Die von Uli Hoeneß im Transfer-Poker um Florian Wirtz vollmundig angekündigten Fakten blieben aus. Nach der Absage des vom FC Bayern heiß umworbenen Nationalspielers, den es auf die Insel zum englischen Meister FC Liverpool zieht, müssen die Bosse des Rekordmeisters aus München ihre Einkaufspolitik neu ausrichten. Immerhin gestand Präsident Herbert Hainer den Tiefschlag mit zwei dürren Sätzen ein.
„Max Eberl hat mich informiert, dass Florian Wirtz wohl zu Liverpool tendiert. Wie das dann mit Leverkusen weitergeht, kann ich nicht sagen“, sagte Hainer laut Medienberichten bei einem Fan-Fest in München und bestätigte damit die Absage des Edeltechnikers von Bayer Leverkusen.
Rekord-Nationalspieler und TV-Experte Lothar Matthäus wertete diese als schwere Schlappe für die Münchner. „Für den FC Bayern ist das eine Niederlage, für Uli Hoeneß persönlich in jüngerer Vergangenheit sicher die schmerzhafteste auf dem Transfermarkt. Er hatte immer wieder gesagt, dass Wirtz der absolute Wunschspieler sei, dass der FC Bayern alle Hebel in Bewegung setzen wird, ihn zu holen“, sagte Matthäus der „Bild“-Zeitung.
Bayern-Patron Hoeneß hatte vor gut einer Woche am Rande der Meisterfeier mit Blick auf die seit Wochen anhaltende Debatte, wo die sportliche Zukunft von Wirtz liegen könnte, noch vollmundig angekündigt: „Wir versorgen Euch irgendwann mit Fakten und nicht mit weiteren Spekulationen.“
Vielleicht wähnten sich die Münchner zu lange zu sicher, weil sie glaubten, Wirtz sei noch nicht bereit für einen Wechsel ins Ausland. Doch genau danach sieht jetzt aus. Falls sich der FC Liverpool mit Bayer auf die geforderte Ablöse einigen kann, wird der Nationalspieler künftig in der Premier League statt der Bundesliga für Tricks und Tore sorgen.
Der 22-Jährige hat in Leverkusen noch einen Vertrag bis zum Sommer 2027. Der Werksclub fordert für den Ausnahmekönner eine Ablöse von 150 Millionen Euro. Wirtz selbst soll sich laut übereinstimmenden Medienberichten nach guten Gesprächen mit Liverpool-Trainer Arne Slot mit den Reds bereits über einen Transfer geeinigt haben.
Bundestrainer Julian Nagelsmann steht mit Wirtz wegen dessen Zukunftsplänen zwar in Kontakt und hat mit dem Zauberfuß auch ein paar Nachrichten ausgetauscht. Die Entscheidung müsse der Offensivspieler aber ganz allein treffen, bekräftigte Nagelsmann am Rande des DFB-Pokalfinals. Sollte es Liverpool werden, „ist es ein guter Schritt für ihn, weil er da auf seiner Position spielen kann. Das ist ein tolles Umfeld, ein super Club.“
Dabei hatten sich Bayern-Ehrenpräsident Hoeneß und Sportvorstand Eberl nach übereinstimmenden Medienberichten vor einigen Tagen noch einmal mit Wirtz getroffen. Von einem Wechsel an die Isar konnten sie ihn dabei aber offenbar nicht überzeugen.
In München sollte Wirtz gemeinsam mit Jamal Musiala eine neue Bayern-Ära prägen - das war zumindest der Plan der Münchner. „Vielleicht war das auch ein Gedanke: Beim FC Bayern ist eigentlich Jamal Musiala der Zehner. Womöglich will er die Position nicht teilen“, spekulierte Matthäus über die Gründe der Wirtz-Absage. „Bei Liverpool gibt es auf seiner Position noch nicht diesen spielbestimmenden Typen.“
Auf die Bayern-Bosse wartet nach dem Transfer-Korb von Wirtz in den kommenden Wochen viel Arbeit. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Verpflichtung von Innenverteidiger Jonathan Tah, der Bayer Leverkusen im Sommer ablösefrei verlassen kann und dessen Wechsel an die Isar generell wohl nur noch Formsache ist.
Kleiner Haken an der Sache ist der Zeitpunkt. Die Münchner wollen Tah, der bereits seine mündliche Zusage gegeben haben und einen Vierjahresvertrag erhalten soll, schon bei der Club-WM im Juni einsetzen. Dafür müssten sie jedoch eine Ablöse an Leverkusen zahlen. Laut „Kicker“ geht es um eine Millionensumme im mittleren einstelligen Bereich.
Weiter ungeklärt ist die Personalie Leroy Sané. Der 29 Jahre alte Offensivmann hatte ein Bayern-Angebot zur Vertragsverlängerung unlängst abgelehnt und wird nun von einigen ausländischen Clubs umworbenen. Wie der TV-Sender Sky berichtet, soll der türkische Meister Galatasaray Istanbul für Sané ein „offizielles Top-Angebot“ vorgelegt haben.
Demnach geht es dabei um ein Nettogehalt von über zehn Millionen Euro pro Jahr. Außerdem gebe es Anfragen vom italienischen Meister SSC Neapel und auch aus England. Sané könnte im Sommer ablösefrei wechseln. Es wäre ein weiterer Tiefschlag für die Münchner.
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