Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Aussagen der US-Regierung über einen möglichen Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus erneut kategorisch zurückgewiesen. Der Ausschuss für Impfstoffsicherheit habe alle Studien der vergangenen Jahre erneut untersucht und komme zu einem klaren Schluss. „Impfstoffe verursachen keinen Autismus“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. „Impfstoffe gehören zu den wirkungsvollsten und transformativsten Erfindungen in der Geschichte der Menschheit.“
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte auf Anweisung von Gesundheitsminister und Impfskeptiker Robert Kennedy auf seiner Webseite geschrieben, für die Aussage, dass Impfstoffe keinen Autismus verursachten, gebe es keine Beweise. Wörtlich heißt es dort nun: „Die Behauptung „Impfstoffe verursachen keinen Autismus“ ist keine evidenzbasierte Behauptung, da Studien die Möglichkeit, dass Impfstoffe für Säuglinge Autismus verursachen, nicht ausgeschlossen haben.“ Zahlreiche amerikanische Wissenschaftler und Mediziner widersprachen dem und distanzierten sich von dieser Aussage.
Die WHO hat die Studien untersucht, die von 2010 bis 2025 zu dem Thema veröffentlicht wurden. In 20 der 31 Studien aus elf Ländern und fünf Meta-Analysen sei kein Nachweis gefunden worden, dass es einen Zusammenhang geben könnte. Die anderen elf Studien, von denen neun von derselben US-Wissenschaftlergruppe stammten, hätten einen möglichen Zusammenhang nahegelegt. „Allerdings wiesen diese mehrere erhebliche methodische Probleme auf, und alle hatten eine sehr geringe Evidenzstärke und ein hohes Verzerrungspotenzial“, so die WHO.
„Insgesamt gesehen stützt die große Menge an verfügbaren hochwertigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die sich über Jahrzehnte erstrecken und Daten aus mehreren Ländern umfassen, weiterhin nachdrücklich das positive Sicherheitsprofil und das Fehlen eines kausalen Zusammenhangs zwischen Impfstoffen, die im Kindesalter und während der Schwangerschaft verabreicht werden, und Autismus“, lautet das Fazit der WHO.
Die neuen Schlussfolgerungen deckten sich mit ähnlichen Untersuchungen 2002, 2004 und 2012, sagte Tedros. Eine winzige Studie eines Arztes vor mehr als 25 Jahren in der Fachzeitschrift „The Lancet“, die einen Zusammenhang nahegelegt hatte, war 2010 wegen großer Mängel zurückgezogen worden. Dem Arzt wurde wegen unethischem Verhalten die ärztliche Zulassung entzogen. Dennoch hält sich der darauf basierende Mythos eines vermeintlichen Zusammenhangs hartnäckig. Als tatsächliche Hauptursache gelten genetische Faktoren.
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