Das sind die Stars der Autoshow in Shanghai | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 24.04.2025 11:16

Das sind die Stars der Autoshow in Shanghai

Weltpremiere in Shanghai: Die Mercedes-Studie Vision V kommt mit einem Kino-Screen, Designer-Liegen und Minibar. (Foto: Mercedes-Benz AG/dpa-tmn)
Weltpremiere in Shanghai: Die Mercedes-Studie Vision V kommt mit einem Kino-Screen, Designer-Liegen und Minibar. (Foto: Mercedes-Benz AG/dpa-tmn)
Weltpremiere in Shanghai: Die Mercedes-Studie Vision V kommt mit einem Kino-Screen, Designer-Liegen und Minibar. (Foto: Mercedes-Benz AG/dpa-tmn)

Sie kaufen nicht nur mehr Autos als jedes andere Volk. Sie sind auch unter den Herstellern längst zu einem der Hauptdarsteller geworden: Nirgends dreht sich die PS-Welt schneller als in China – selbst wenn sie dort mittlerweile mehrheitlich elektrisch angetrieben wird. 

Während Motormessen in anderen Ländern in die Bedeutungslosigkeit abdriften, ist die Autoshow im Shanghai ein viel beachteter und millionenfach besuchter Branchengipfel. Allerdings mit neuen Rollen: Wo der Westen lange Jahre das Geschehen dominiert hat, geben nun zumeist die heimischen Hersteller wie Nio und BYD den Ton an. 

Doch immerhin haben die Importeure um Mercedes, Audi und Co. ihre Schockstarre der Pandemie-Jahre so langsam überwunden und sind in diesem Jahr mit ein paar vielversprechenden Premieren wieder dabei. Das sind die zehn spannendsten und wichtigsten Modelle, die gezeigt wurden:

1. Mercedes Vision V: Deutschlands dickstes Ding

Die Zeiten, in denen die S-Klasse das Maß aller Dinge war, enden langsam - zumindest in Asien. Denn hier ist Raum der wahre Luxus, und die Elite lässt sich deshalb lieber im Van chauffieren als in der Limousine. Das haben sie jetzt auch bei Mercedes verstanden und stimmen mit einer Studie auf die nächste Generation der V-Klasse ein.

Sie heißt Vision V und geht bei mehr als 5,50 Metern Länge zugleich als Deutschlands dickstes Ding auf der Messe durch: mit einem Kino-Screen über die gesamte Fahrzeugbreite, Designer-Liegen und Minibar, einem flüsterleisen E-Antrieb der nächsten Plattformgeneration und so viel Zierrat, dass sie auch ein Maybach-Logo tragen könnte. 

Zwar will Mercedes die V-Klasse zum VLS adeln und vollends in die Pkw-Familie holen, doch los geht's 2026 zunächst mit bürgerlicheren Varianten. Dafür dann auch in Stuttgart und Salzgitter, und nicht nur in Shanghai.

2. Nio Firefly: Glühwürmchen im Großstadtdschungel 

Bislang hat Nio zwar mit Autos wie zuletzt dem ET9 großen Eindruck geschunden, doch die Stückzahlen des chinesischen Start-ups sind noch bescheiden. Erst recht in Europa. Das will Firmenchef William Li jetzt mit einer zweiten Marke ändern und lanciert deshalb den elektrischen Firefly. 

Der 4,01 Meter lange Viertürer, der auf Deutsch Glühwürmchen heißt, soll im Großstadtdschungel gegen Modelle wie den Mini oder den Fiat 500 antreten. Nach Deutschland kommt er in den nächsten zwölf Monaten zu Preisen, die bei rund 30.000 Euro beginnen werden, heißt es auf der Messe. 

3. VW ID-Studien: Trio der Hoffnung

VW war in China lange die Nummer eins - bis die Niedersachsen jäh von BYD vom Thron gestoßen wurden. Nun wollen sie sich zumindest die Spitzenposition unter den ausländischen Marken sichern und dafür allein in den nächsten zwei Jahren über 30 neue Autos bringen. Als Vorboten darauf zeigen sie in Shanghai die drei Studien ID.Evo, ID.Aura und ID.Era, die den Geschmack ganz unterschiedlicher chinesischer Kundengruppen treffen sollen. 

Warum das auch uns Europäer interessieren sollte? Weil das die ersten elektrischen VW-Modelle mit 800-Volt-Technik für schnelles Laden sind und weil die Wolfsburger im ID-Era erstmals mit der Idee vom Range Extender flirten. Dort erzeugt ein kleiner Verbrenner während der Fahrt den Strom für die E-Maschine, ergänzt so die vergleichsweise kleine elektrische Reichweite von 300 Kilometern und ermöglicht einen Aktionsradius von mehr als 1000 Kilometern. In China weit verbreitet, hat diese Technologie in Europa bislang wenig Aufmerksamkeit erregt – was sich mit der VW-Studie ändern dürfte.

4. Audi E5 Sportback: Ohne Ringe in den Ring

Genau wie Mutter VW ist auch Tochter Audi in China arg gebeutelt und dort mittlerweile ziemlich angestaubt. Deshalb erfinden sich die Bayern zusammen mit dem Kooperationspartner SAIC gerade neu und lancieren für das Reich der Mitte eine eigene Marke: Nur in Großbuchstaben geschrieben, mit eigenem Design – und zum ersten Mal auch ohne die vier Ringe. 

