Demo in Lenkersheim: Das lange Warten auf die Umgehung für die B470 | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 30.04.2025 17:18, aktualisiert am 02.05.2025 11:04

Demo in Lenkersheim: Das lange Warten auf die Umgehung für die B470

Seit 17 Jahren wird die Umgehung gefordert. Doch die Bundesstraße 470 führt immer noch durch Lenkersheim.  (Foto: Katrin Merklein)
Seit 17 Jahren wird die Umgehung gefordert. Doch die Bundesstraße 470 führt immer noch durch Lenkersheim. (Foto: Katrin Merklein)
Seit 17 Jahren wird die Umgehung gefordert. Doch die Bundesstraße 470 führt immer noch durch Lenkersheim. (Foto: Katrin Merklein)

Es wurde mal wieder laut am Mittwoch im Bad Windsheimer Ortsteil Lenkersheim. Seit 17 Jahren kämpft dort die Initiative „Die Ortsumgehung muss her“ für mehr Lebens- und Wohnqualität für eine Umfahrung der B470. Mit einer Demonstration brachten die rund 80 Teilnehmer die „Dringlichkeit zum Ausdruck.“

Teilnehmende der Demonstration trafen sich um 16 Uhr am FSV-Sportplatz in Lenkersheim. Laut Schätzungen der Polizei nahmen 50 Personen an der Demo teil. Angeführt vom Musikverein Lenkersheim zog der Tross im Anschluss zum Markgrafenplatz. Kinder mit Tretschleppern und Rollern, Erwachsene mit Schildern und bemalten T-Shirts, auf denen sie auf die mehr als 15.000 Fahrzeuge aufmerksam machten, die täglich durch ihren Ort rollen und ihre Lebensqualität beeinträchtigen.

Bürgermeister fordert rasches Handeln

20 Minuten sollte die Bundesstraße dafür gesperrt werden, im Laufe der Veranstaltung dann noch zwei weitere Male für jeweils zehn Minuten. So wie es auch bei vorangegangenen Demonstrationen immer der Fall gewesen war. Doch auch nach 20 Minuten rollten weder Autos noch Lastwagen am Versammlungsort vorbei. Heiko Dürr, der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bad Windsheim, hatte mit seinen Kollegen kurzerhand entschieden, den Verkehr aus Sicherheitsgründen großräumig umzuleiten.

Bad Windsheims Bürgermeister Jürgen Heckel ist einer der Gründer der Initiative. „Vor 15 Jahren wurde uns von allen Ministern versprochen, dass etwas passiert. Wir erwarten, dass das jetzt endlich eingehalten wird“, betonte Heckel, der selbst in Lenkersheim lebt, in seiner Ansprache.

Dass das alles so lange dauert, dafür macht Heckel auch die „Bürokratie in Deutschland“ verantwortlich. „Die ist schon unerträglich. Bis diese ganzen Dinge abgearbeitet sind. Und wieder Artenschutz und wieder kommt die europäische Richtlinie und die bayerische und die deutsche Richtlinie und irgendwann wird’s dann zwar wahr werden, aber verstehen tut das keiner mehr.“

Planung steht seit langem

Im gleichen Atemzug erklärte Heckel aber auch, „die vertrauensvolle Zusammenarbeit eines Bürgermeisters Heckel mit der Regierung von Mittelfranken und dem Staatlichen Bauamt funktioniert einwandfrei.“ Man sei heute an einem Punkt angelangt, an dem man vor 17 Jahren nie geglaubt hätte, irgendwann einmal zu stehen. Das Dorf Lenkersheim habe immer zusammengehalten und „17 Jahre gemeinsam an der Front gekämpft.“

Er sei es gewesen, der „alles ins Rollen“ gebracht und erste Erfolge erzielt habe, freilich mit der Unterstützung beispielsweise des damaligen parlamentarischen Staatssekretärs Christian Schmidt (CSU), der mit seinem Einsatz die Umgehung in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gebracht habe. Andere Politiker seien im Lauf der Jahre „auf den Zug aufgesprungen“ und wollten nun die Lorbeeren, die der Initiative gehörten, einheimsen. „Wenn einer der Schaffer der Umgehung ist, dann steht er hier leibhaftig da“, sagte Heckel und deutete auf sich selbst.

Streit der Politiker um ihre Verdienste

Damit sprach der Bürgermeister an, was ihm tags zuvor sauer aufgestoßen war. CSU-Stadtrat Bernhard Kisch hatte als „Erster Bürgermeister a.D.“ zu der von Ortssprecherin Erika Löblein organisierten Demonstration eingeladen. In dem Schreiben, das in den sozialen Medien und per Whatsapp die Runde machte, reklamierte dieser den Stand der Planungen für die Umgehung vor allem als Verdienst der CSU Bad Windsheim.

Dass es ein großer Verdienst auch von Hans Herold – damals in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter – war, daran musste Herold selbst erinnern. „Ohne den Hans Herold würden wir heute wahrscheinlich nicht da stehen.“ Er war in Vertretung von Landrat Christian von Dobschütz (CSU) zur Demo gekommen. Herold hatte 2014 dafür gesorgt, dass die Ortsumgehung Markt Bibart – dort gab es bereits einen Kreisverkehr und alle seien zufrieden gewesen – aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wurde und stattdessen Lenkersheim aufgenommen wurde. Das bestätigte Heckel. Er habe dies nicht unter den Tisch fallen lassen wollen und sei Herold dafür sehr dankbar.

Hoffnung auf Baubeginn 2027

Die Lenkersheimer stünden zu „95 oder sogar 99 Prozent“ hinter der Ortsumgehung betonte Heckel. Das sei auch ein Grund, warum man heute mit den Planungen so weit vorangekommen sei, betonte Herold. Denn ein solcher Rückhalt aus der Bevölkerung zeige, dass mit wenig Widerstand zu rechnen ist und sei allein deshalb ein gewichtiges Argument, es auch von politischer Seite aus voranzutreiben.

Eine Hochrechnung für das Jahr 2035 prognostiziere 16.300 Fahrzeuge täglich. Es sei dringend notwendig, die Maßnahme parteiübergreifend zu unterstützen, so Herold. Den Behörden dürfe man keinen Vorwurf machen, die hätten erst 2016 anfangen dürfen, zu planen. Mittlerweile warte man laut Heckel auf den Planfeststellungsbeschluss von der Regierung von Mittelfranken. Sobald dieser endlich vorliege, könnten die Bagger rollen. Heckel hofft weiter auf einen Baubeginn 2027 und eine Fertigstellung bis 2028/2029.


Von Katrin Merklein und Anna Beigel
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