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Veröffentlicht am 13.09.2022 16:27

Biber ist eine große Hilfe für den Naturschutz

Nachdem sie im 19. Jahrhundert von Menschen ausgerottet worden waren, sind Biber durch Wiederansiedlungen von den 1960er bis in die 1980er Jahre wieder in Bayern heimisch. (Foto: Franziska Back)
Nachdem sie im 19. Jahrhundert von Menschen ausgerottet worden waren, sind Biber durch Wiederansiedlungen von den 1960er bis in die 1980er Jahre wieder in Bayern heimisch. (Foto: Franziska Back)
Nachdem sie im 19. Jahrhundert von Menschen ausgerottet worden waren, sind Biber durch Wiederansiedlungen von den 1960er bis in die 1980er Jahre wieder in Bayern heimisch. (Foto: Franziska Back)

Da wo Biber sind, ist Wasser. Und wo Wasser ist, da ist Leben, da ist Wachstum. Trotzdem stehen die Nager – oder viel mehr ihre Arbeit in der Landschaft – immer wieder in der Kritik. Dabei leisten sie gerade in trockenen Zeiten einen wertvollen Beitrag zum Wasserrückhalt.

Verbranntes, braunes Gras, tiefe Risse in der Erde, „bröseltrockene Wiesen“, wie Biologe Uli Meßlinger sagt: Trotz des Regens der vergangenen Wochen bleibt dieses Bild vielerorts bestehen – so auch auf den Flächen unweit des Rehberggrabens bei Altmannshausen.

Doch wer sich dem Bachlauf nähert, der findet sich in üppigem Grün wieder. Gebüsche säumen das Ufer, aus im Wasser treibenden Ästen sprießen junge Triebe. Libellen schwirren umher, es zirpt und quakt. Dass diese kleine Oase auch nach dem diesjährigen Hitze-Sommer hier so existieren kann, dafür ist laut Uli Meßlinger eine ganz bestimmte Art verantwortlich: Biber.

Mehr als zehn Dämme der Nager befinden sich auf wenigen Kilometern entlang des Baches, einer davon um die 80 Meter breit, wie Meßlinger und der Bund Naturschutz angeben.

Kleines Tier, große Konflikte

Indem sie das Wasser aufstauen, schaffen sich Biber ihren Lebensraum: langsam fließende und stehende Gewässer. Da kann es schon mal passieren, dass der Bach über die Ufer tritt und ein Stück Wiese überschwemmt.

Doch wer die Fläche bewirtschaftet, sieht das nicht unbedingt gerne. Und so stehen die kleinen Tiere, am Tag meist gut versteckt und kaum sichtbar, immer wieder im Zentrum großer Konflikte. Konflikte, die es für Meßlinger nicht geben bräuchte: „Es muss ein Umdenken stattfinden“, fordert er. „Der Gedanke darf nicht immer nur sein: ,Was ist gerade mit meinem Grundstück', sondern sollte heißen: ,Wie wirkt sich das mittel- und langfristig auf uns, auf die Interessen aller aus?'.“

Mit Blick darauf leisten Biber Beachtliches. Sie würden es mit ihren Dämmen natürlicherweise schaffen, Wasser in der Fläche zu halten. Das ist gerade in Zeiten der Klimakrise, mit zunehmenden Wetterextremen von Trockenheit bis Hochwassern, wichtig.

Nicht nur für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die so auch in den trockenen Perioden geeigneten Lebensraum finden, sondern eben auch für die Landwirtschaft. Denn wo kein Wasser ist, da wächst auch nichts.

„Der Mensch hat verlernt, mit der Natur zu leben“, erklärt Moni Nunn von der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Sie und Vorsitzende Karin Eigenthaler sehen darin den Ursprung der Konflikte. Dabei könnten Biber bei Naturschutzmaßnahmen behilflich sein, für die ansonsten viel Geld aufgewendet werden muss. Zum Beispiel, wenn es um die Renaturierung von Gewässern geht.

Kostenlose Hilfe bei der Renaturierung

Während anderswo mit hohem finanziellen Aufwand aus schnurgeraden wieder strukturreiche Flüsse und Bäche gemacht werden, würden Biber diesen Lebensraum an einigen Orten ganz von allein schaffen – wenn der Mensch sie lässt.

Hier im Rehberggraben hat er sie gelassen. Heute ist der Bach an einigen Stellen doppelt so breit als noch vor 20 Jahren. Er hält Wasser, wenn die Flussbetten anderenorts schon ausgetrocknet sind. Das Totholz, das der Biber bringt, wirkt als CO2-Speicher. Ein Bibersee entstand, der nun als Lebensraum für Tiere wie Wasserralle, Tüpfelsumpfhuhn, Schwarzstorch oder Blaukehlchen dienen kann.

Auch viele Pflanzenarten genießen das Biberland. Auf Sedimentablagerungen nahe des Ufers findet Uli Meßlinger beispielsweise das Braune Zypergras. „Allein dadurch, dass der Biber hier rumgegraben hat, hat eine Rote-Liste-Art wieder Lebensraum gefunden.“

Und das Braune Zypergras ist nicht die einzige Art, der die Biber hier eine Chance geben, zu überleben. Auch die stark gefährdete Bachmuschel, um deren Erhalt sich auch in der Region Projekte drehen, fühlt sich hier wohl. „Ohne die Biber wäre diese Art hier spätestens dieses Jahr ausgestorben“, macht Meßlinger klar.

Dass es durchaus Fälle gibt, in denen Biber im Einzelfall entnommen werden müssen, zum Beispiel an bewirtschafteten Teichen oder in Kläranlagen, weiß Meßlinger. Um Konflikten vorzubeugen, wünscht er sich von der Politik außerdem höhere Ausgleichsmöglichkeiten für die Land- und Forstwirtschaft.

Uferstreifen als Kompromiss

Ein anderer Weg, um Schäden und Streitereien gar nicht erst entstehen zu lassen, besteht für Rudolf Kolerus, der seit Jahren maßgeblich am Talauenprojekt im südwestlichen Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim beteiligt ist, in Uferstreifen. Immer wieder steht auch in der Kritik, dass Biber hochwertige Bäume umnagen. „Wenn da nur zwei Bäume stehen, welche frisst der Biber dann? Natürlich die beiden“, erklärt er.

Dort, wo Biber und Bach einen Freiraum bekommen, entwickele sich eine vielfältige Pflanzenwelt aus Weiden, Erlen und Pappeln, Büschen und hohen Stauden. Das würden Kolerus Beobachtungen aus dem Talauenprojekt zeigen.

An diesen Orten bestehe für Biber nicht die Notwendigkeit, Bäume zu fällen. Stattdessen holen sie sich kleineres Geäst. Und weil viele der natürlicherweise an Bachläufen vorkommenden Baumarten immer wieder ausschlagen, vermehrt sich der Lebensraum dadurch sogar.

Konflikte entstehen seiner Meinung nach meistens, wenn die wirtschaftliche Nutzung direkt bis an das Ufer reicht. „Sobald jedoch ein ausreichend breiter Uferstreifen vorhanden ist, gibt es kaum noch Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.“

Zurück am Rehberggraben hoffen Uli Meßlinger sowie Moni Nunn und Karin Eigenthaler vom BN, dass es zukünftig mehr Weitsicht gibt, um solche Kompromisse einzugehen. Damit es in den kommenden trockenen Sommern noch mehr grüne Oasen geben kann.


Franziska Back
Franziska Back
ist seit 2021 Redakteurin bei der Fränkischen Landeszeitung.
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