Der Erstling ist ein Sportback mit dem Kürzel E5, der es dank SAIC-Plattform auf 750 Kilometer Reichweite bringt, in zehn Minuten für knapp 400 Kilometer nachladen kann und innen einem ganz neuen Stil folgt. Nach Europa wird er es zwar nicht schaffen, doch vor allem das Entwicklungstempo wollen die Bayern importieren und so auch ihre heimische Palette schneller zukunftsfest machen.

5. Zeekr 9X: Zu Höherem berufen

Bislang hat die chinesische Volvo-Schwester Zeekr bei uns vor allem mit dem Kleinwagen X und dem großen Crossover 001 von sich reden gemacht. Doch jetzt fühlt sich der Newcomer zu Höherem berufen und zeigt mit dem 9X einen XXL-Geländewagen, der es mit einem Mercedes GLS genauso aufnehmen kann wie mit einem Rolls-Royce Cullinan. 

5,30 Meter lang, fährt er wahlweise voll elektrisch oder mit Range Extender und kann trotz seines stattlichen Formats in kaum mehr als drei Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen. Die Reichweite gibt Zeekr mit bis zu 900 Kilometern an und den Preis schätzen chinesische Beobachter auf umgerechnet deutlich unter 100.000 Euro. 

6. Denza Z: Der Elfer für die Generation E

Waren bislang zumindest die europäischen Sportwagen gegen Konkurrenten aus China gefeit, nagt jetzt die vornehme BYD-Schwester Denza mit dem Z am Podest des Porsche 911. Das zweitürige Coupé mit vier Sitzen kommt mit seinen drei Motoren auf schier irrwitzige 875 kW/1190 PS, schafft den Standardsprint auf 100 km/h in weniger als drei Sekunden und erreicht bis zu 300 km/h - zu Grundpreisen, die bei nicht einmal 40.000 Euro taxiert werden. 

7. Maextro S800: Ein wendiger Luxusliner

Gegen ihn wirken selbst ein Rolls-Royce und ein Maybach zierlich. Denn mit 5,48 Metern rühmt sich der Maextro S800 als längste Limousine aus dem Reich der Mitte. Der Luxusliner aus dem Joint Venture des Telefongiganten Huawei mit dem Autobauer JAC punktet nicht allein mit Präsenz, Protz und Platz. Für Preise von umgerechnet 132.000 bis 198.000 Euro gibt es den gleichen Sternenglanz wie bei den Briten, mehr Komfort als bei den Schwaben und einmal mehr ein Gimmick am Fahrwerk. 

Weil die Hinterachslenkung viel aggressiver ist als bei S-Klasse & Co wedelt der S800 im Werbevideo förmlich zwischen geparkten Maybachs umher und lässt die Limousinen aus Europa damit buchstäblich weit hinter sich. 

8. Xiaomi SU7 Ultra: Der elektrische Überflieger

Kein Autohersteller ist in China derzeit so angesagt wie Xiaomi, der sich eigentlich als fernöstliche Alternative zu Apple einen Namen gemacht hat. Doch seit der Konzern den Gran Turismo SU7 baut, interessiert sich im Reich der Mitte kaum noch jemand für Konkurrenten wie den Porsche Taycan. 

Und jetzt legt Xiaomi mit dem SU7 Ultra noch einmal nach: Denn in der Topversion leisten die drei Motoren 1138 kW/1548 PS, ermöglichen Sprintwerte unter zwei Sekunden und ein Spitzentempo von 350 km/h. Und weil offenbar auch die Fahrwerker ihren Job verstehen, pulverisieren die Chinesen gerade alle Rundenrekorde. 

Dabei ist der Flachmann gemessen an seinen Eckdaten fast ein Schnäppchen: Stark wie ein Bugatti und schnell wie ein Porsche 911 in den Top-Versionen wird er in China für Preise ab umgerechnet etwa 75.000 Euro verkauft. 

9. Smart #5: Einst klein, jetzt groß

Die Zeiten, in denen Smart mal ein Stadtauto war, sind offenbar endgültig vorbei. Seit die Chinesen bei der einstigen Mercedes-Schwester das Sagen haben, bauen sie Crossover oder SUV und lassen jetzt mit dem #5 ihr Größten von der Leine. Mit 4,70 Metern fast doppelt so lang wie der eingestellte ForTwo und immer elektrisch angetrieben, kann er in Deutschland zu Preisen ab 45.900 Euro bestellt werden. Damit liegt er rund zehn Prozent über dem #1, mit dem vor drei Jahren die Neuausrichtung der Marke begonnen hat. 

10. Chery Flugauto: Die Luftnummern der Zukunft

Da soll noch einer sagen, es mangele den Chinesen an Fantasie und Innovationskraft: Während bei uns gerade ein Projekt nach dem anderen in die Pleite schlittert, stehen auf der Autoshow ein halbes Dutzend neuer Flugautos an den Messeständen, unter anderem beim Hersteller Chery. 

Das sind zwar alles noch Studien und selbst die meisten Prototypen und Technologieträger sind noch nicht abgehoben. Doch hat zumindest in China kaum jemand Zweifel daran, dass diese Luftnummern bald aufsteigen und die neuen Business-Modelle buchstäblich fliegen werden. Nicht umsonst hat die Regierung in Peking ein milliardenschweres Förderprogramm aufgelegt. 

Und wer trotzdem noch zweifelt, den erinnern Beobachter wie der Pekinger Autojournalist Henry Yu an chinesische Autoshows vor 10, 20 Jahren: „Damals hätte auch keiner gedacht, dass die ganzen Elektroautos mal in Serie gehen. Und heute fährt bei uns kaum mehr jemand mit einem Verbrenner.“

© dpa-infocom, dpa:250424-930-462519/1


Von dpa
north