Deutsche Exporte ziehen an - Erholung im Geschäft mit USA | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 07.11.2025 11:48

Deutsche Exporte ziehen an - Erholung im Geschäft mit USA

Die deutschen Exporte haben im September zugelegt.  (Foto: Oliver Berg/dpa)
Die deutschen Exporte haben im September zugelegt. (Foto: Oliver Berg/dpa)
Die deutschen Exporte haben im September zugelegt. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Nach einem Dämpfer im Sommer haben die deutschen Exporte im September überraschend deutlich zugelegt. Bereinigt um Kalender- und Saisoneffekte lagen sie mit 131,1 Milliarden Euro rund 1,4 Prozent über dem Vormonat, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Dazu trug eine Erholung im US-Geschäft bei. Von einem dauerhaften Aufschwung wollen Volkswirte und Experten aber nicht sprechen: Zu groß sind die Unsicherheiten im Welthandel.

Im schwierigen US-Markt mit seinen hohen Zollschranken konnten die deutschen Unternehmen im September mehr Waren absetzen als im Monat zuvor. Nach fünf Monaten teils heftiger Rückgänge betrug das Volumen auf dem wichtigsten deutschen Exportmarkt 12,2 Milliarden Euro - eine Steigerung um 11,9 Prozent im Vergleich zum sehr schwachen August. 

Zollabkommen mit der EU zum August

Der Abstand zum von Zöllen unbelasteten September 2024 beträgt aber immer noch minus 14 Prozent. Hier zeigen sich die Einbußen infolge des von Präsident Donald Trump angefachten Zollkonflikts. Erst zum August hatten USA und Europäische Union ein Zollabkommen erreicht, das gleichwohl für sehr viele Produkte Zollerhöhungen festgeschrieben hat. 

ING-Volkswirt Carsten Breski erwartet, dass die US-Zölle ihre Wirkung erst in den kommenden Monaten voll entfalten. Von den Einbußen nach Trumps „Befreiungstag“ hätten sich die deutschen Exporte nicht vollständig erholt. Zudem sinke die Nachfrage nach deutschen Produkten in China und wachse die Konkurrenz der Chinesen auf den Weltmärkten. 

BGA sieht Sondereffekte

Der Außenhandelsverband BGA will noch keine Kehrtwende erkennen, weil die strukturellen Probleme am Standort bestehen blieben. Es brauche weiterhin grundlegende Reformen und Bürokratieabbau, um Jobabbau und Standortabwanderung abzuwenden, erklärt BGA-Präsident Dirk Jandura. 

Die jüngste Erholung der Exporte führt er auf Sondereffekte zurück: „Die Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA hat ein gewisses Maß an Verlässlichkeit geschaffen. Dies führte zu Nachholeffekten bei unserem größten Auslandsmarkt. Letztlich hat sich jedoch vor allem der Außenhandel mit den EU-Staaten erneut als tragende Säule erwiesen.“

Zölle drücken globales Handelsvolumen

Die Zölle und andere Handelsbeschränkungen wirken sich nach Einschätzung des Kreditversicherers Allianz Trade negativ auf den gesamten Weltmarkt aus. Dessen Wachstum von aktuell rund 2 Prozent werde sich in den beiden kommenden Jahren noch weiter verringern auf 0,6 beziehungsweise 1,8 Prozent.

Deutschland als Exportnation werde im besonderen Maße vom Protektionismus getroffen: Rund 25 Prozent der deutschen Ausfuhren unterliegen derzeit Zöllen, während es 2023 nur 2 Prozent gewesen seien. 

Außenhandelsüberschuss geht zurück

Den weltweiten Exporten der deutschen Wirtschaft standen im September Importe im Wert von 115,9 Milliarden Euro gegenüber - ein Plus von 3,1 Prozent. Die Außenhandelsbilanz schloss damit unter dem Strich mit einem Überschuss von 15,3 Milliarden Euro ab, nach 16,9 Milliarden Euro im August.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat September 2024 nahmen die Exporte um 2,0 Prozent und die Importe um 4,8 Prozent zu. Steigerungen erzielten die Exporteure vor allem im Handel mit europäischen Abnehmern. Nach China sanken die Exporte um 2,2 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. 

Exportschwäche trifft deutsche Wirtschaft

Die exportorientierte deutsche Wirtschaft steckt seit längerer Zeit in einem Konjunkturtief. In den vergangenen beiden Jahren schrumpfte die Wirtschaftsleistung. 

Zuletzt hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) klargemacht, dass sie noch eine lange Durststrecke erwarte. DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov begründete ihre pessimistische Sicht mit der Investitionszurückhaltung der Betriebe und schlechten Exportaussichten. 

Für das laufende Jahr erwartet die Bundesregierung und führende Wirtschaftsforschungsinstitute nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Die zuversichtlicheren Erwartungen für 2026 mit einem Plus von 1,3 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt stützen sich wesentlich auf die geplanten Milliarden-Ausgaben der Bundesregierung für Verteidigung und Infrastruktur. Die DIHK erwartet dagegen 2026 nur ein Wachstum von 0,7 Prozent.

© dpa-infocom, dpa:251107-930-262244/1


Von dpa
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