Bei Audi geht es derzeit Schlag auf Schlag. Nachdem die Bayern endlich aus ihrem Dornröschenschlaf aufgewacht sind, bringen sie in schneller Reihe ihre aktuelle Modellpalette auf Vordermann und tauschen dafür jetzt auch ihren Bestseller aus: Im Frühjahr geht die dritte Generation des Q5 an den Start. Mindestens 52.300 Euro teuer, geht das bis bislang meistverkaufte Modell der Ingolstädter frisch gestärkt in den Wettbewerb mit Konkurrenten wie BMW X3, Mercedes GLC oder Volvo XC60.
Weil der Geländewagen für die gehobene Mittelklasse so wichtig für den Hersteller ist, weil er so viele Bestandskunden hat und weil er überall auf der Welt gefallen muss, übt Audi beim Design eine vornehme Zurückhaltung: Das Format ist bei 4,72 Metern Länge und 2,82 Metern Radstand nahezu unverändert und das Erscheinungsbild nur milde modifiziert.
Der Q5 sieht ein bisschen knackiger und kräftiger aus, macht die Brust breiter und wirkt insgesamt präsenter. Aber man muss schon mit den verschiedenen Lichtsignaturen an Bug und Heck spielen, die sich nun individuell einstellen lassen, wenn man wirklich auffallen will.
Immerhin: Wer es etwas dynamischer mag und zumindest ein bisschen aus dem Audi-Allerlei herausstechen will, der muss ein paar Wochen warten, dann gibt es den Q5 auch wieder als Sportback mit schrägem Heck. Der bietet zwar etwas weniger Platz, hat dafür aber einen höheren Preis: Der steigt um 2.500 auf mindestens 54.800 Euro.
Auch bei der Technik kommt das Zeitgefühl ein wenig durcheinander. Denn auf der einen Seite ist der Q5 komplett neu und steht als erstes SUV auf der sogenannten Premium Platform Combustion (PPC) des VW-Konzerns. Er bekommt deshalb neben dem neuesten Netz an Assistenzsystemen auch die neueste Motoren-Generation an Verbrennern.
Aber auf der anderen Seite: Setzt man sich rein und fährt los, fühlt man sich auf Anhieb daheim. So, als wäre man frisch aus dem Urlaub zurück und jemand hat zwischendurch das Zuhause renoviert.
Dafür hat Audi sogar noch einmal den verpönten Diesel auf Vordermann gebracht und einen 2,0-Liter-TDI eingebaut, der zum Mild-Hybriden aufgerüstet wurde. Ein E-Motor von 18 kW/24 PS verschafft dem alleine 150 kW/204 PS starken und mit 400 Nm gesegneten Vierzylinder mehr Nachdruck beim Anfahren. Der 1,7 kWh große Zwischenspeicher erlaubt zumindest elektrische Rangierfahrten und die verstärkte Energierückgewinnung beim Bremsen drückt den Verbrauch im Normzyklus auf 5,9 Liter.
Das ergibt eine rechnerische Reichweite von 1.100 Kilometern, die einen im Schwestermodell Q6 neidisch macht. Denn selbst für die effizienteste Version ist dort bei 625 Kilometern Schluss.
Und nein, so sehr uns die Generation E die regelmäßigen Pausen schmackhaft machen will, denkt im Q5 keiner ans Aussteigen. Die Sitze bequem, das ferne Brummen des Diesels eher beruhigend als belästigend, das Fahrwerk entspannt und die Lenkung genau mit dem richtigen Maß an Unterstützung.
Fazit Fahrkomfort: Wer genügend Sitzfleisch hat und eine hinreichend stabile Blase, könnte den Tank in einem Rutsch leer fahren - mit einem Lächeln im Gesicht.
Alternativ gibt es einen zwei Liter großen Vierzylinder-Benziner mit ebenfalls 150 kW/204 PS und als vorläufiges Topmodell den SQ5. Ihn treibt ein V6-Turbo-Benziner an, der 270 kW/367 PS leistet und 250 km/h schafft. Später will sich Audi aber auch beim Q5 dem Zeitgeist beugen und als Q6-Alternative für Unentschlossene eine Version mit Plug-in-Hybrid bringen, die zumindest etappenweise elektrisch fahren kann.
Genau wie beim Antrieb ist auch beim Ambiente alles neu und doch vertraut. So setzt Audi wie bei allen neuen Modellen auf ein gebogenes, frei stehendes Display mit zwei Bildschirmen für den Fahrer, baut auf Wunsch ein Drittes für den Beifahrer ein und fasst viele Schalter in Bedieninseln, etwa in der Tür, zusammen. Und wer sich dort nicht auf Anhieb zurechtfindet, der fragt eben den integrierten Chatbot mit künstlicher Intelligenz um Hilfe.
Wichtiger sind in so einem Auto ohnehin die praktischen Tugenden wie etwa die verschiebbare Rückbank zur individuellen Anpassung der Beinfreiheit und natürlich der Kofferraum. Der ist mit 520 bis 1.473 Litern nominell zwar etwas kleiner als bisher, lässt sich aber besser nutzen. So passt die Laderaumabdeckung jetzt zum Beispiel in ein Fach im Wagenboden und ein auf die Straße geworfener Lichtpunkt zeigt an, wo der Sensor für den Kick zum Öffnen der Kofferraumklappe sitzt.
Zwar brauchen wir offenbar neue Autos für neue Zeiten, und mit dem Q6 hat Audi gerade in diesem Segment eine Alternative fürs progressive Publikum. Doch macht einen der Q5 den Aufbruch in die nächste Ära ziemlich schwer. Und zwar nicht nur, weil er ziemlich genau 10.000 Euro billiger ist als sein elektrischer Cousin. Sondern auch, weil das Konzept trotz nagelneuer Technik zwar ziemlich altbacken wirkt, aber eben doch bewährt ist.
Und da es sich nur minimal geändert hat, spricht vieles dafür, dass der Q5 auch weiterhin an der Spitze der Audi-Charts stehen wird. Datenblatt: Audi Q5 TDI Quattro
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