Vordergründig ist es nur ein Buchstabe – vor 200 Jahren erließ König Ludwig I. per Dekret, dass sein Reich künftig nicht mehr Baiern heißen soll, sondern Bayern. Mit Ypsilon. Darin habe sich seine Vorliebe fürs Griechische gezeigt, sagte Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte (HdBG): „Er hat bis ins hohe Alter Griechisch gelernt.“
Die Griechenland-Begeisterung des Monarchen, der 1825 auf den Thron kam, zeigte sich vor allem auch in seiner Bautätigkeit – für München schwebte ihm ein „Isar-Athen“ vor.
Doch die Entscheidung vom 20. Oktober – nur wenige Tage nach Ludwigs Thronbesteigung – zur Schreibweise Bayerns habe auch eine politische Dimension gehabt, betonte Loibl: Im Zuge der Napoleonischen Kriege, dem „rechtzeitigen Seitenwechsel“ und dann der Neuordnung auf dem Wiener Kongress habe sich Bayern um etwa ein Drittel vergrößert, vor allem um Gebiete in Schwaben und Franken.
„Ludwig hat erkannt, dass aus diesem zusammengewürfelten Gebiet ein Staat und ein Volk geformt werden muss.“ Die Änderung der Schreibweise bedeute auch, „dass er etwas Neues regiert: ein neues Gebilde“, sagte Loibl weiter. Das sei eine hochmoderne Idee gewesen – eine neue Corporate Identity für das Land, auch mit neuem Staatswappen.
Ludwig (1786-1868) suchte auch nach anderen Ideen, um das neu geschaffene Land zu einen. Auch das Oktoberfest sollte ein Fest für die Identität und für die Liebe zum Königshaus sein, wie Loibl sagte. Beim Trachtenumzug sollten Trachten aus dem ganzen Land gezeigt werden. Nur: Das habe zunächst nicht recht funktioniert, da kaum jemand mehr Trachten getragen habe zu dieser Zeit. „Aber der Anfang war gesetzt.“
Zur Silberhochzeit Ludwigs und seiner Frau Therese seien tatsächlich Menschen aus ganz Bayern mit ihren Trachten in München präsent gewesen. „Ludwig I. war auch hier der Ideengeber.“
Um aus den unterschiedlichen Landesteilen eine Einheit zu formen, sei Ludwig I. sehr „integrativ und großzügig“ vorgegangen. Schwaben oder Franken sei keine altbaierische Ideologie übergestülpt worden.
Bis aber das Ypsilon im Namen sich durchgesetzt habe, habe es lange gedauert. Das sei typisch für vieles in Ludwigs Amtszeit gewesen, sagte Loibl: „Er hat vieles gewollt, aber vieles war doch sehr verkopft.“ Aber über die Verwaltung und die Schulen habe sich der Name „Bayern“ dann doch schließlich etabliert.
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