten Sicherheitsoperationen, die die Hauptstadt je erlebt hat. Der Aufwand werde größer als zu den Olympischen Spielen 2012, als täglich 10.000 Beamte im Dienst waren, hieß es von der Polizei.

Die Absperrungen in der Innenstadt, um die Menschenmassen zu lenken, seien aneinandergereiht 36 Kilometer lang. Das Fliegen von Drohnen ist verboten. Auch in Windsor sind ein großer Polizeieinsatz mit 2000 Beamtinnen und Beamten, Sicherheitschecks wie am Flughafen und Straßensperren geplant. Außerdem überprüft die Polizei Telefonzellen, Gullys und Mülltonnen.

Das Vereinigte Königreich steht weitgehend still. Zu Ehren der Queen wird der Montag einmalig zum arbeitsfreien Feiertag. Das soll allen Menschen ermöglichen, die Zeremonien zu verfolgen. Die Maßnahmen sind weitreichend: Schulen und viele Geschäfte sind geschlossen, auch Supermärkte werden stundenlang schließen. Der wichtigste Flughafen London-Heathrow streicht mehr als 100 Flüge und verschiebt weitere, damit kein Fluglärm die Feierlichkeiten stört. Nicht notwendige Operationen wurden ebenso abgesagt wie Gerichtsverfahren.

Auch nach turbulenten Tagen werden vor allem König Charles und Thronfolger William kaum zur Ruhe finden. Schließlich geht es darum, dass sie sich in ihre neuen Rollen einarbeiten. Anders als der Rest des Landes, wo am Dienstag der Alltag wieder losgeht, ist die königliche Familie noch immer in Trauer:

Charles hatte die traditionelle „mourning period“ bis sieben Tage nach dem Staatsbegräbnis festgelegt. Sie endet also am 26. September. Dann dürften auch die Daten für die nächsten wichtigen Termine ins Auge gefasst werden: Die Investitur von William als Prinz von Wales - und der Tag der offiziellen Krönung von Charles III.

© dpa-infocom, dpa:220917-99-794432/9

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