Nur Jobe Bellingham war nach Borussia Dortmunds Viertelfinaleinzug bei der Club-WM sichtlich bedröppelt und brauchte Trost. Der neue BVB-Star verpasst am Samstag den Knaller gegen Real Madrid und aus seiner Sicht vor allem das Bruderduell mit dem früheren Dortmunder Star Jude Bellingham. „Das ist sehr traurig. Die Situation ist sicherlich sehr ärgerlich. Für ihn, für uns alle. Das war ja eigentlich die Geschichte, die wir alle schreiben wollten“, sagte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 2:1 (2:0)-Achtelfinalsieg gegen CF Monterrey in Atlanta.
Auf dem Spielfeld des riesigen Mercedes-Benz Stadiums hatte Kehl einige Zeit mit dem jüngeren Bellingham-Bruder gesprochen, der in der ersten Halbzeit nach einem Zweikampf mit Nelson Deossa seine zweite Gelbe Karte im Turnier gesehen hatte und damit nun gesperrt ist.
„Das ist sehr, sehr bitter für ihn. Er hatte sich sehr darauf gefreut, gegen seinen Bruder spielen zu können“, sagte Kehl. Kurioserweise wusste Bellingham wohl nichts von der Regel, dass schon die zweite Verwarnung die Sperre nach sich zieht.
„Er war in der Halbzeit sehr überrascht, dass er jetzt gesperrt ist“, offenbarte Trainer Niko Kovac, der den 19-Jährigen ebenfalls trösten musste. Ohne den 30-Millionen-Euro-Mann wird die Aufgabe gegen den laut Kovac „größten Verein der Welt“ mit seinem neuen Trainer Xabi Alonso am Samstag (22.00 Uhr MESZ/Sat.1 und DAZN) in East Rutherford bei New York noch schwerer als ohnehin schon. „Da wird die Bude voll sein, mit vielen Real-Fans. Aber davon träumst du als kleiner Junge“, sagte Kovac.
Im Gegensatz zu Bellingham kamen er und Sportdirektor Kehl nach dem hart erkämpften Sieg gegen die Mexikaner und ihren Anführer Sergio Ramos aus dem Grinsen nicht mehr raus. „Wir sind eine Runde weiter unter den letzten Acht. Das ist mehr als das, was wir uns ausgemalt haben. Für uns, den BVB aber auch den deutschen Fußball insgesamt ist das eine große Sache, dass zwei deutsche Mannschaften unter den letzten Acht sind“, sagte Kovac.
Dessen Ex-Club FC Bayern war zuvor schon ins Viertelfinale eingezogen und spielt ebenfalls am Samstag gegen Champions-League-Sieger Paris St. Germain. Beide Clubs haben damit bislang schon gut über 50 Millionen US-Dollar an FIFA-Prämien eingenommen. „Wir werden uns gut überlegen, was wir damit jetzt anfangen“, sagte Kehl mit einem Lächeln. Weitere rund 65 Millionen Euro sollen noch dazu kommen für den geplanten Verkauf von Jamie Gittens zum FC Chelsea.
Der englische Flügelspieler hatte am vergangenen Wochenende bereits den Medizincheck bei den Blues gemacht, ist nun aber wieder im Dortmunder Teamhotel in Fort Lauderdale in Florida, weil die Verhandlungen der Clubs noch andauern. Dass Gittens am Samstag aber gegen Real spielt, ist angesichts des geplanten Deals äußert unwahrscheinlich.
Einen anderen Geldsegen hatte der BVB einige Stunden vor Spielbeginn verkündet. Die Verlängerung des Ausrichtervertrags mit Puma bis zum Jahr 2034 soll bis dahin mehr als 300 Millionen Euro in die Kassen spülen. Die Dortmunder verleben nach einer schwierigen Bundesliga-Saison in den USA derzeit erfolgreiche Wochen.
Auch sportlich klappt es von Spiel zu Spiel bei der Club-WM derzeit besser. „Das war die beste Halbzeit von uns in diesem Turnier“, lobte Kovac, dessen Team vor allem in den ersten 45 Minuten mit dem Doppelpack von Torjäger Serhou Guirassy (14. und 24. Minute) gegen Monterrey im Vergleich zu den oft müden Leistungen der Vorrunde mehrere Gänge hochschaltete.
„Wir waren scharf, wir haben den Gegner gestresst“, sagte Kovac. Der BVB verpasste es vor der Pause nur, auch noch ein mögliches drittes und viertes Tor zu machen und geriet kurz nach dem Wechsel nach einem schnellen Anschlusstor der Mexikaner noch mal in Not.
Doch auch diesem Umstand gewann Kovac etwas Positives ab: Unter Druck Widerstandsfähigkeit gezeigt zu haben. „Das war richtig gut, dass wir mit Einsatz und Leidenschaft das Spiel nach Hause gebracht haben“, sagte der 53-Jährige. „Ich bin stolz auf die Jungs und die Jungs können stolz auf sich sein. Wir steigern uns von Spiel zu Spiel.“ Was im Hinblick auf das Duell mit Real nicht das Schlechteste ist. „Natürlich rechnen wir uns Chancen aus. Es kann am Ende jetzt alles passieren“, frohlockte Kehl.
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