Die Sommermode ist immer etwas farbenfroher, etwas mutiger. Aber in diesem Jahr haben die Designer das auf die Spitze getrieben: mit psychedelischen Mustern, die ebenso fröhlich wie raffiniert wirken.
Es sind kraftvolle Strukturen, Muster voller Spiralen, Schlangen und Windungen, grafische Elemente, die den Blick teils flimmrig werden lassen. Aber auch Paisley-Muster und kontrastreiche großformatige Blütenprints finden sich aktuell in den Kollektionen.
Sie haben das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben? Auf jeden Fall. Diese Muster hatten ihren ersten großen Auftritt schon Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. „Zunächst tauchten sie in der Hippiebewegung, bei Studenten und bei Anti-Vietnam-Aktivisten auf“, sagt der Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt.
Dass diese psychedelische Dessins gerade aktuell wieder so auffällig oft in den Kollektionen zu finden sind, mag an ihrem Zeitbezug liegen: Mit Fridays for Future hat sich gerade unter den modeaffinen Jungen eine erneute Protestbewegung etabliert.
Aber nicht nur: „Diese Muster sind zudem ein modisches Statement für Lebensfreude und Optimismus“, findet Rose. Davon kann man bekanntlich nie genug bekommen, gerade in diesen unsicheren Zeiten inmitten einer Pandemie.
Diese Muster sind auffällig. Daher sollte man ihnen Raum geben, damit sie sich optisch entfalten können, rät Patrick Pendiuk, Moderedakteur der Zeitschrift „Vogue“. „Es wirkt am besten, wenn man ein Teil in einem bunten Psychedelic-Muster mit einem anderen in neutralen Farben kombiniert.“ Pendiuk setzt dabei auf kräftige Töne, die vor allem für Modemutige angesagt sind.
Wer es dezenter mag, muss man auf den Look nicht verzichten: Psychedelische Muster gibt es in diesem Sommer auch in zarteren Nuancen oder in klassischem Schwarz-weiß.
Zwar bleibt der schon lange praktizierte Mustermix in der Mode weiterhin angesagt, aber er findet seine Grenzen bei den Psychedelic-Designs. Sie sind so auffällig, hier sollte die Mischung mit anderen Mustern eher die Ausnahme als die Regel sein.
Das Beherrschen der Kombination mit diesen oft bunten und gewollt unruhig wirkenden Mustern sei „die Königsklasse“, so Patrick Pendiuk. „Denn dabei müssen nicht nur die einzelnen Muster miteinander harmonieren, die Trägerin muss auch Proportionen, die Größe der einzelnen Muster und viele weitere Details beachten.“
„Geeignet ist dieser bunte und auch bewusst laute Trend vor allem für jüngere Frauen“, findet Stilberaterin Inka Müller-Winkelmann aus Schildow bei Berlin.
Generell rät auch sie zu dezenten Mischungen. „So wirkt es am schönsten, wenn man Rock oder Hose im Psychedelic-Design mit einem unifarbenen Oberteil in einem ruhigen Ton kombiniert“, sagt Müller-Winkelmann. Eine (Leder)-Jacke über einem bunt gemusterten Oberteil mildert dessen Wirkung ebenfalls ab. Ebenso ein breiter, unifarbener Gürtel.
Dafür können die Accessoires wieder etwas mehr auffallen: „Tücher, eine Sonnenbrille im Stil der Seventies oder eine auffallende Tasche geben ihm den letzten Schliff“, so Andreas Rose über diesen Trend zu starken, auffallenden Mustern.
© dpa-infocom, dpa:220225-99-285905/4