„Critical Zone“: Teheran zwischen Melancholie und Rausch | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 07.11.2024 07:01

„Critical Zone“: Teheran zwischen Melancholie und Rausch

Immer wieder wechselt Regisseur Ahmadzadeh in seinem Film zwischen leiser Melancholie und fiebrigem Rausch. (Foto: --/W-Film/dpa)
Immer wieder wechselt Regisseur Ahmadzadeh in seinem Film zwischen leiser Melancholie und fiebrigem Rausch. (Foto: --/W-Film/dpa)
Immer wieder wechselt Regisseur Ahmadzadeh in seinem Film zwischen leiser Melancholie und fiebrigem Rausch. (Foto: --/W-Film/dpa)

In der Nacht gleitet der Drogendealer Amir durch die Straßen von Teheran. Oft durchbricht nur die monotone Stimme seines Navigationsgeräts die Stille eines Films, der mit wenig Konversation auskommt. So entfaltet sich „Critical Zone“, der preisgekrönte Spielfilm des iranischen Regisseurs Ali Ahmadzadeh, der 2023 den Goldenen Leoparden in Locarno gewann. 

Der Film folgt Amirs stiller Reise, durchdrungen von Begegnungen, die nur für Augenblicke aufblitzen und dann wieder verschwinden – ein intimer Einblick in eine Welt, die so oft verborgen bleibt.

Ein Großteil der Erzählung spielt sich in seinem Auto ab, was das nächtliche Treiben zu einer eindrucksvollen Metapher für Isolation und Getriebenheit macht. Ein roter Faden? Eher ein Dahingleiten, das bewusst im Ungefähren verbleibt und so den Sog einer atmosphärischen Reise durch die Schattenseiten des modernen Teherans erzeugt.

Zwischen leiser Melancholie und fiebrigem Rausch

Bereits die Eröffnungsszene fesselt: Drei Minuten lang folgt die Kamera einem kleinen Krankenwagen im Tunnel - bedrückend, als würde man unter Wasser in einem U-Boot sein, begleitet von einem pingenden Geräusch. 

Immer wieder wechselt Regisseur Ahmadzadeh in seinem Film zwischen leiser Melancholie und fiebrigem Rausch und reflektiert so das Leben abseits gesellschaftlicher Normen. Mit seiner eigenständigen Ästhetik reiht sich der Regisseur in die iranische Filmemacher-Szene ein, die mutig die Teheraner Underground-Kultur erkundet.

Die Menschen, denen Amir begegnet, könnten unterschiedlicher kaum sein: Bekannte, Fremde oder Menschen in Not. In einem Seniorenheim werden Haschkekse verteilt, während eine Krankenschwester sanft über die Köpfe der Bewohner streicht. Eine Szene voller Menschlichkeit, die dem Zuschauer einen Moment zum Innehalten gibt, bevor die unruhige Nacht weitergeht.

Fragen und Zweifel einer Gesellschaft im Wandel

Ali Ahmadzadehs Werk darf in einem Kontext gesehen werden, der über das rein Filmische hinausgeht. Entstanden nach der von Frauen angeführten Protestwelle im Iran, spiegelt es die Fragen und Zweifel einer Gesellschaft wider, die sich stark im Wandel befindet. In der Islamischen Republik ist der Film nicht erlaubt, und so durfte der Nachwuchsregisseur auch nicht ins Ausland reisen, um seinen Preis, den Goldenen Leoparden, entgegenzunehmen.

„Critical Zone“ lässt sein Publikum am Ende mit mehr Fragen als Antworten zurück – ein Kunstfilm, der Grenzen überschreitet und durch seine melancholische Grundstimmung die Seele einer Gesellschaft greifbar macht.

© dpa-infocom, dpa:241107-930-281657/1


Von dpa
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