Eine außergewöhnliche Neuerwerbung bereichert die Alte Pinakothek in München. In Partnerschaft mit Stiftungen konnte das Werk „Maria als Himmelskönigin“ des Dürer-Schülers Hans Baldung, genannt Grien, erworben werden. Erstmals seit Jahrzehnten sei es gelungen, ein besonders qualitätvolles Werk der Altdeutschen Malerei für die Alte Pinakothek zu sichern, erläuterten die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Das 35 mal 25,5 Zentimeter große Andachtsbild aus dem 16. Jahrhundert, das eine - ganz irdisch - stillende Gottesmutter mit dem Kind zeigt, sei eines der letzten noch in Privatbesitz befindlichen Gemälde des Künstlers gewesen. Der Erwerb für eine mittlere siebenstellige Summe gilt angesichts des knappen Angebots für Werke dieser Kategorie als Glücksfall. Das Bild ist ab 5. Juni in „Wie Bilder erzählen. Storytelling von Albrecht Altdorfer bis Peter Paul Rubens“ zu sehen.
Die Neuerwerbung markiere zugleich den Beginn einer neuen Partnerschaft mit der Pesl-Stiftung. Dies ermögliche der Alten Pinakothek nun, rare und seit Jahrzehnten nicht mehr finanzierbare Gemälde zu erwerben. An der Finanzierung beteiligten sich auch die Ernst von Siemens Kunststiftung und der Pinakotheks-Verein.
Kunstminister Markus Blume (CSU) sprach von „himmlischem Zuwachs für Bayern“. „Dass wir dieses herausragende Werk der Altdeutschen Malerei dauerhaft in der Alten Pinakothek bestaunen können, verdanken wir maßgeblich dem Wirken von Maja und Rudolf Pesl.“ Ohne viel Aufsehen habe das Ehepaar Münchens Kunstwelt geprägt - und Bayerns Kunstsammlungen schon in der Vergangenheit Schätze beschert.
Der Interimsleiter der Staatsgemäldesammlungen, Anton Biebl, nannte den Ankauf „etwas ganz Besonderes“. Auch er unterstrich die Bedeutung des Engagements durch die Pesl-Stiftung. „Diese Partnerschaft wird es uns ermöglichen, eine Erwerbungsstrategie zu entwickeln, um so die weltberühmte Sammlung auf höchstem Niveau zu verdichten.“
Der aus einer Gelehrtenfamilie in Schwäbisch Gmünd stammende Hans Baldung (1484/85–1545), zählt laut Staatsgemäldesammlungen zu den bedeutendsten und zugleich stilistisch eigenwilligsten Künstlern der Renaissance nördlich der Alpen. Wie er zu dem Beinamen Grien (der Grüne) kam, ist unklar.
Nach mehreren Jahren in der Nürnberger Werkstatt Albrecht Dürers ließ er sich 1509 in Straßburg nieder und eröffnete als Meister eine eigene Werkstatt. Er schuf unterschiedlichste Werke von kleinformatigen Andachtsbildern über Altaraufsätze bis zu mythologischen und allegorischen Darstellungen.
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