Menschen auf oder nah an Zuggleisen haben in den vergangenen Jahren in Deutschland für immer mehr Gleissperrungen gesorgt. Das zeigt eine Auflistung, die der bahnpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Matthias Gastel, beim Verkehrsministerium erfragt hat und über die „Welt am Sonntag“ berichtet.
Während es 2014 rund 3300 Sperrungen waren, die insgesamt gut 4040 Stunden dauerten, waren es 2022 mehr als 4000 Sperrungen wegen Personen im Gleis (+22 Prozent), mit einer Gesamtdauer von mehr als 5060 Stunden im Jahr (+25 Prozent).
Wie lange die einzelnen Störungen im Durchschnitt dauerten, veränderte sich kaum. Die Statistik erfasst unter anderem Suizide und auf die Schienen gestürzte Menschen, aber auch nah am Gleisbett spielende Kinder oder vorbeigehende Menschen.
„Wesentliche Gründe sind aus unserer Sicht das sinkende Gefahrenbewusstsein, eine geringere Hemmschwelle, Verbotenes zu tun, sowie gerade bei jüngeren Menschen die größere Bereitschaft, sich an gefährlichen Trends wie Selfies im Gleisbereich zu beteiligen“, sagte eine DB-Sprecherin der der „Welt am Sonntag“ und sprach von „zum Teil erheblichen Verspätungen für zahlreiche Züge“. Sobald der Verdacht bestehe, dass sich eine Person an oder auf den Schienen befindet, werde die betroffene Strecke vorsorglich gesperrt.
Die Grünen-Fraktion strebe einen „pragmatischen Ansatz“ an und werde sich für die Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen einsetzen, sagte Gastel. „Stundenlange Sperrungen wegen eines Pilzesammlers, der zufällig am Streckenrand unterwegs ist, müssen der Vergangenheit angehören.“
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